Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 01. – 05.08.2022

DAX

In der vergangenen Woche gewannen die deutschen Standardwerte 1,7 % oder 230 Punkte. Die derzeit vorherrschende Grundkonstellation kann als konstruktiv bezeichnet werden. Sollte es dem Index gelingen, den Widerstand bei 13.600 Punkten zu überwinden, so wäre der Weg frei bis zur Marke von 14.800 Punkten. Dank der positiven Entwicklung in der letzten Woche kann die Entwicklung seit Mitte Juni als inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation bezeichnet werden. Aus dieser lässt sich das kalkulatorische Anschlusspotential von rund 1.000 Punkten ableiten. Sollte sich das positive Szenario nicht durchsetzen können, was bei einem Scheitern im Bereich um 13.600 Punkte der Fall sein könnte, so befindet sich im Bereich um 13.289 Punkte ein erster Rückzugsbereich. Unter saisonalen Gesichtspunkten könnte der positive Basistrend im August noch anhalten, ehe dann mit den Herbstmonaten tendenziell wieder mit erneutem Gegenwind zu rechnen ist.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.709 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht mit 3,11 % die zweite Woche in Folge kräftig zu. Der Juli wurde somit mit einem Zuwachs von 7,35 % beendet. Auf Sektorenebene gab es auf Monatssicht die deutlichsten Zuwächse im Industrie- und Technologiebereich (14,27 % und 13,18 %). In diesem Risk-On-Umfeld entwickelten sich die defensiven Sektoren am schwächsten (Telekommunikation -0,84 % und Versicherungen +1,38 %). Besser als erwartete Quartalszahlen und Ausblicke aus der Berichtssaison sorgten für einen dynamischen Anstieg und hoben den Euro Stoxx 50 über den wichtigen Widerstand bei der Kombination aus der 200-Wochen-Linie bei 3.585 Punkten und dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.606 Punkten. Sobald diese rege Handelszone seit Jahresbeginn überwunden wurde, bewegte sich der Euro Stoxx 50 dynamisch auf die Handelszone zwischen dem 38,2 % und 50 % Fibonacci-Retracement bei 3.761/3.886 Punkten zu. Trotz der aktuellen Trendumkehr bleibt die Finanzmarktlage in Anbetracht der abnehmenden Wirtschaftsdynamik und hohe Inflation sehr fragil. In dieser Woche bleibt es spannend zu sehen, ob die noch zu berichtenden Unternehmen an den überwiegend positiven Zahlen der Vorwoche anknüpfen können.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 3,0 % zu. Er schloss bei 32.845 Punkten. Dies ist der höchste Stand seit Anfang Juni. Zugleich beendete der Dow Jones den traditionell eher schwachen Börsenmonat Juli mit einem Aufschlag von 6,7 %. Das ist für den Dow der stärkste Juli seit zwölf Jahren. Neben überraschend soliden Quartalsberichten und Ausblicken der beiden Schwergewichte Apple und Amazon in der letzten Woche erhielten die Aktienkurse Unterstützung von der Erwartung, dass die US-Notenbank Fed bei ihren Zinserhöhungen doch etwas behutsamer vorgeht. Auch der technologielastige Nasdaq 100 Index legte zum Handelsschluss stärker zu. Auf Monatssicht beträgt das Plus 13 %, womit der Juli der stärkste Börsenmonat seit April 2020 war. Auch der marktbreite S&P 500 gewann die letzte Woche 1,42 %. Nicht zuletzt hat der positiv ausgefallene Michigan-Index, welcher die Stimmung der US-Verbraucher abfragt, für eine zusätzliche Unterstützung für die Aktienmärkte gesorgt. Selbst der starke Einbruch der Intel Aktie konnte am positiven Bild nichts ändern, wenngleich die Aktie mit einem Minus von 8,6 % das Schlusslicht im Dow Jones bildete. Die jüngsten Kursgewinne haben zugleich das Chartbild aufgehellt. Der Dow starte nach einem verhaltenen Wochenstart am letzten Dienstag richtig durch. Dabei konnte er die 50-Tage-Linie (aktuell bei 31.597 Punkten) deutlich hinter sich lassen und zugleich wurde die fallende 90-Tage-Linie zum Handelsschluss deutlich überwunden. Der schnelle Anstieg in den letzten Tagen sorgte jedoch dafür, dass wir uns in allen relevanten technischen Oszillatoren dem überkauften Bereich nähern. Allerdings sollte das Bündel aus guten Quartalszahlen, Entspannung am Rentenmarkt und der Erwartung eines gemächlicheren Kurses der Fed dafür sorgen, dass der jüngste Anstieg noch nicht zu Ende ist. Widerstände lassen sich im Bereich 33.140/33.230 Punkten ausmachen. Ein Anstieg über diese Hürde eröffnet weiteres Potential bis 33.821 Punkte.

Bund-Future

In der vergangenen Woche legte der Bund-Future um 319 Ticks zu. Übergeordnet sehen wir derzeit eine Korrektur des steilen Zinsanstiegs der letzten Monate. Diese Korrektur in einem übergeordnet vermutlich weiter steigenden Zinsumfeld könnte durchaus noch weiter anhalten und das Rentenbarometer bis zur psychologisch wichtigen Marke von 160 Punkten führen.

Einschätzung

Unter saisonalen Gesichtspunkten könnte der positive Basistrend im August noch anhalten, ehe dann tendenziell wieder mit erneutem Gegenwind zu rechnen ist: Rezessionsängste, die Regierungskrise in Italien sowie die nicht gebannte Gefahr einer Gaskrise bleiben weiterhin belastende Faktoren. In dieser Woche bleibt es spannend zu sehen, ob die noch zu berichtenden Unternehmen an den überwiegend positiven Zahlen der Vorwoche anknüpfen können.

 

Stand: 01. August 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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