Die Unabhängigkeit der Fed gerät ins Wanken
Mit seiner jüngsten Attacke auf den einst von ihm ernannten Fed-Vorsitzenden Jerome Powell verschärft Donald Trump den Konflikt um die Geldpolitik in Washington. Der US-Präsident fordert erneut sofortige Zinssenkungen und spielt öffentlich mit dem Gedanken der Absetzung Powells. Mit dieser Drohung stellt er die bislang als unantastbar geltende Unabhängigkeit der Fed infrage und zwingt Investoren, die Verlässlichkeit des US-Dollar als ultimativen sicheren Hafen neu zu bewerten.
Leidet aber die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank, verlangt der Markt höhere Risikoprämien. Steigende Renditen verteuern wiederum die ohnehin aufgeblähte US-Staatsverschuldung, bremsen das Wachstum und nähren Inflationssorgen. Vor diesem Domino-Effekt hatte Powell zuletzt gewarnt und eine übereilte geldpolitische Lockerung verweigert. Trump hingegen braucht billigeres Geld, um die konjunkturellen Folgen seiner erratischen Handelspolitik zu kaschieren.
Als Folge rückt Europa stärker in den Fokus globaler Kapitalströme. Die EU ist dazu gezwungen, enger zusammenzurücken, verstärkt in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren und ihre strategische Autonomie zu festigen. Gleichzeitig kann die EZB vorsichtig Spielräume für Zinssenkungen ausloten, ohne die Inflationserwartungen zu destabilisieren. Für Europa entsteht so ein sowohl fiskalischer als auch geldpolitischer Rückenwind, der den Euro sowie den europäischen Aktienmarkt strukturell stützt. Die Gemeinschaftswährung hat bereits aufgewertet und kann die technische Marke von 1,20 EUR/USD in den Blick nehmen.
Als klassische Fluchtwerte bleiben der Schweizer Franken und Gold. Die Schweizer Nationalbank SNB dürfte allzu abrupte Aufwertungen des Schweizer Franken dämpfen, doch in Phasen erhöhter Volatilität und angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen bietet er ebenso wie Gold soliden Werterhalt. An den Aktienmärkten verstärkt sich auch der Trend zur regionalen Umschichtung: US-Titel geraten unter relativen Druck, während europäische Qualitätsaktien attraktiver werden.
Anleger sind gut beraten, ihre US-Dollar-Risiken aktiv zu steuern. Gleichzeitig bleibt aber Flexibilität entscheidend: Kehrt Washington zur politischen Vernunft zurück, müssen sich Positionen rasch anpassen lassen. Bleibt der Kurs hingegen unverändert, ist das Portfolio bereits robust aufgestellt.