Ist gut auch gut genug?
Als Dr. C.C. Wei, CEO von Taiwan Semiconductor, zu Beginn der Berichtssaison die Wachstumsprognose für den Halbleitermarkt auf „nur“ 10 Prozent senkte, gab die Nvidia-Aktie an einem einzigen Tag um 10 Prozent nach. So hoch sind die Erwartungen, die der Markt an Nvidia stellt. Am 22. Mai stellt Nvidia selbst die Quartalszahlen vor und die große Frage ist, in welche Richtung das Pendel ausschlägt.
Die Mehrheit der Analysten empfiehlt Nvidia jedenfalls weiter zum Kauf. Dabei folgt jede Berichtssaison ihren eigenen Regeln. Dieses Jahr könnte das Motto lauten: Gut ist leider nicht gut genug. Entscheidend wird daher sein, welche Aussagen Nvidia zum weiteren Geschäftsverlauf treffen wird. Die aktuellen Jahreserwartungen sehen ein Ergebnis pro Aktie von 12,06 US-Dollar (+400 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und einen Umsatz von 60,92 Milliarden US-Dollar (+240 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) vor.
Wenn diese Erwartungen erfüllt werden, dann könnte sich ein interessantes Bild für die Bewertung der Aktie ergeben: Das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt etwa bei 74. Treten die Prognosen ein, würde sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 37 ergeben. Das läge nicht nur weit unter dem fünfjährigen Durchschnitt von 80, sondern auch unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 57.
Die Analystenempfehlungen und ambitionierten Marktvorhersagen spiegeln wider, welch hohe Erwartungen an Nvidia gerichtet werden. Die bevorstehende Veröffentlichung der Quartalszahlen wird nun als Test angesehen, ob die hohe Bewertung der Aktie gerechtfertigt ist. Besteht Nvidia den Quartalszahlen-Test, dann könnte die Aktie eine attraktive Investitionsmöglichkeit bieten, insbesondere wenn die Bewertung im Vergleich zu den langfristigen Durchschnitten günstiger wird. Darüber werden die tatsächlichen Quartalsergebnisse und die zukünftigen Geschäftsaussichten entscheiden. Die historischen Leistungssteigerungen sind jedenfalls unverändert stark.