Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 09. – 13.05.2022

DAX

Der DAX schloss am Freitag bei 13.674 Punkten und somit rund 424 Punkte oder 3 % tiefer als die Woche davor. Nach wie vor wirkt die Angst vor stärker als erwarteten Zinsmaßnahmen der Notenbanken sowie eine mögliche Eskalation im Ukraine-Krieg als Damokles-Schwert über den Börsen. Die asiatischen Börsen setzen ihren Abwärtstrend heute Morgen fort und folgen damit den sehr schwachen Vorgaben der Wall Street. Dementsprechend starten die europäischen Börsen. Der DAX eröffnet knapp oberhalb von 13.600 Punkten. Mit Spannung wird die heutige Rede von Putin erwartet. Sollte er eine Eskalation im Ukraine-Krieg verkünden, dürfte es an den Aktienmärkten rasch nach unten gehen. Ein Test der 13.000 Punkte-Marke wäre dann nicht auszuschließen. Unterstützungen finden sich bei 13.509 Punkten, gefolgt von 13.440 sowie 13.409 Punkten. Auf der Oberseite bedarf es eines schnellen Rebounds über die Marke von 14.100 Punkten, damit sich die Charttechnik leicht entspannt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.629 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht mit -4,55 % überproportional stark nach. Auf Sektorenebene konnte nur ein Sektor die Woche mit positivem Vorzeichen beenden und das war wieder einmal der Energiesektor mit einem Zuwachs von 3,24 %. Am deutlichsten gaben der Immobiliensektor sowie der Rohstoffsektor mit jeweils -8,67 % und -6,17 % nach. Aus charttechnischer Sicht wurde der Abwärtstrend erneut untermauert, nachdem das Zwischentief bei 3.674 Punkten durchbrochen wurde und die Unterstützung bei dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.629 Punkten getestet wurde. Der Euro Stoxx 50 hat am Relative-Momentum-Indikator gemessen, den überverkauften Bereich erreicht. Die Erfahrungen aus den vergangenen Monaten zeigen, dass der Euro Stoxx 50 über längere Zeit im überverkauften Bereich verharren kann, sodass nur mit Vorsicht daraus Rückschlüsse gezogen werden sollten. Im vorbörslichen Handel wurde das 23,6 % Fibonacci-Retracement unterschritten, sodass sich der Euro Stoxx 50 an einer sehr kritischen Marke befindet. In einem Abwärtsszenario sind weitere Kursrückgänge bis zu den Tiefs des März bis unter die 3.480 Punktemarke durchaus wahrscheinlich, da sich erst bei 3.387 Punkten die nächste Unterstützung durch das 0 % Fibonacci-Retracement findet. Eine Zwischenerholung über dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.629 Punkten wäre charttechnisch betrachtet ein wichtiges Signal. Fundamental betrachtet, veröffentlichen in dieser Woche eine Reihe von Unternehmen ihre Quartalsergebnisse. Darunter sind u. a. die Deutsche Telekom, Commerzbank, Allianz, RWE, Siemens, Continental, E.ON, Siemens Energy, Thyssenkrupp, Bayer, Münchener Rück und Infineon.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 0,2 %. Er schloss bei 32.899 Punkten. Technologiewerte und kleinere Unternehmen entwickelten sich schwächer, so verloren der Nasdaq Composite 1,5 %, der Russell 2000 1,3 %. Es war erneut ein volatiler Wochenverlauf, der sowohl für die Optimisten, als auch die Pessimisten was zu bieten hatte. Eine strengere Geldpolitik führte zunächst zu einem starken Anstieg, ehe Aktien am darauffolgenden Tag wieder abverkauft wurden und sich inzwischen im Bereich der März-Tiefs, teilwiese darunter, wiederfinden. Die US-Notenbank kündigte an, bei den nächsten Notenbank-Sitzungen die Zinsen jeweils um 50 Basispunkte erhöhen zu wollen, bis sich eine nachhaltige Abschwächung der Inflationsraten abzeichnet. Der Arbeitsmarkt ist aktuell sehr robust, mit 1,9 freien Stellen pro Jobsucher, sodass sich die Fed weitgehend auf das Inflationsziel konzentrieren kann. Aus unserer Sicht überwiegen derzeit trotz dieser angekündigten strengeren Geldpolitik die Chancen auf eine technische Erholung. Der Dow Jones zeigt zwar eine deutliche Schwäche, da er nahezu die gesamten Gewinne aus der März-Rallye wieder abgegeben hat, andererseits führt dies zu einem Retest der bisherigen Jahrestiefs von Anfang März (intraday bei 32.341 Punkten) bzw. Ende Februar (intraday bei 32.231 Punkten). Er hat also eine gute und wichtige Unterstützung unter sich und dies bei einem aus technischer Sicht sehr guten Set-Up in Form von nach unten überdehnter Markttechnik, bei gleichzeitig sehr negativem Sentiment seitens der Marktteilnehmer. Ein Bruch dieser wichtigen Unterstützung (etwa in den Bereich von 32.000 Punkten) würde uns aus den oben genannten Gründen zum aktuellen Zeitpunkt nicht nervös machen. Vielmehr sollte dieses Set-Up zumindest für eine gute Bärenmarktrallye sorgen und könnte den Dow Jones in den Bereich der 200-Tage-Linie (aktuell bei 34.945 Punkten) führen. Investoren sollten aus unserer Sicht also dieses potenzielle Verkaufssignal als Einstiegschance sehen. Wir sehen ein Erholungspotenzial zunächst bis zur 38-Tage-Linie (aktuell bei 34.259 Punkte).

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 151,04 %-Punkten. Damit weitet der Bund-Future seine Verluste immer weiter aus. In der letzten Woche verlor der Bund-Future erneut 250 Ticks. Am europäischen Staatsanleihenmarkt stiegen die Renditen bis zum Handelsschluss am Freitag konstant weiter an. Von Seiten der EZB kommen klare Signale, dass auch hier die Zeit für Zinserhöhungen gekommen ist, um die Inflation einzudämmen. Sollte der Ausverkauf beim Bund-Future anhalten und der Future die Marke von 149 %-Punkten unterschreiten, dürfte ein weiterer Abverkauf bis 146 %-Punkten der Fall sein.

Einschätzung

Die Gemengelage aus Inflationsraten, steigenden Zinsen, weiterhin gestörte Lieferketten sowie dem Ukraine-Krieg belasten die Aktien- und Rentenmärkte immer stärker. Aktuell würden wir Aktien untergewichten und Liquidität aufbauen.

 

Stand: 09. Mai 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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