Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 28.02. – 04.03.2022

DAX

Die letzte Handelswoche war wahrlich nichts für schwache Nerven. Gleich zu Wochenbeginn fiel der DAX unter die wichtige Unterstützung bei 14.800 Punkten. Zur Wochenmitte schien es zunächst so, als ob sich die deutschen Standardwerte stabilisieren könnten. Diese Stabilisierung war jedoch nur von kurzer Dauer. Im weiteren Wochenverlauf fiel der DAX sogar unter die Marke von 14.000 Punkten. Dank einer sehr freundlichen Marktentwicklung am Freitag verblieb unter dem Strich ein Wochenminus von 475 Punkten oder 3,2 %. Negativ zu werten ist, dass die deutschen Standardwerte die Unterstützung bei 14.800 Punkten deutlich nach unten durchbrochen hatten. Entwarnung aus charttechnischer Sicht kann erst bei einem nachhaltigen Anstieg über diese Marke gegeben werden. Danach sieht es momentan jedoch nicht aus. Vielmehr rückt die nächst tiefer gelegene Unterstützung bei 13.600 Punkten in den Fokus. Erholungen bis zur Marke von 14.800 Punkten haben somit nur einen Erholungscharakter im übergeordneten Abwärtstrend.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.970 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht 2,55 % ab. Der vom russischen Präsidenten Putin gestartete Angriffskrieg gegen die Ukraine führte vergangene Woche zu massiven Marktturbulenzen. Bundeskanzler Scholz beschrieb den Angriff in seiner gestrigen Regierungserklärung als Zeitwende in Europa, die in Deutschland und Europa zu einem Umdenken in puncto Verteidigungsfähigkeit und Energiesicherheit führt. Aufgrund der intransparenten Kriegslage und der allgemein hohen Unsicherheit bleiben die Märkte weiterhin einer hohen Volatilität ausgesetzt. Der Euro Stoxx 50 konnte die wichtige 4.000 Punktemarke nicht halten und rutschte zwischenzeitlich in Sphären herab (ca. 3.770 Punkte), die wir das letzte Mal im März 2021 sahen. Charttechnisch ist der Euro Stoxx 50 anhand des RSI Indikators deutlich überverkauft. Der Momentum- sowie der RMI-Indikator lassen jedoch noch keine deutliche Umkehrdynamik erkennen. Es erwartet uns eine turbulente Woche, die stark davon abhängen wird, inwieweit sich der russische Einmarsch sowie die Sanktionsdynamik entwickelt. Ein Einstieg in der jetzigen Lage ist nur etwas für risikofreudige Anleger, die im Sinne der Börsenweisheit „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ investieren wollen. Auf Sektorenebene entwickelten sich vergangene Woche die europäischen Versorger mit einem Kursgewinn von 2,07 % am stärksten. Europäische Banken gaben mit einem Kursverlust von 6,30 % am deutlichsten nach, da sie zu einem gewissen Teil direkt oder indirekt von den Sanktionen betroffen sein können.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche leicht um 0,1 %. Er schloss bei 34.059 Punkten. Die anderen marktbreiten US-Standardindizes S&P 500 (+0,8 %), Nasdaq Composite (+1,1 %) oder Russell 2000 (+1,6 %) entwickelten sich positiv. Innerhalb des Wochenverlaufs sahen wir hohe Volatilität, der Dow notierte im Wochentief sogar bei 32.231 Punkten und brach damit die wichtige Unterstützungszone im Bereich von 33.000 Punkten, ehe die technisch überverkaufte Indikatorenlage erste Käufer anzog. Die aktuelle Marktunsicherheit wird zwar auch in dieser Woche für eine erhöhte Volatilität sorgen, letztendlich stehen die Chancen auf eine Fortsetzung der Kurserholung aus unserer Sicht sehr gut, aufgrund einer sehr attraktiven Marktcharakteristik, die in einer sehr überverkauften Indikatorenlage begründet ist. Marktteilnehmer sollten sich deshalb zum Wochenstart aufgrund der deutlich im Minus notierenden US-Futures nicht nervös machen lassen. Insofern erwarten wir eine Bewegung in Richtung der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 35.065 Punkten verläuft. Eine Rückeroberung dieser Linie ist elementar, um mittelfristig weiterhin optimistisch für die US-Börsen bleiben zu können. Selbst wenn sich die US-Märkte in einem frühen Bärenmarkt befinden sollten, gehen wir davon aus, dass die Korrektur zum aktuellen Zeitpunkt sehr weit fortgeschritten ist und die US-Märkte nochmals eine investierbare Aufwärtsbewegung starten.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 166,90 %-Punkten. Die Zuspitzung der Ukraine-Krise erhöht die Nachfrage nach 10-jährigen Bundesanleihen und unterbricht deren Abwärtstrend. Die Flucht in Sicherheit beflügelt zudem auch die 10-jährigen US-Staatsanleihen. In Anbetracht der geopolitischen Risiken erscheint eine Straffung der europäischen Geldpolitik nicht mehr selbstverständlich, wodurch der Druck auf die europäischen Peripherie-Staaten abnimmt. Die Zentralbanken werden zwischen Wachstums- und Inflationssorgen abwägen müssen.

Einschätzung

Der Verlauf des Ukraine-Krieges bleibt unberechenbar. Wir bleiben zunächst defensiv positioniert mit einem Fokus auf Qualitäts- sowie Valueaktien. An schwachen Tagen können Investoren mit einem entsprechenden Risikoprofil Positionen aufbauen.

 

Stand: 28. Februar 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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