Sind die Märkte zu Recht verunsichert?
Nach mehreren nahezu inflationsfreien Jahren erleben wir derzeit so etwas wie ein Comeback der Teuerungsraten. In den USA etwa stieg die Inflation von 0,1 % im Mai 2020 auf zuletzt 1,4 %. Die Preissteigerungen, die wir jahrelang eher auf dem Immobilien- und Finanzmarkt sahen, scheinen auch an der Supermarktkasse zurück zu sein.
Für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank liegt auf der Hand, was die Preise treibt: „Nach dem pandemiebedingten Einbruch im Frühjahr 2020 hatten die Öl- und Rohstoffpreise Boden gut zu machen und sind stark gestiegen.“ Darüber hinaus lief etwa in Deutschland zum Jahreswechsel die Mehrwertsteuersenkung aus und in den USA wurde die Anhebung des Mindestlohns angekündigt. „Hausgemachte Einmal- und Basiseffekte sind kein Grund zur Aufregung“, so Behring. Er hält es eher für denkbar, dass die nach wie vor niedrige Kapazitätsauslastung in der Industrie und der schwierige Arbeitsmarkt den Preisauftrieb perspektivisch bald wieder bremsen könnten. Von einem dramatischen Anspringen der Inflation könne also erst einmal nicht die Rede sein. „Über das Jahr 2021 hinaus mag das anders aussehen“, so Marko Behring. Auch dafür gebe es Gründe. „Derzeit haben wir es jedoch mit einer kurzfristigen Reaktion zu tun, nicht mit einer echten Bedrohung.“
Was die Märkte so aufgeschreckt, ist jedoch die Sorge, dass ein Ansteigen der Inflation die Notenbanken auf den Plan ruft und dass diese von ihrer lockeren Geldpolitik abrücken könnten. Auch diese Angst hält Behring für unbegründet. Sowohl US-Notenbankchef Jerome Powell als auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hätten sich bereits relativ eindeutig geäußert: „Für eine schnelle Abkehr von der sehr expansiven Geldpolitik steht zu viel auf dem Spiel“, meint Behring. „Sie würde nicht nur die Aktienmärkte empfindlich treffen, sondern angesichts stark steigender Staatsschulden auch die Angst vor einer Schuldenkrise wieder befeuern.“
Für den Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank stellt die beobachtete Inflation daher noch keine Gefahr dar – weder für die Aktienmärkte noch für die Geldwertstabilität.