Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 08. – 12. Juni 2020

DAX

Der DAX ging am Freitag mit einem Punktestand von 12.847 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen Kurszuwachs von erstaunlichen +10,88 %. Innerhalb der letzten drei Wochen konnte der DAX somit +22,77 % zulegen und den Anschein erwecken, dass die Corona-Pandemie bereits überstanden ist. Der DAX wurde vergangene Woche primär durch die EZB-Entscheidung das Pandemie-Anleihekaufprogramm PEPP um 600 Mrd. zu erweitern und durch das am Mittwochabend vom Koalitionsausschuss beschlossene 130 Mrd. schwere Konjunkturpaket beflügelt. Charttechnisch betrachtet ist das Momentum stark positiv und das RSI mit einem Wert von 75 im „überkauften“ Bereich angekommen. Das Aufwärtspotenzial sollte daher bald bei der 13.000 Punktemarke auf einen größeren Widerstand stoßen. In einem Abwärtsszenario sollte die frisch überwundene 200-Tage-Linie eine Unterstützung darstellen. Fundamental betrachtet erwarten uns heute die deutschen Industrieproduktionsdaten aus dem April, also ein eher alter Hut und am Mittwoch der FOMC Zinsbeschluss sowie am Donnerstag die Konsumentenumfrage der Uni Michigan.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.384 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen erstaunlichen Kurszuwachs von +10,95 %. Innerhalb der letzten drei Wochen konnte der Euro Stoxx 50 somit +22,15 % zulegen und sich sogar doppelt so stark wie der US-Markt entwickeln. Die Ausweitung des Anleihekaufprogramms der EZB sowie das deutsche „Wumms“-Konjunkturprogramm, das auf gesamteuropäischer Ebene ein Statement setzt, erfreut die europäischen Börsen. Aus technischer Perspektive wirkt das Aufwärtspotenzial kurzfristig ausgeschöpft, da das obere Bollinger-Band bei 3.330 Punkten bereits überschritten wurde und der RSI erstmals seit November 2019 mit einem Wert von über 70 das „überkaufte“ Territorium erreicht hat. In einem Gegenszenario sind Rücksetzer bis auf die 10-Tage-Linie bei 3.131 Punkten durchaus möglich. Für den europäischen Handelsstart deuten die Futures auf moderate Verluste hin.

Dow Jones Industrial

Nach den robusten Kursgewinnen der Vorwoche, übertraf der Dow Jones in der vergangenen Woche mit einem Plus von 6,8 % diese noch einmal deutlich. Er schloss bei 27.111 Punkten. Viele Marktteilnehmer, inklusive uns, waren und sind von dem extrem robusten Momentum aktuell überrascht. Erst die Arbeitsmarktdaten für Mai, die am Freitag veröffentlicht wurden, lieferten eine Erklärung. Statt einem erwarteten Arbeitsplatzabbau in Höhe von 7,5 Millionen wurden über 2,5 Millionen Jobs im Mai geschaffen. Die Arbeitslosenquote verbesserte sich somit auf 13,3 %, erwartet war ein Wert von 19,0 %. Der starke Anstieg des Dow Jones hat uns etwas überrascht, da wir zu sehr auf den S&P 500 fokussiert waren, der bereits die 200-Tage-Linie überschritten hatte. Eine so starke Sektorrotation hin zu Industrie, Energie, Finanzwerten und Small Caps hatten wir nicht auf dem Schirm. Inzwischen hat auch der Dow Jones die wichtige 200-Tage-Linie (aktuell bei 26.304 Punkten) überschritten. Diese hatten wir in unserem Marktkommentar vom 14. April bereits als mögliches Ziel einer Aufwärtsbewegung genannt. Wir halten es für wahrscheinlich, dass uns diese Marke in den nächsten Wochen weiter als Anker verfolgen wird. Nach dieser starken Aufwärtsbewegung scheint eine Konsolidierung der Kursgewinne unumgänglich. Das Aufwärtspotenzial sollte zunächst im Bereich von 27.750 Punkten gedeckelt sein. Aus unserer Sicht sind die US-Börsen aktuell an einer entscheidenden Position, dennoch könnte es sich bei der Rallye der letzten Wochen lediglich um eine Bärenmarktrallye handeln. Dann müssten sich die Marktteilnehmer jetzt defensiver positionieren. Die US-Indizes müssen sich aktuell also stabil über der 200-Tage-Linie halten, um eine Bestätigung für weiteres Aufwärtspotenzial generieren zu können. Wir glauben, dass das Aufwärtspotenzial auf Sicht der nächsten Wochen gering ist.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 169,86 und hat in der letzten Woche ca. 200 Ticks verloren. Der sich seit drei Wochen abzeichnende Abwärtstrend wurde im Zuge der breiten Aktienmarktrallye sowie der Ausweitung des europäischen Pandemie-Anleihekaufprogramms weiter bestätigt, sodass der Tiefstwert aus dem März bei 168 die nächstgelegene technische Unterstützung darstellt. Erst wenn die allgemeinen Unsicherheitsfaktoren wieder in die Erwägungen der Markteilnehmer fließen, sehen wir eine Unterbrechung des Abwärtstrends im Bund-Future.

Einschätzung

Die europäischen Aktienmärkte haben vergangene Woche eine atemberaubende Aktienrallye hingelegt. Es ist fraglich, ob noch viele Investoren in diesem reifen Stadium der Rallye zum Einstieg bereit sind, sodass wir im Basisszenario von einer Konsolidierungsbewegung ausgehen und das Aufwärtspotenzial auf Wochensicht als gering erachten.

Stand: 08. Juni 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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