Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 21. – 25.03.2022

DAX

Der DAX legte in der letzten Woche um 785 Punkte oder 5,76 % zu. Allerdings lohnt ein Blick auf die Handelsspanne. Rund 1.000 Punkte beträgt diese zwischen seinem Tief bei 13.578 Punkten und seinem Hoch bei 14.553 Punkten. Normal ist dies nicht, eher Ausdruck von starker Nervosität der Anleger. Je nach News-Flow zum Ukraine Krieg steigen die Kurse sprunghaft oder fallen erratisch. So stellen wir uns die Frage, ob der Anstieg von rund 2.000 Punkten seit dem Tief am 07.03. bei 12.430 Punkten nachhaltig ist. In der heutigen Eröffnung deuten die europäischen Futures auf nachgebende Kurse zum Handelsstart. Vor allem der Anstieg der Rohölpreise sorgt erneut für Besorgnis. Die jüngsten Kursavancen haben das Chartbild sicherlich aufgehellt, jedoch ist es noch ein weiter Weg, bis sich ein positives Chartbild darstellt. Bis der DAX die Oberkante der neutralen Zone bei 14.815 Punkten erreicht und verlassen kann, bedarf es eines Anstiegs über die Widerstände im Bereich 14.553/14.567 Punkten, gefolgt von 14.638 Punkten (38-Tage-Linie). Auf der Unterseite wartet das Gap bei 13.917/14.246 Punkten. Sollte es geschlossen werden, so könnte der DAX bis in den Bereich um 13.500 Punkten abrutschen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.902 Punkten aus dem Handel und legte trotz des widrigen Marktumfelds auf Wochensicht 5,86 % zu. Auf Sektorenebene konnten die gescholtenen Banken- und Automobil-Aktien mit jeweils 9,15 % und 7,53 % kräftig zulegen. Auf der Verliererseite befinden sich mit kleineren Verlusten die Energie- und Rohstofftitel, die seit Jahresanfang mit Kursgewinnen von 12,98 % und 8,66 % glänzen können. Charttechnisch betrachtet, konnte der massive Abwärtstrend eindrucksvoll gebrochen werden. Dies bestätigt auch der „Relative Momentum Index“, der eine Trendumkehr relativ zuverlässig andeutet. Die nächste Widerstandszone befindet sich im Bereich der 4.000 Punktemarke. Die Wahrscheinlichkeit für einen Richtungswechsel darf aber trotz der eindrucksvollen Kurserholung nicht unterschätzt werden, da es sich in Anbetracht des hoch volatilen Marktumfeldes und erodierender Fundamentaldaten auch um eine Bärenmarktrally handeln könnte. Ein Warnsignal dafür sind Kursrückgänge unter der stark gehandelten Zone im Bereich der 3.700 Punktemarke. Einbrüche darunter könnten schnell zu Tests der jüngsten Tiefs führen. Die relevanten Ereignisse in dieser Woche werden die Reden von Fed Präsident Jermoe Powell und EZB Präsidentin Christine Lagarde auf dem BIS Innovation Summit sowie das NATO-Sondertreffen am Donnerstag und Freitag sein.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones machte in der vergangenen Woche einen Sprung um 5,5 % nach oben und schloss bei 34.755 Punkten. Die Marktteilnehmer konzentrierten sich eher auf die Chancen. Die geopolitische Lage hat sich eher etwas entspannt, Rohöl war wieder günstiger zu bekommen. Eine mögliche Annäherung von China und den USA ließen die chinesischen Aktien haussieren. Die US- Notenbank erhöhte wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte und äußerte sich eher restriktiv, also pro weitere Zinserhöhungen im weiteren Jahresverlauf. Die Dynamik an den US-Aktienmärkten führte dazu, dass die 38-Tage-Linie und 50-Tage-Linie im Dow Jones fast wie Butter durchschnitten wurden. Sie kam zum richtigen Zeitpunkt, denn die US-Börsen gerieten in Gefahr ihr gutes Setup seit Anfang März zu verspielen. So notiert der Dow Jones inzwischen nur noch wenige Punkte unter unserem hier seit Wochen geäußerten Minimalziel, der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 34.997 Punkten verläuft. Wir rechnen fest damit, dass der Dow Jones diese Marke überwinden können wird. Selbst aus kurzfristiger Sicht besteht noch Luft nach oben. Zunächst rechnen wir aber mit einer gewissen „Magnetwirkung“ dieser wichtigen Linie, auch weil sich die US-Börsen aus kurzfristiger Sicht technisch überhitztem Terrain nähern werden. Mittelfristig sollten wir eine weitere Erholung sehen, da beispielsweise ein hoher Pessimismus seitens der Marktteilnehmer die Börsen weiter unterstützen sollte. Erst am Verhalten des Dow Jones über der 200-Tage-Linie werden wir die Verfassung des Dow Jones weiter beurteilen können. Wichtig wäre, um mittelfristig optimistisch bleiben zu können, dass sich der Dow Jones dieser Magnetwirkung, die von der 200-Tage-Linie ausgeht, entziehen können wird. Ein wichtiges Signal, dass es konjunkturell nicht zu schwierigen Zeiten kommen sollte, könnte aktuell der Dow Jones Transportation senden. Er befindet sich inzwischen seit Jahresanfang leicht im Plus und das, obwohl sich die Ölpreise im dreistelligen Bereich befinden. Marktteilnehmer sollten also in nächster Zeit ein besonderes Auge auf den Dow Jones Transportation legen.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 161,05 %-Punkten. In der letzten Woche bildete der Bund-Future mit 160,56 %-Punkten ein vorläufiges Kontrakttief. Bis zum Handelsschluss am Freitag konnte sich der Future leicht von seinen Tiefs lösen, nachdem am Freitag überwiegend Kaufinteresse vorherrschte. Interessant ist dabei, dass am Geldmarkt auf Sicht Dezember Zinserhöhungen von rund 50 Bp. eingepreist sind. Dies korrespondiert sehr gut mit Aussagen von EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, der in einem Interview mit einer französischen Zeitung Zinserhöhungen als sehr realistisch bezeichnete. Neben Kaufinteresse für Bundesanleihen, waren zugleich Anleihen aus der Peripherie gesucht. Charttechnisch scheint der Bund-Future eine Bodenbildung im Bereich um 161 %-Punkten zu versuchen. Ob dies gelingt, erscheint aktuell eher unwahrscheinlich. Mit einem Test des bisherigen Kontrakttiefs in den nächsten Tagen ist daher zu rechnen.

Einschätzung

Nachdem der DAX seit seinen Tiefkursen vom 07.03. rund 2.000 Punkte zulegen konnte, erscheinen Zweifel an der Nachhaltigkeit der Aufwärtsbewegung angebracht. Wir würden uns deshalb defensiver ausrichten, mit Schwerpunkt auf Qualitätsaktien und Value-Aktien. Europäische Aktien würden wir neutral gewichten, leicht übergewichten würden wir Aktien aus den USA und den nicht europäischen Emerging Markets.

 

Stand: 21. März 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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