Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 04. – 08.07.2022

DAX

Der DAX ging am Freitag bei 12.813 Punkten aus dem Handel und schloss die Woche mit einem Minus von 305 Punkten ab. Damit schloss der DAX das erste Halbjahr mit einem Verlust von knapp über 3.000 Punkten ab. Die Mischung aus weiter steigenden Inflationsraten, überproportional stark anziehenden Leitzinsen sowie die Folgen des russischen Angriffskriegs und der Lieferkettenunterbrechungen lasten auf den Kursen. Hinzu kommen berechtigte Zweifel an den bisher noch relativ optimistischen Gewinnschätzungen. Erste Aufschlüsse darüber werden wir mit dem Start der Quartalsberichtssaison Anfang Juli erhalten. Charttechnisch betrachtet, hat sich der DAX dem 0 % Fibonacci Retracement bei 12.438 Punkten genähert, das mit dem Jahrestief vom 7. März korrespondiert. Diese strategisch wichtige Kaufzone stellt eine wichtige Unterstützungszone dar, die behauptet werden muss, um keine dramatische Beschleunigung des Abwärtstrends auszulösen. Eine Rückeroberung der 13.000 Punktemarke wäre ein positives psychologisches Signal, das das Fundament für einen Sprung über die nächste strategische Widerstandszone bei der 200-Wochen-Linie bei 13.220 Punkten legt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.448 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht 2,41 % ab. Seit Jahresanfang erzielte der Euro Stoxx 50 zur Jahresmitte sogar einen Kursverlust von 19,62 %. Auf Sektorenebene erzielten im ersten Halbjahr der Einzelhandes- und Technologiesektor die deutlichsten Kursverluste mit jeweils -36,59 % und -32,41 %. Trotz einer deutlichen Kurskorrektur innerhalb der letzten Wochen ist der Energiesektor mit einem Kursgewinn von 12,56 % im ersten Halbjahr der dominierende Sektor. Charttechnisch betrachtet, ist der Euro Stoxx 50 deutlich unter seine 200-Wochen-Linie bei 3.580 Punkten gefallen und konnte im ersten Anlauf die Marke nicht wieder erobern, sodass sich der negative Abwärtstrend verfestigt. Für die aktuelle Woche deutet sich auf der Unterseite ein erneuter Test der 3.387 Punktemarke an, die das Tief vom März dieses Jahres darstellt. Auf der Oberseite bildet die 200-Wochen-Linie bei 3.581 Punkten einen soliden Widerstand. Wir sehen daher zunächst eine vorläufige Seitwärtsbewegung bei den stark gehandelten Preiszonen zwischen 3.581 und 3.387 Punkten. Fundamental betrachtet, dürfte die Veröffentlichung des Protokolls der Europäischen Zentralbank am Donnerstag Aufschluss darüber geben, ob sich die Anleger auf eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte im September einstellen sollten. Da die aktuelle Inflation die Inflationsprognosen der EZB bereits übertrifft, ist von einer deutlicheren Anhebung auszugehen.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 1,3 %. Er schloss bei 31.097 Punkten. Das unsichere Makroumfeld mit Sorgen über ein sich abschwächendes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig hoher Inflation und deshalb steigenden Zinsen belastete auch in der Vorwoche. So fiel das Verbrauchervertrauen für Juni auf den tiefsten Stand seit März 2013 und drückte die Inflationserwartungen auf 7,5 % und auch die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe auf 2,89 %. Die US-Wirtschaft wird nach einem negativen Wachstum von -1,6 % im ersten Quartal wohl auch im zweiten Quartal ein negatives Wachstum erzielen (nach den jüngsten Zahlen der Vorwoche wird -2,1 % erwartet), so dass sie in eine Rezession abrutschen wird. Relative Stärke sahen wir in defensiven Branchen, wie Energie (+1,3 %), Versorgern (+4,1 %), Gesundheit (+0,4 %) und nichtzyklischer Konsum (+0,3 %), während die Technologie-Riesen und auch Halbleiter belasteten. Kurzfristig wirken die US-Märkte technisch überhitzt, so dass wir in dieser Woche eher eine Fortsetzung der Konsolidierung erwarten und das Aufwärtspotenzial für begrenzt halten. Wünschenswert wäre, dass der Dow Jones in dieser Phase nur wenige Punkte abgibt. Dies wäre ein wichtiges Signal, dass unter der Oberfläche das Abwärtsmomentum weiter abnimmt. Ein Test der Jahrestiefs im Bereich von 30.000 Punkten halten wir in dieser Woche für gut möglich, gehen aber davon aus, dass sich dort wieder Käufer finden. Auf der Oberseite ist der nächste Widerstand die 38-Tage-Linie, die aktuell bei 31.673 Punkten verläuft.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 150,09 %-Punkten. Das sorgt zumindest kurzfristig für Entspannung, nachdem der Bund-Future Mitte Juni knapp über der 140 %-Punktemarke eine Trendwende einleitete. Die Notierung liegt jetzt leicht über der 50-Tage-Linie und ist am oberen Bollinger-Band angekommen, sodass eine Seitwärtsbewegung nicht abwegig erscheint. Eine Fortführung der Aufwärtsbewegung sollte im Bereich von 155 %-Punkten auf einen Widerstand treffen, da die 100-Tage-Linie sowie das 23,6 % Fibonacci Retracement in dieser Zone zusammenlaufen. Fundamental betrachtet, wird die Inflationsdynamik in Europa und die Entschlossenheit der EZB diese zu bekämpfen, den weiteren Verlauf des Bund-Futures bestimmen.

Einschätzung

Solange die skizzierten Belastungsfaktoren weiterhin zum Tragen kommen, erscheint eine ausgewogene Portfoliokonstruktion am sinnvollsten zu sein, da sich schnell ungeahnte Dynamiken entwickeln können. Die Aktienquote sollte sich im neutralen Bereich bewegen.

 

Stand: 04. Juli 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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