Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 14.04. – 17.04.2020

DAX

An den Börsen wird derzeit viel Hoffnung gehandelt. Hoffnung darauf, dass sich die Weltwirtschaft in Form eines „V“ erholt und zugleich die Gewinne der Unternehmen weniger stark einbrechen als befürchtet. Nicht anders ist der jüngste Kursanstieg zu erklären. Mit relativ geringem Umsatzvolumen konnte der DAX die wichtige Hürde bei 10,279 Punkten überwinden und im weiteren Verlauf den Widerstandsbereich zwischen 10.000 und 10.500 Punkten nach oben verlassen. Vermeintlich gute Konjunkturdaten aus China werden für Käufe zum Anlass genommen. Auch die Hoffnung auf eine allmähliche Lockerung der Maßnahmen treibt die Kurse. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass es sich wahrscheinlich um eine Bärenmarktrallye handeln könnte. Rückschläge sollten daher mit einkalkuliert werden. Eine schnelle Erholung der Konjunktur scheint aktuell ausgeschlossen. Die in den Aktienkursen aktuell enthaltenen Gewinnschätzungen basieren auf Zahlen vor dem Ausbruch der Pandemie. Bei Vorliegen von aktuellen Zahlen dürfte sich zeigen, dass die derzeitigen KGVs von rund 12 deutlich zu niedrig sind. Mit Kursabschlägen sollte daher gerechnet werden.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Donnerstag mit einem Punktestand von 2.892 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen Kursgewinn von 8,42%. Der europäische Aktienmarkt reagierte vergangene Woche positiv auf erste Lockerungssignale aus Österreich und auf die Abflachungstendenzen bei den europäischen Neuinfizierten. Des Weiteren erweisen sich die staatlichen Rettungspakete als hilfreich und die Fed veröffentlichte am Donnerstag ein weiteres umfassendes Kreditprogramm, das u.a. sogar den Aufkauf von High Yield Anleihen beabsichtigt. Charttechnisch betrachtet blieb der VStoxx vergangen Woche erneut unter der 50 Punktemarke, sodass die sukzessive Stabilisierung voranschreitet und sich die Bollinger-Bänder weiter annähern. Die wichtigen Marken des Aufwärtsszenarios aus vergangener Woche konnten überwunden werden, sodass der Euro Stoxx 50 charttechnisch ein gutes Bild abgibt und in einem Aufwärtsszenario die 3.000 Punkte avisiert werden können. Die 2.800 Punktemarkte sowie die 10-Tages-Linie bei 2.760 Punkten bieten in dieser Woche eine solide Unterstützungszone. Fundamental betrachtet, wird die in den USA anlaufende Berichtssaison (Johnson & Johnson sowie die großen Banken aus dem Finanzsektor) zeigen, ob die Kurserholung fortgesetzt wird oder ob es sich nur um eine Bärenmarktrally handelte und die Umsatzrückgänge von den Analysten zu optimistisch geschätzt wurden.

Dow Jones Industrial

Die US-Indizes hatten eine sehr gute Woche. Der Dow Jones legte um 12,7 Prozent zu und schloss bei 23.719 Punkten. Der S&P 500 hatte gar den größten Wochengewinn seit 46 Jahren zu vermelden. Schlechte Makro-Daten, wie der wöchentliche Anstieg der Arbeitslosen um 6,6 Millionen, wurden vom Markt komplett ignoriert. Wie ernst die Lage immer noch ist, zeigte sich am Donnerstag, als die US-Notenbank bekannt gab, weitere 2,3 Billionen US-Dollar ins System zu pumpen. Wir hatten hier in der Vorwoche den Bereich von 24.000 Punkten als mögliches Kursziel einer Aufwärtsbewegung ausgerufen, mit einem Stand von 23.719 Punkten haben wir dieses Level innerhalb weniger Tage bereits fast erreicht. Am gestrigen Montag konsolidierte der Dow Jones und konnte die 38-Tage-Linie bei 23.633 Punkte nicht überwinden. Er schloss bei 23.390 Punkten. Nach dem starken Anstieg wirken die US-Indizes aus kurzfristiger Sicht etwas überkauft. In Kombination mit dem anstehenden Beginn der Berichtssaison diese Woche können wir erneut einen volatilen Wochenverlauf sehen. Wir glauben allerdings, dass zum aktuellen Zeitpunkt Rücksetzer begrenzt sein sollten und weitere Käufer anziehen werden. Angesichts des aktuellen Set-ups- der US-Börsen gehen wir davon aus, dass diese Rallye aus mittelfristiger Sicht noch Luft nach oben hat. Das Erreichen der 200-Tage-Linie (aktuell bei 26.742 Punkten) stellt ein realistisches Kursziel der aktuellen Bewegung in den nächsten Wochen dar. Zuvor muss jedoch die 50-Tage- Linie (aktuell bei 24.949 Punkten) überschritten werden.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 170,84 Punkten. Auf Wochenbasis bedeutet dies einen Verlust von 127 Ticks. Das Chartbild ist uneinheitlich, obwohl der Bund-Future innerhalb einer engen Spanne handelt. Als negativ schätzen wir die divergente Entwicklung der technischen Indikatoren ein. Unterstützend wirkt der Stochastik, welcher im überverkauften Bereich nach Norden dreht. Allerdings steht der MACD weiter auf Verkauf und das Umsatzvolumen gemessen am DMI lässt nach. Das Chartbild deutet mittelfristig auf weitere Abgaben hin. Sollte der kurzfristig Trend bei 170,18 nicht halten, können wir uns Abgaben Richtung 169,34/66 sowie 167,52 vorstellen. Auf der Oberseite gilt es die Marke 171,13 zu überwinden. Dabei handelt es sich um den Abwärtstrend seit dem Hoch vom 09.03.

Einschätzung

Die jüngsten Kursavancen sind aus unserer Sicht eine Bärenmarktrallye in einem weiterhin bestehenden Abwärtstrend. Eine schnelle Konjunkturerholung – wie von einigen Analysten erwartet – können wir uns nicht vorstellen. Wir rechnen erst im 4. Quartal 2020 mit einer sich bessernden Konjunktur. Für einen langfristig orientierten Anleger können erneute Kurseinbrüche interessant sein, um Positionen aufzubauen.

Stand: 14. April 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Christian Curac

Christian Curac

Als Fondsmanager betreut Christian Curac Publikumsfonds und institutionelle Mandate und ist Mitglied des ESG-Gremiums. Bevor er 2019 zur Fürst Fugger Privatbank kam, war er als Investment Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig und sammelte zudem Erfahrung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem finanzwirtschaftlichen Lehrstuhl. Er besitzt einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg und ist CFA®-Charterholder.

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