Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 02. – 06. November 2020

DAX

Zwei Ereignisse prägen derzeit das Geschehen an den Aktienmärkten: zum einen die sich immer stärker ausweitende Corona-Pandemie und zum anderen die bevorstehende US-Wahl. In dieser Gemengelage verlor der Deutsche Aktienindex in der vergangenen Handelswoche 1.089 Punkte oder 8,61 %. Der DAX schloss bei 11.556 Punkte. Der massive Ausverkauf in den letzten Tagen hat zu einer stark überverkauften Situation geführt. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg bei den Umsätzen waren diese zum Wochenausklang wieder rückläufig. Auch das Verlassen der Bollinger-Bänder deutet auf eine technisch stark überkaufte Situation hin. In der heutigen Eröffnung startet der DAX mit leichten Kursgewinnen. Der zuletzt vorherrschende Seitwärtstrend wurde im Zuge der Abwärtsbewegung nach unten verlassen, ein kurzfristiger Abwärtstrend hat sich gebildet. Um wieder Richtung 12.035/12.097 Punkten (Gap und 200-Tage-Linie) zu tendieren, sollte der DAX schnell die Marke von 11.650 Punkten überwinden. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen bei 11.450 Punkten gefolgt von 11.340 sowie 11.200 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 2.958 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen Kursverlust von -7,50 %. Die Einführung von Lockdown-Maßnahmen in den größten europäischen Volkswirtschaften sowie durchwachsene Unternehmenszahlen sorgten für den größten Wochenverlust seit März 2020. Hinzu kam, aufgrund der US-Präsidentschaftswahl, die diese Woche am Dienstag stattfindet, noch eine erhöhte Grundvolatilität. Sollte bis Donnerstag kein eindeutiger Wahlsieger feststehen, ist mit weiteren erheblichen Kursturbulenzen zu rechnen. Charttechnisch betrachtet, hat sich in den vergangenen Wochen ein leichter Abwärtstrend abgezeichnet, da der Euro Stoxx 50 an seinem neuralgischen Wendebereich bei ca. 3.270 Punkt stets abprallte. Zuletzt nahm die Abwärtsbewegung jedoch solch eine Dynamik, dass sogar der Stabilisierungsbereich bei 3.150 bis 3.200 Punkten sowie die psychologisch wichtige 3.000 Punktemarke durchbrochen wurden. In den vergangenen Monaten wurden Markteinbrüche meist von rapiden Gegenbewegungen begleitet. Diese „buy-the-dip“-Mentalität ist jedoch nicht mehr zu erkennen, woraus sich schließen lässt, dass die Risikobereitschaft signifikant nachgelassen hat und die Rezessionsängste wieder überhandnehmen. Aus technischer Sicht ist eine vorsichtige Haltung angebracht, da die Verkaufswelle trotz eines überverkauften Markts noch nicht ganz abgeflacht zu seien scheint. Charttechnische Marken rücken in dieser für Europa relevanten Wahlwoche jedoch tendenziell in den Hintergrund. Die europäischen Börsen starten leicht positiv in diese politisch geprägte Woche.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche deutlich und verlor 6,5 %. Er schloss bei 26.502 Punkten. Die US-Märkte scheinen in den letzten Wochen begonnen zu haben einen Wahlsieg der Demokraten einzupreisen, was angesichts anvisierter Steuererhöhungen zu einem Gewinnrückgang der US-Unternehmen führen sollte. Auch die Berichtssaison und keine Entspannung seitens der Virus-Problematik belasteten. Dennoch sollten wir in dieser Woche eine gute Opportunität auf eine Gegenbewegung vorfinden, idealerweise nach einer negativen Reaktion der Börsen auf den Wahlausgang. Eine zunächst negative Reaktion auf den Wahlausgang würde für einen ausgewaschenen Markt sorgen, während eine positive Reaktion aus unserer Sicht die Chance erhöhen würde, dass wir nach einer (mehrtägigen) Erholung die Korrektur im späteren Novemberverlauf fortsetzen würden. Der Dow Jones testete am Freitag die 200-Tage-Linie (aktuell bei 26.144 Punkten) und fand dort Unterstützung. Um dies mit unserem oben genannten Szenario zu verknüpfen bedeutet dies, dass ein Halten der 200-Tage-Linie nur zu einer Gegenbewegung führen sollte, etwa bis in den Bereich von 27.500 Punkten, um das dortige Gap zu schließen, ein Retest der 200-Tage-Linie aber in den nächsten Wochen wahrscheinlich macht, während ein Bruch dieser Linie und daraus folgenden weiteren Kursverlusten zu einer mittelfristig interessanten Einstiegsmöglichkeit führen würde. Die aktuelle Schwäche hat aus unserer Sicht das Szenario erhöht, dass es sich bei der Erholung seit Ende März nur um eine Bärenmarktrallye handelt.

Bund Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 176,20 %-Punkten. Die Schwäche bei den Aktien hat zuletzt den Bund-Future gestützt, welcher sich in den letzten Handelstagen konstant über der Marke von 176 %-Punkten halten konnte. Aufgrund der negativen Divergenz bei dem Stochastik-Indikator halten wir einen schnellen Anstieg über die Marke von 177 %-Punkten aktuell für nicht sonderlich wahrscheinlich. Unterstützungen lassen sich bei 175 %-Punkten gefolgt von 174,60/79 %-Punkten ausmachen.

Einschätzung

Vergleichbare Verluste an den Aktienmärkten haben wir zuletzt in der ersten Welle der Corona-Pandemie gesehen. Wir erwarten für diese Woche ein anhaltend volatiles Geschehen, vor allem wegen der US-Wahl und positionieren uns daher neutral.

Stand: 02. November 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Vermögensverwaltung

Vermögens­verwaltung

Disruption statt Winterschlaf

Rainer Weyrauch
29. Oktober 2020

Aktien

Die Zeit der stets verbesserten Konjunkturindikatoren scheint vorbei zu sein

Christoph Mertens
Christoph Mertens
28. Oktober 2020

Aktien

Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

Norbert Frey
Norbert Frey
19. Oktober 2020