Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 11. – 15.07.2022

DAX

Der DAX ging am Freitag bei 13.015 Punkten aus dem Handel und schloss die Woche mit einem Plus von 202 Punkten ab. Allerdings scheint das Aufwärtsmomentum bereits wieder erschöpft. Die negativen Vorgaben aus Asien und hier vor allem aus China sorgen für fallende Kurse an den europäischen Börsen. Das Auftreten der hochinfektiösen Omikron-Variante BA.5 in Schanghai lässt Befürchtungen aufkommen, dass China neue Maßnahmen erlässt zur Eindämmung der Pandemie, welche die Weltkonjunktur zusätzlich belasten würde. Der fallende Rohölpreis ist ebenfalls ein Indikator für ein Rezessionsszenario. Der DAX gibt seine Gewinne aus der letzten Woche bereits in der Eröffnung vollständig ab. Wir haben in der letzten Ausgabe als wichtige Marke das 0 % Fibonacci Retracement bei 12.438 Punkten (aktuell bei 12.390 Punkten) genannt. Diese Marke wurde am 05.07. bereits unterschritten, bevor der DAX bis zum Wochenschluss über die 13.000er Marke anstieg. Das Fibonacci-Retracement stellt eine wichtige Unterstützungszone dar, die behauptet werden muss, um keine dramatische Beschleunigung des Abwärtstrends auszulösen. Aktuell scheint jedoch der Aufwärtstrend erneut ins Stocken geraten zu sein, so dass es gilt, sich auf die wichtige Unterstützung zu konzentrieren.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.506 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 1,68 % zu. Zum Wochenbeginn schien sich eine dynamische Beschleunigung des Abwärtstrends zu bestätigen, nachdem am Dienstag bei 3.357 Punkten sogar ein neues Jahrestief markiert wurde. Zur Wochenmitte drehte die Stimmung deutlich und es kam nach einem turbulenten Wochenstart noch zu einem erfreulichen Wochenabschluss. Auf Sektorenebene konnten sich insbesondere die konjunktursensitiven Sektoren positiv entwickeln. Insbesondere die europäischen Einzelhandels- und Industriebereiche konnten mit 5,39 % sowie mit 4,28 % auf Wochensicht kräftig zulegen. Auf der Verliererseite befanden sich in der vergangenen Woche die europäischen Versorger (-0,83 %), die insbesondere aufgrund des Insolvenzantrags von Uniper unter Druck gerieten. Charttechnisch betrachtet, konnte durch die Markierung eines neuen Jahrestiefs bei 3.359 Punkten eine dynamische Abwärtsbewegung ab der Wochenmitte zumindest kurzfristig abgeschwächt werden. Auf der Oberseite bildet die 200-Wochen-Linie bei 3.582 Punkten in Kombination mit dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.606 Punkten eine solide Widerstandszone. Auf der Unterseite bildet der Bereich um das neue Jahrestief bei 3.359 Punkten eine stark gehandelte Unterstützungszone, sodass wir mit einer breiten Handelszone rechnen müssen. Im vorbörslichen Handel deutet sich ein Wochenstart mit Abschlägen an. Für Preisvolatilität könnte am Mittwoch die Veröffentlichung der US-Inflationszahlen für den Juni, die mit 8,8 % erwartet werden, sorgen.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 0,8 % zu. Er schloss bei 31.338 Punkten. Die anderen Standardindizes zeigten sich noch robuster, so erzielte der Nasdaq Composite ein Plus von 4,6 %. Der Technologie-Sektor war stark. Der zuletzt unter Druck geratene Halbleiterindex konnte um 6,5 % zulegen. Wir beobachten eine gewisse positive Veränderung des Marktverhaltens in den USA, denn obwohl die US-Indizes unter der Oberfläche konsolidierten und somit begonnen haben, die überhitzten technischen Indikatoren abzubauen, konnten die Indizes an Wert zulegen. Diese Stärke hatten die US-Aktienmärkte vor einigen Wochen noch nicht. Es floss sogar Geld in die US- Märkte und das bei einem technisch gesehen eher unattraktiven Marktumfeld. Ideal wäre aus unserer Sicht eine weitere Konsolidierungswoche, dies würde das Fenster für eine Sommerrallye öffnen. Insofern ist unser aktuelles Worst-Case-Szenario ein Retest des Jahrestiefs im Bereich von 30.000 Punkten. Das Tief auf Schlusskursbasis liegt bei 29.946 Punkten. Ein kurzfristiges Unterschreiten würde uns aktuell nicht nervös machen. Auf der Oberseite hat sich die 38-Tage-Linie in der vergangenen Woche als antimagnetisch gezeigt, als der Dow Jones am Freitag mit einem Intraday- Hoch bei 31.510 Punkten dieser sehr nah kam. Diese ist nach wie vor der nächste Widerstand, aktuell verläuft sie bei 31.564 Punkten. Mehr Potenzial würde die Überwindung des Intraday-Hochs vom 28. Juni bei 31.884 Punkten freisetzen. Wir gehen davon aus, dass der Dow Jones diese Levels in der zweiten Julihälfte angehen wird.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 150,69 %-Punkten. Das sorgt zumindest kurzfristig für Entspannung, nachdem der Bund-Future Mitte Juni knapp über der 140 %-Punktemarke eine Trendwende einleitete. Die Notierung liegt jetzt leicht über der 50-Tage-Linie. Der leichte Rückschlag bei Bundesanleihen vom Freitag konnte in der heutigen Eröffnung einhergehend mit schwächeren Aktienmärkten vollständig kompensiert werden. Wir könnten uns aktuell eine weitere Aufwärtsbewegung bis zum oberen Rand des Bollinger-Bands bei 153,13 %-Punkten vorstellen. Letztendlich hängt die weitere Entwicklung jedoch stark von den Inflationsdaten sowie der Reaktion der EZB darauf ab.

Einschätzung

Solange die skizzierten Belastungsfaktoren weiterhin zum Tragen kommen, erscheint eine ausgewogene Portfoliokonstruktion am sinnvollsten zu sein, da sich schnell ungeahnte Dynamiken entwickeln können. Die Aktienquote sollte sich im neutralen Bereich bewegen.

 

Stand: 11. Juli 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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