Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 19. – 23. Juli 2021

DAX

Dem Deutschen Aktienindex (DAX) gelang auch in der vergangenen Woche kein Ausbruch aus der übergeordneten Seitwärtsbewegung. Zwar konnte der Index das vorherige Allzeithoch um einige Punkte übertreffen, dieses Niveau letztlich aber nicht halten. Im Wochenvergleich war ein leichter Verlust in Höhe von 0,9 % zu verzeichnen. Per Saldo hält somit die Orientierungslosigkeit der deutschen Standardwerte an. Die jüngsten Hochs bei gut 15.800 Punkten definieren dabei den entscheidenden Deckel auf der Oberseite, während Anleger nach Süden die Tiefpunkte bei 15.309/15.304 Punkten beachten sollten. Ein Abgleiten unter diese Schlüsselmarken würde ein mittelfristiges Top entstehen lassen und ein kalkulatorisches Abschlagspotenzial von rund 500 Punkten nach sich ziehen. Auch die saisonale Komponente mahnt zur Vorsicht, da der Sommermonat August und der September oftmals für Marktkorrekturen anfällig sind.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 4.035 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht -0,81 % ab. Auf Sektorebene gaben der Energie- und Tourismussektor mit jeweils -4,3 % auf Wochensicht am stärksten nach, da die Unsicherheit um die Ausweitung der COVID-19-Delta-Variante die kurzfristigen globalen Wirtschaftsaussichten eintrübt und zu einer leichten Umkehr der Value-Growth Rotation beiträgt. Der europäische Technologiesektor konnte dahingehend die Vorwoche mit +0,4 % abschließen. Aus technischer Perspektive hat sich das Chartbild zur Vorwoche weiter eingetrübt, da sich der Abwärtstrend seit Mitte Juni zu verfestigen scheint. Die Unterstützungszone bei ca. 4.040 Punkten, die sich als solider Wendebereich etablierte, verfügt derzeit über kein Fundament mehr, nachdem sie bereits mehrfach unterschritten wurde. Wir gehen davon aus, dass die 50-Tage-Linie bei 4.005 Punkten getestet wird und Kursbewegungen unter die 3.960 Punktemarke durchaus möglich sind. In einem Aufwärtsszenario sehen wir es als kurzfristigen Erfolg, wenn sich der Euro Stoxx 50 in einem ersten Schritt wieder nachhaltig in die Trading-Range von 4.040 bis 4.120 Punkten halten kann. Im vorbörslichen Futures-Handel deutet sich eine Fortführung der Verkaufsstimmung an.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche leicht um 0,5 %. Er schloss bei 34.688 Punkten. Noch am Donnerstag erreichte er intraday mit einem Stand von 35.092,30 Punkten ein neues Allzeithoch, welches wenige Ticks höher als das bisherige vom 10. Mai 2021 (bei 35.091,90 Punkten) liegt. Was sich in der letzten Woche an den US-Börsen abspielte wird jedoch besser von den marktbreiteren Indizes Nasdaq Composite oder Russell 2000 abgebildet, die 1,9 % bzw. 5,1 % verloren. Trotz höheren Inflationszahlen (+5,4 % auf Jahressicht) und robusten Einzelhandelsumsätzen (+7,3 % auf Jahressicht) sanken die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihe wenige Basispunkte auf 1,3 %. Zyklische Sektoren waren schwach, so verlor der Energie-Sektor 7,7 %, defensive Sektoren wie Versorger und Nichtzyklischer Konsum waren gefragt. Die Konsolidierung in der Vorwoche brachte die dringend benötigte Bereinigung weiter voran, so dass aus unserer Sicht, wenn die US-Börsen jetzt ins Rutschen kämen, sich eine kurzfristige Chance für Marktteilnehmer bieten sollte. Ideal wäre ein Rutsch in den nächsten Handelstagen auf den Bereich von 33.230 Punkten (Verlaufshoch vom 18.03.2021). Wir rechnen zumindest mit einem Test der 90-Tage-Linie (aktuell bei 34.038 Punkten), bei einem Bruch könnte der Dow Jones schnell auf dem genannten Niveau landen. Wir gehen davon aus, dass sich der Dow Jones im weiteren Wochenverlauf jedoch stabilisieren wird, die Konsolidierung der Vorwochen, die insbesondere in den zyklischen Sektoren stattgefunden hat, hat für einen zusehends ausgewaschenen Markt gesorgt, so dass der Dow noch mal einen weiteren Anlauf nach oben zu den Jahreshochs machen sollte. Ein Durchrutschen bis zur 200-Tage-Linie (aktuell bei 31.903 Punkten) sehen wir derzeit als unwahrscheinlich an. Marktteilnehmern, die einen Bounce nach oben spielen wollen, sollten sich bewusst sein, dass die Erholung wahrscheinlich eher kurzfristiger Natur ist, möglicherweise ein niedriges Momentum haben wird und die US-Börsen nochmal günstigere Einstiegskurse bieten werden.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 175,07 %-Punkten. Der Bund-Future konnte seine Kursgewinne in der letzten Woche nach einer kurzen Korrektur weiter ausbauen und die 175 %-Punktemarke erklimmen. Für den weiteren Verlauf stellt sich die Frage, ob der positive Trend anhält oder die Kraft ausgeht. Nachdem die 200-Tage-Linie nach oben hin durchbrochen wurde, scheint ein weiterer Anstieg auf die 176 %-Punktemarke greifbar. Insbesondere wenn sich die Aktienmarktaussicht weiter eintrübt. Die 200-Tage-Linie bei 173,82 %-Punkten sollte eine solide Unterstützung bieten.

Einschätzung

Noch halten sich die Aktienmärkte erstaunlich stabil. Ein mittelfristiges Warnzeichen könnte jedoch die in einigen Indizes zu beobachtende abnehmende Marktbreite sein. Anleger sollten daher ihr Augenmerk verstärkt auf das Risikomanagement legen.

Stand: 19. Juli 2021 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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