Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 09. – 13. November 2020

DAX

Wie schnell sich Märkte von einem Extrem zum nächsten bewegen können, zeigte der Handelsverlauf in der letzten Woche. In der Vorwoche gab der DAX über 1.000 Punkte nach. Die bevorstehende US-Wahl sowie die stark steigenden Corona-Neuinfektionszahlen verdarben den Anlegern die Kauflaune. Noch zu Beginn der letzten Woche lag das Tief bei 11.551 Punkten und zum Handelsschluss am Freitag notierte der DAX rund 924 Punkte oder 7,99 % höher und ging mit 12.480 Punkten ins Wochenende. Am Samstag wurde der demokratische Präsidentschaftskandidat zum Wahlsieger erklärt, jedoch wird dies vom amtierenden Präsidenten Donald Trump nicht anerkannt, der weiterhin von Wahlbetrug spricht, ohne jedoch Beweise vorlegen zu können. Dennoch steigen die Aktienmärkte in Asien und Europa zu Wochenbeginn. Der DAX nimmt Anlauf auf die bei 12.776 Punkten verlaufende 90-Tage-Linie. Aktuell scheint es so, als würden die Investoren ihre Sorgen wegen Corona hintenanstellen. Nicht anders ist der massive Kursaufschwung der letzten Tage zu interpretieren. Sollten die geltenden Maßnahmen zur Infektionseindämmung nämlich nicht greifen, droht eine zusätzliche Verschärfung der Maßnahmen, wie wir sie bereits in den Nachbarstaaten sehen. Spätestens dann dürften Konjunktursorgen in den Vordergrund rücken. Bis dahin spricht der saisonale Zyklus für eher steigende Kurse. Erste Hürde auf dem Weg in Richtung der 13.000 Punkte Marke ist die genannte 90-Tage-Linie, gefolgt von 12.850 Punkten. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen bei 12.600 Punkten, gefolgt von 12.370 sowie 12.350 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.204 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen Kursgewinn von 8,31 %. Der für Europa positiv zu bewertende Wahlausgang in den USA führte dazu, dass sich der Euro Stoxx 50 innerhalb weniger Tage nahezu vollständig von seinem Kurssturz erholte. Aus charttechnischer Sicht ist diese rapide Erholung ein positives Zeichen und signalisiert technische Stärke, wodurch ein erneuter Einbruch auf die Tiefs der vergangenen Woche unwahrscheinlich erscheint. Der Euro Stoxx 50 rückt jedoch seinen technischen Widerständen nach einem freundlichen Wochenstart aus dem Vormonat bei der 50- und 100-Tage-Linie (3.215 und 3.255 Punkten) wieder näher und könnte aus den gleichen Gründen wie vorher Probleme bereiten. Zudem befindet sich nach der rapiden Erholung der Euro Stoxx 50 in einer technisch überkauften Gesamtlage, sodass eine mögliche Nachwahlrallye an Kursdynamik verlieren könnte. Die aus dem knappen Wahlausgang möglicherweise resultierenden Neuzählungen oder Klagen könnten für eine erhöhte Marktvolatilität sorgen, sowie die weiter ansteigenden Covid-19 Erkrankungen.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones entwickelte sich in der vergangenen Woche sehr robust und legte um 6,9 % zu. Er schloss bei 28.323 Punkten. Die Vorwoche stand klar im Zeichen der US-Präsidentenwahl, alle Sektoren konnten zulegen. Auch zum Wochenbeginn können wir mit einer positiven Eröffnung rechnen, der Dow Jones Future ist aktuell 1,3 % im Plus, und so könnte er heute den Widerstand im Bereich 28.730 – 29.000 Punkte testen. Auch das Erreichen des Verlaufshochs vom 3. September bei 29.199 Punkten scheint im weiteren Handelsverlauf diese Woche möglich, ebenso das Allzeithoch vom 12. Februar 2020, als der Dow Jones bei 29.551 Punkten schloss. Mehr Potenzial für weitere Kursgewinne sehen wir aktuell ohne vorherige Konsolidierung jedoch nicht, sprich wir rechnen nach einem positiven Wochenauftakt mit einer stärkeren Abschwächung des Momentums. Diese Konsolidierung (die wir erwarten) sollte den Dow zumindest bis in den Bereich von 27.500 – 27.000 Punkten führen. Wir erwarten uns im Marktverlauf der nächsten Wochen nähere Einsichten, ob es sich bei der Erholung seit Ende März lediglich um eine Bärenmarktrallye handelt. Zum aktuellen Zeitpunkt massiv Risikopositionen aufzubauen halten wir für falsch.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 176,27 %-Punkten. Der Bund-Future handelt weiterhin in einer seitwärts gerichteten Bandbreite zwischen 175 %-Punkten und 177 %-Punkten. Nachdem die Risikoaversion nach der US-Wahl etwas nachlassen dürfte, bleibt das Corona-Geschehen als Belastungsfaktor bestehen. Nicht anders ist es zu erklären, dass der Bund-Future weiter oberhalb der 176 %-Punkte Marke notiert. Dennoch könnte der Bund-Future weiter an Terrain verlieren. Unterstützung findet sich bei 175,82 zu 175,89 %-Punkten. Darunter rückt die Marke von 175 %-Punkten ins Blickfeld. Auf der Oberseite besteht nach wie vor Luft bis zum Kontrakthoch bei 176,83 %-Punkten.

Einschätzung

Die US-Wahl scheint gelaufen, jedoch wird die Hängepartie weitergehen, Prozesse gegen das Wahlergebnis scheinen vorprogrammiert. Dennoch steigen die Börsen, obwohl die zweite Welle der Corona-Pandemie zu immer stärkeren Belastungen für das Gesundheitssystem führt. Aufgrund der Saisonalität könnte der Börsenaufschwung weitergehen, allerdings bleiben die Belastungsfaktoren bestehen.

Stand: 09. November 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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