Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 25. – 29.07.2022

DAX

Die letzte Woche war die beste Handelswoche für den DAX seit Mitte März. Der DAX konnte ein Plus von 3 % verzeichnen und schloss mit 13.253 Punkten auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni. Allerdings deuten die Vorgaben der Wall Street sowie aus Asien auf einen schwächeren Start in die letzte Juli-Woche hin. Zugleich steht die saisonal schlechteste Börsenphase vor uns, so dass wir uns wohl erneut mit tieferen Kursen anfreunden müssen. Wichtigstes Ereignis für diese Woche ist sicherlich die Fed-Sitzung am Mittwoch. Wir erwarten uns Aufschluss darüber, wie es um die US-Konjunktur steht und wie weit der Zinserhöhungszyklus fortschreiten kann. Trotz der jüngsten Kursgewinne hat sich das Chartbild nicht wesentlich verbessert. Der DAX scheiterte zum Handelsschluss erneut an der bei 13.305 Punkten verlaufenden 38-Tage-Linie. Diese Marke korrespondiert sehr gut mit dem 38,2 % Fibonacci-Retracement (13.276 Punkten) der Bewegung 14.709 Hoch vom 06.06. zu 12.390 Punkten, dem Tief vom 05.07. Aktuell gilt es sich wieder nach unten zu orientieren, so dass als wichtige Unterstützung das 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 12.938 Punkten dient. Darunter finden sich weitere Unterstützungen bei 12.532 sowie 12.434 Punkten, bevor das Tief vom 05.07. bei 12.390 Punkten wartet. Auf der Oberseite gilt es den Bereich um 13.276/13.305 Punkten zu überwinden. Als Ziel dieser Bewegung wartet bei 13.550 Punkten das 50 % Fibonacci-Retracement.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.596 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 3,42 % zu. Auf Sektorenebene gab es die deutlichsten Zuwächse im Immobilien- und Technologiebereich (8,08 % und 7,98 %). Auf der Verliererseite befanden sich die defensiven Sektoren (Telekommunikation – 1,26 % und Gesundheitswesen -0,02 %). Auf den historischen Zinsschritt der EZB in Höhe von 0,5 % haben die Finanzmärkte relativ entspannt reagiert. Der Euro Stoxx 50 ist an der oberen Handelsspanne angekommen und muss nun zwei technische Widerstände überwinden. Hierbei handelt es sich um die bereits in den vergangenen Wochen beschriebene Kombination aus der 200-Wochen-Linie bei 3.583 Punkten und dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.606 Punkten. Sobald diese rege Handelszone überwunden wurde, bewegte sich der Euro Stoxx 50 in den letzten sechs Monaten relativ dynamisch auf die Zone zwischen dem 38,2 % und 50 % Fibonacci-Retracement bei 3.761/3.886 Punkten zu. Danach folgte jedoch stets eine neue Abwärtsdynamik, die zu neuen Tiefs führte. In Anbetracht der fragilen Finanzmarktlage, bleibt das Drawdown-Potenzial hoch, so dass ein erneuter Rückschritt in Richtung der Jahrestiefstwerte unter der 3.400 Punktemarke ein mögliches Szenario ist. Es liegt erneut eine ereignisreiche Woche vor uns. Ein Großteil der europäischen und amerikanischen Großunternehmen veröffentlicht seine Quartalsergebnisse. Dazu gehören z. B. die Deutsche Bank, Volkswagen und in den USA Amazon, Apple, Microsoft und Alphabet. Des Weiteren erfolgt am Mittwoch der Fed-Zinsentscheid. Der Markt preist gegenwärtig eine 0,75 %-Anhebung ein.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 2,0 % zu. Er schloss bei 31.899 Punkten. Gut entwickelten sich Zykliker (+6,8 %), Rohstoffe (+4,1 %), Industriewerte (+4,1 %) und Technologie (+3,6 %). Dies verdeutlicht die breite Partizipation der Aktien in der Vorwoche und dies, obwohl die veröffentlichten Konjunkturdaten durch die Bank, gleich ob Immobilienmarkt, Arbeitsmarkt, dem verarbeitenden Gewerbe oder dem Dienstleistungsbereich, eine weitere Abschwächung der US- Wirtschaft signalisieren. Wichtige Arbeitgeber, wie Apple, Google und Microsoft kündigten zudem eine Verlangsamung der Neueinstellungen an. Die Berichtssaison lieferte gemischte Zahlen. Während Tesla und Netflix positiv überraschen konnten, warnten die Telko`s AT&T und Verizon vor schlechten zukünftigen Zahlen. Snap, ein eher kleinerer Techwert offenbarte eine schwache Werbenachfrage und zog so Alphabet und Meta (Facebook) mit nach unten. Der Dow Jones konnte in der vergangenen Woche die 38-Tage-Linie (aktuell bei 31.319 Punkten und fallend), sowie die 50-Tage-Linie (aktuell bei 31.556 Punkten) überwinden, scheiterte dann aber zunächst am Widerstand bei 32.230 Punkten. Das Intraday-Hoch lag bei 32.216 Punkten. Die Euphorie seitens der Marktteilnehmer blieb angesichts der schwachen Makrodaten jedoch aus, was den Dow Jones auch in dieser Woche positiv unterstützen sollte. Nach der robusten Vorwoche sind die US- Börsen kurzfristig etwas überhitzt, so dass ein Retest der 50-Tage-Linie gut möglich erscheint, ehe ein erneuter Anlauf zur Überwindung des Widerstandes bei 32.230 Punkten unternommen werden sollte. Wir gehen davon aus, dass die positive Marktstimmung in Summe uns auch in dieser Woche begleiten wird. Für den Dow Jones bedeutet dies ein Aufwärtspotenzial bis in den Bereich von 32.340/32.540 Punkten.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 154,11 %-Punkten. Die Notierung liegt jetzt stabil über der 90-Tage-Linie bei 152,5 %-Punkten. Die Angst vor einer Rezession stützt die Staatsanleihen. Somit konnte der Bund-Future seit seinem Tief vom 16.06. bei 140,67 %-Punkten fast 14 Punkte zulegen. Ein Anstieg in dieser Dimension wäre früher kaum denkbar gewesen und zeigt die Nervosität im Markt. Die Regierungskrise in Italien scheint schon in den Kursen eingepreist zu sein. Sollte es zu einem Rücksetzer kommen, sehen wir eine Unterstützungszone im Bereich der ersten Maihälfte bei ca. 150 %-Punkten. Solange die Rezessionsängste anhalten, dürften Staatsanleihen gesucht sein. Für diesen Fall billigen wir dem Bund-Future weiteres Aufwärtspotential bis 156 %-Punkten (Hoch vom 28.04.) zu.

Einschätzung

Rezessionsängste, die Regierungskrise in Italien sowie die nicht gebannte Gefahr einer Gaskrise drücken weiterhin auf die Aktienkurse und stützen Staatsanleihen. Auskunft über den Zustand der US-Konjunktur erwarten wir uns von der Fed-Sitzung am Mittwoch sowie der anlaufenden Quartalsberichtssaison der Unternehmen. Wir bleiben daher neutral in Bezug auf Aktien gewichtet.

 

Stand: 25. Juli 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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