Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 18. – 22.07.2022

DAX

In der vergangenen Woche mussten die deutschen Standardwerte ein Minus von 1,2 % hinnehmen. Der dominierende Abwärtstrend bleibt übergeordnet weiterhin bestehen. Dennoch lassen sich in dieser für Aktieninvestoren nicht einfachen Zeit einige ermutigende Signale ausmachen. Zum einen wurde das zyklische Tief bei 12.390 Punkten behauptet und zum Wochenausklang war eine Erholung des Marktes festzustellen, so dass nunmehr wieder ein Puffer zur oben genannten Unterstützung vorhanden ist. Die nächsten Widerstände befinden sich bei 13.020/13.050 Punkten. Sollten diese überwunden werden, so rückt die mittelfristig bedeutende 38-Tage-Linie bei 13.440 Punkten in den Fokus. Bei Nichteintritt des positiven Szenarios steht neben der Marke von 12.390 Punkten eine Unterstützung bei 12.270 Punkten bereit. Bei der zuletzt genannten Marke wäre zudem die Hälfte der Aufwärtsbewegung seit 2020 korrigiert. Unterhalb dieses Wertes droht ein Rückgang bis 11.450 Punkte.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.477 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht -0,82 % ab. Auf Sektorenebene legten auf Wochensicht der Einzelhandels- und Gesundheitsbereich mit jeweils 1,25 % und 0,89 % am stärksten zu. Auf der Verliererseite befanden sich mit deutlichen Verlusten von -3,5% bis -5,2 % der Energie- und Rohstoffbereich sowie der europäische Finanzsektor. Durch den positiven Wochenabschluss wurde eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau erreicht, die kurzfristig für Entspannung sorgt. Solange sich der Euro Stoxx 50 jedoch deutlich unter der 3.600 Punktemarke befindet und ein Retest des neuen Jahrestiefs bei 3.357 Punkten in Schlagdistanz liegt, besteht keine Hoffnung auf eine Trendwende, da sich keine überzeugende Bodenbildung entwickelt hat. An der Handelsspanne zu den Vorwochen hat sich kaum etwas verändert, so dass auf der Oberseite die 200-Wochen-Linie bei 3.582 Punkten in Kombination mit dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.606 Punkten eine stark gehandelte Widerstandszone darstellt. Auf der Unterseite bildet der Bereich um das neue Jahrestief bei 3.359 Punkten eine Unterstützungszone, die jedoch zunächst einem erneuten Retest standhalten muss, bevor wir von einer ernstzunehmenden Unterstützungszone ausgehen können. Der Ausgang dieser Börsenwoche wird durch die EZB-Sitzung am Donnerstag, die Inbetriebnahme der Nordstream 1 Pipeline sowie die Regierungskrise in Italien ausschlaggebend geprägt. Zudem veröffentlichen auch noch die ersten europäischen Unternehmen ihre Quartalszahlen in dieser Woche, sodass eine hoch ereignisreiche Handelswoche vor uns liegt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 0,2 %. Er schloss bei 31.288 Punkten. Ein starker Wochenausklang begrenzte die Verluste. Mittwoch wurden die neusten Inflationszahlen veröffentlicht. Demnach stieg die Inflation im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 %, ein Niveau, das zuletzt 1981 erreicht wurde. Die Energie-Komponente stieg sogar um 41,6 % im Vergleich zu Juni letzten Jahres. Auch die Berichtssaison ist gestartet. Die beiden Großbanken JP Morgan und Morgan Stanley haben die Erwartungen verfehlt; nach kurzfristiger schwächerer Kursreaktion scheinen diese Zahlen aber gekauft zu werden. Diese Woche wird stärker im Fokus der Berichtssaison stehen, aber wir gehen davon aus, dass die US-Indizes trotz möglicher Volatilität und damit auch der Dow Jones eine positive Woche vor sich haben sollten. Aus unserer Sicht steht Dank einer attraktiven Markttechnik das Fenster für eine Sommerrallye jetzt offen. Die 38-Tage-Linie, die aktuell bei 31.475 Punkten verläuft und somit nur einige Punkte über dem Schlusskurs der Vorwoche und die sich während des letzten Monats immer als wirksamer Widerstand herausstellte, sollte diese Woche keine Hürde mehr für den Dow Jones darstellen, sondern leicht überwunden werden können. Der nächste Widerstand wäre im Bereich 32.230 bzw. 32.340 Punkten zu erwarten. Wir sehen aber als Kursziel der von uns erwarteten Sommer-Erholung die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 34.104 Punkten verläuft, aber fallend ist. Ein erneutes Abgleiten des Dow Jones zu seiner Unterstützung im Bereich von 30.000 Punkten halten wir aktuell für unwahrscheinlich.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 152,29 %-Punkten. Die Notierung liegt jetzt stabil über der 50-Tage-Linie bei 149 %-Punkten. Der Bund-Future legte am Freitag leicht zu, nachdem sich die Regierungskrise in Italien auszuweiten scheint. Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen weiteten sich demensprechend aus. Sollte es zu einem Rücksetzer kommen, sehen wir eine Unterstützungszone im Bereich der ersten Maihälfte bei ca. 150 %-Punkten. Die weitere Entwicklung des Bund-Futures hängt in dieser Woche stark von der EZB-Sitzung am Donnerstag und der Nordstream 1 Inbetriebnahme nach den planmäßigen Wartungsarbeiten ab.

Einschätzung

Der Ausgang dieser Börsenwoche wird durch die EZB-Sitzung am Donnerstag, die Inbetriebnahme der Nordstream 1 Pipeline sowie die Regierungskrise in Italien ausschlaggebend geprägt. Zudem liegt der Fokus auf das Anlaufen der Berichtssaison, sodass eine hoch ereignisreiche Handelswoche vor uns liegt. Die Aktienquote sollte sich in Anbetracht der vielen Ereignisse im neutralen Bereich bewegen.

 

Stand: 18. Juli 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Fonds­management

Ist der Optimismus der Unternehmen berechtigt?

Norbert Frey
Norbert Frey
13. Juli 2022
Vermögensverwaltung

Vermögens­verwaltung

Die Rehabilitation der Rentenpapiere

Oliver Grass
Oliver Grass
6. Juli 2022