Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 22. – 26.08.2022

DAX

In der vergangenen Woche verloren die deutschen Standardwerte 1,82 % oder 252 Punkte. Nachdem der DAX seit seinem Tief vom 14.07. bis zum 15.08.22 rund 1.500 Punkte zulegen konnte, war die letzte Handelswoche von Verkäufen geprägt. Die Sorgen vor einer Rezession bestimmen aktuell das Handelsgeschehen. Die sich zuletzt leicht abschwächende Inflation trägt nicht zur Beruhigung bei, wird doch für die kommenden Monate mit erneut steigenden Inflationsraten gerechnet. Dementsprechend werden Äußerungen von Notenbankmitgliedern mit Argusaugen verfolgt. Für diese Woche werden Daten zum BIP, sowie zum Konsum in Deutschland, aber auch zu wichtigen europäischen Volkswirtschaften erwartet. Auch der ifo-Index kommt Mitte dieser Woche. Charttechnisch ist der DAX an der 14.000er Marke gescheitert und hat nach unten gedreht. Dabei hat die Volatilität deutlich zugelegt. Zugleich konnte das 50 % Fibonacci-Retracement bei 13.555 Punkten nicht gehalten werden. Der DAX setzt in der heutigen Eröffnung seinen Abwärtstrend fort. Ziel der Bewegung stellt das 38,2 % Fibonacci-Retracement bei 13.283 Punkten dar. Nach oben stellt die genannte Marke von 14.000 Punkten das maximale Ziel der aktuellen Bewegung dar.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.730 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht -1,21 % ab. Auf Sektorenebene gab es Zuwächse im Energie- und Versorgerbereich (1,51 % und 0,83 %). Mit deutlichen Kursverlusten entwickelten sich am schwächsten der Immobilien- und Einzelhandelssektor (-6,35 % und -5,04 %). Die zweimonatige Erholung des Euro Stoxx 50 hat den Index auf einige wichtige technische Niveaus gedrückt, die seinen Comeback-Versuch zum Scheitern bringen könnten. Das Wichtigste und Unmittelbarste ist die Handelszone zwischen dem 38,2 % und 50 % Fibonacci-Retracement bei 3.761/3.886 Punkten. Wenn der Index diese Marke nicht überschreiten kann, ist dies ein Zeichen dafür, dass sich eine gegenläufige Rallye entwickeln kann und der Markt eine weitere Abwärtsbewegung einleitet. Das war innerhalb der letzten sechs Monate der Fall. Dabei wurde stets ein neues Tief gebildet. In Anbetracht der fragilen Finanzmarktlage bleibt das Drawdown-Potenzial hoch, jedoch sieht das Chartbild solider als in den Vormonaten aus, sodass wir auf der Unterseite bei der 3.606 Punktmarke ein starke Unterstützungszone bei der Kombination aus der 200-Wochenlinie und dem 23,6 % Fibonacci-Retracement sehen.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 0,2 %. Er schloss bei 33.707 Punkten. Die anderen US-Standardindizes entwickelten sich schwächer, angesichts eines negativen Nachrichtenflusses aus China, aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Immobilienmarkt. Einziger Lichtblick waren gute Quartalsergebnisse von Cisco, Walmart und Home Depot, während sich die Halbleiterunternehmen Applied Materials und Analog Devices zurückhaltend über das aktuelle Umfeld äußerten. Nachdem der Dow Jones in der jüngsten Rallye um über 15 % zulegen konnte, kommt eine Konsolidierungsphase nicht überraschend. Zu Beginn der vergangenen Woche konnte er sogar die 200-Tage-Linie nach oben durchbrechen, die aktuell bei 33.776 Punkten verläuft. Diese hatten wir hier als mögliches Kursziel einer Aufwärtsbewegung genannt. Es ist aber auch nicht verwunderlich, dass dem Dow Jones nach diesem dynamischen Anstieg der letzten Wochen und daraus resultierenden technisch überhitzten Marktverhältnissen die Kraft fehlte, sich nachhaltig über diesem Level zu etablieren. Auch der Trendkanal, der sich aus den Verlaufshochs von Januar und April herleiten lässt, wirkt als Widerstand. Er verläuft aktuell im Bereich von 33.836 Punkten. Ein Überschreiten wäre ein sehr positives Zeichen, was aber ohne vorherige Konsoliderungsarbeit sehr unwahrscheinlich sein sollte. Insofern rechnen wir im Dow Jones in dieser Woche mit einem Test des Bereichs bei 33.273 Punkten bzw. 32.846 Punkten. Um einen gewissen Heilungsprozess im Dow Jones feststellen zu können, wäre es in dieser Woche aus unserer Sicht wichtig, nicht zu viel Boden preis zu geben. Sollten sich die Marktteilnehmer diese Woche zurückhalten und der Dow Jones so stärker unter Druck geraten, dann steigt aus unserer Sicht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der jüngsten Rallye um eine „Bärenmarktrallye“ gehandelt hat.

Bund-Future

Am europäischen Rentenmarkt kam es am Freitag zu einem ausgeprägten Ausverkauf. Mittlerweile preisen die Marktteilnehmer eine Zinsanhebung durch die EZB in Höhe von 125 Basispunkten bis zum Jahresende ein. Der Bund-Future schloss am Freitag bei 152,17 %-Punkten nur knapp oberhalb der 90-Tage-Linie bei 152,14 %-Punkten. In der heutigen Eröffnung legt der Bund-Future wieder zu. Ziel der Bewegung könnte die 38-Tage-Linie bei 153,98 %-Punkten sein. Wir gehen von einer erhöhten Volatilität in den nächsten Wochen und Monaten aus.

Einschätzung

Nachdem der positive Basistrend der letzten Wochen in der vergangenen Handelswoche abrupt zum Stillstand gekommen ist, erwarten wir uns von den bevorstehenden Konjunkturdaten sowie dem Statement von US-Notenbank Präsident Jerome Powell auf dem Treffen der Notenbanken in Jackson Hole neue Impulse für die Aktien- und Rentenmärkte. Tendenziell sollten sich Anleger auf eine steigende Volatilität einstellen.

 

Stand: 22. August 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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