Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 04. – 08.04.2022

DAX

Der DAX schloss am Freitag bei 14.446 Punkten. Er gewann 105 Punkte oder 0,98 %. Der DAX vollzog in der letzten Woche einen Rücklauf bis an die Nackenlinie bei 14.815 Punkten und hat damit zugleich eine Topbildung vollzogen. Allerdings gelang es im Anschluss daran nicht, weiter Kursgewinne zu generieren, vielmehr ging es rasch Richtung Süden. Der Nachrichtenfokus lag neben dem Ukraine-Krieg wieder einmal auf den Inflationszahlen. Für den März betragen diese in Deutschland 7,3 %, ein Wert, der zuletzt vor 40 Jahren gesehen wurde. Die Analysten sehen dadurch die Gewinne der Unternehmen ab dem zweiten Quartal in Gefahr. In der heutigen Eröffnung profitieren die europäischen Börsen von den Vorgaben der Wall Street sowie aus Asien. Die schwache Bewegungsdynamik lässt jedoch darauf schließen, dass der DAX sein Eröffnungsniveau nicht halten kann. Charttechnisch müsste die oben erwähnte Nackenlinie nachhaltig durchbrochen werden, um Richtung 15.000/15.050 Punkte und darüber zu marschieren. Auf der Unterseite sollte die Marke von 14.100 Punkten halten, ansonsten könnten sich die Verluste ausweiten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.918 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 1,31 % zu. Auf Sektorenebene konnten sich die europäischen Versorger und Banken mit Zuwächsen von jeweils 3,29 % und 2,46 % am besten entwickeln. Auf der Verliererseite befindet sich der europäische Retailsektor mit einem Verlust in Höhe von 2,78 %, da u. a. Unternehmen wie H&M vorläufig ihr gesamtes Russlandgeschäft einstellten. Die Aufwärtsbewegung aus der Vorwoche verliert an Fahrt und konnte den Widerstand bei der 50-Tage-Linie und der 4.000 Punktemarke nicht überwinden. Der Euro Stoxx 50 hält sich aber noch über seiner Stabilisierungszone bei 3.840/3.880 Punkten, von der aus ein erneuter Versuch erfolgen kann. Sollte diese Bemühung nicht gelingen, sind Kursrückgänge bis zur nächsten Unterstützungszone knapp unter der 3.800 Punktemarke denkbar. Der Relative Momentum Indikator hat in der Vorwoche an Dynamik verloren und deutet zunächst auf eine mögliche Seitwärtsbewegung hin. Für einen positiven Verlauf spricht, dass der Kurseinbruch vom 7. März weitestgehend gut verdaut wurde und der April historisch betrachtet der beste Aktienmonat des Jahres ist. Laut Bloomberg legte der STOXX Europe 600 in den vergangen 25 Jahren im April im Durchschnitt 2,3 % zu. Nichtsdestotrotz bleiben die russischen Kriegshandlungen in der Ukraine der derzeit dominanteste Einflussfaktor.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche leicht und gab um 0,1 % nach. Er schloss bei 34.818 Punkten. Zyklische Aktien, wie Finanz-, Energie- und Industriewerte waren schwach, daher die relativ gesehene schlechtere Entwicklung im Vergleich zu den anderen marktbreiten Indizes. Diese konnten alle etwas zulegen, relative Stärke zeigte der Nasdaq Composite (Technologie) und der Russell 2000 (Small Caps). Die wahre Stärke lag jedoch in Immobilienaktien, Versorgern und Basiskonsum, also eher defensiven Aktien, die vor höheren Inflationszahlen schützen. Neuste Inflationszahlen stiegen mit einem Plus in Februar von 5,4 % auf den höchsten Stand seit 1983. Auch vom Arbeitsmarkt gab es robuste Zahlen. Dies wiederum erhöht die Chancen auf eine strengere Geldpolitik, was jedoch aktuell aus konjunktureller Sicht nicht sonderlich schädlich wäre, da das aktuelle Umfeld durch eine zu große Nachfrage nach zu wenigen Produkten begründet ist. Dem Dow Jones gelang in der Vorwoche der Sprung über die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 35.036 Punkten verläuft. Angesichts der robusten Wertentwicklung im März ist es nicht verwunderlich, dass dem Dow Jones zunächst die Kraft fehlte, sich über diesem Level zu etablieren. Die US-Märkte waren vergangene Wochen technisch in überhitztem Terrain. Diese kurzfristige Überhitzung konnte in der Konsolidierungsphase letzter Woche jedoch teilweise schon abgebaut werden, so dass wir im weiteren Wochenverlauf mit einem erneuten Versuch die 200-Tage-Linie zu überwinden, rechnen können. Wir sehen für die im März begonnene Erholung noch Potenzial, dass der Dow Jones den Bereich von 35.860/35.870 Punkten erreichen sollte. Auf der Unterseite ist die 50-Tage-Linie (aktuell bei 34.337 Punkten) die nächste Unterstützung, die, falls es in dieser Woche zum Test kommen sollte, halten sollte.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 158,58 %-Punkten. Im Wochenvergleich notiert der Bund-Future unverändert. Auffallend ist jedoch die Schwankungsbreite von erneut über 200 Ticks. Der sich immer weiter beschleunigende Inflationsanstieg führt dazu, dass die bislang festverankerten kurzfristigen Zinsen ebenfalls nach oben tendieren. Auf der anderen Seite stand zum Wochenschluss erneut die europäische Peripherie unter Verkaufsdruck. 10-jährige Bundesanleihen notieren wieder über 0,57 % und Italien über 2,10 %. Wir glauben jedoch nicht, dass es zu einem Ausverkauf bei Bundesanleihen kommt, da die Stimmungseintrübung in der Wirtschaft dem dagegensteht.

Einschätzung

Der Verlauf des Ukraine-Krieges bleibt unberechenbar. Wir bleiben zunächst defensiv positioniert mit einem Fokus auf Qualitäts- sowie Valueaktien. An schwachen Tagen können Investoren mit einem entsprechenden Risikoprofil Positionen aufbauen.

 

Stand: 04. April 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Leiter Asset Management. Er betreut Publikumsfonds sowie institutionelle Mandate und ist Mitglied des ESG-Gremiums. Bevor er 2019 zur Fürst Fugger Privatbank kam, war er als Investment Analyst in der Allianz SE Gruppe sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem finanzwirtschaftlichen Lehrstuhl tätig. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg studiert und ist CFA® Charterholder.

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