Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 26. – 30.09.2022

DAX

Wie erwartet erhöhte die Fed am vergangenen Mittwoch die Zinsen um 75 Basispunkte. Erst zum Handelsschluss am Freitag realisierten die Anleger die sich immer mehr verschlechternden Konjunkturaussichten und verkauften Risikoassets. Der DAX durchbrach den kurzfristigen Aufwärtstrend seit dem DAX-Tief vom 05. Juli bei 12.390 Punkten. Damit nimmt der Verkaufsdruck tendenziell zu. Als nächste markante Unterstützungsmarke dient das Tief aus dem Oktober 2020 bei 11.450 Punkten. Was wäre notwendig, um den DAX wieder in die strategische Erfolgsspur zu führen? Dazu müsste er die Hürde von 13.800/13.888 Punkten überwinden. Danach sieht es aktuell jedoch nicht aus. Vielmehr müssen wir uns auf steigende Rezessionsgefahren sowohl in den USA als auch in Europa einstellen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.348 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht satte -4,34 % ab. Die europäischen Aktienmärkte setzten ihren negativen Trend auf breiter Front fort. Auf Sektorenebene schloss der europäische Immobiliensektor mit einem dramatischen Verlust von -11,51 % am schwächsten ab. Mit einem Wochenverlust von -1,02 % konnte sich der Basiskonsumgütersektor dem Verkaufsdruck am ehesten entziehen. Nachdem vor zwei Wochen der Euro Stoxx 50 unter einige wichtige technische und psychologische Niveaus im Bereich der 3.600 Punktemarke fiel, stieg die Gefahr deutlich an, dass der Euro Stoxx 50 in das Muster der vergangenen sechs Monate fällt und das Jahrestief bei 3.343 Punkten testet. Dies hat sich leider bewahrheitet und ein neues Jahrestief wurde am Freitag bei 3.330 Punkten gebildet. Dass der DAX und der Dow Jones ebenfalls neue Jahrestiefs gebildet haben, ist kein gutes Vorzeichen für diese Woche, die insbesondere von den Parlamentswahlen in Italien geprägt ist. Zudem werden die Inflationszahlen für Deutschland am Donnerstag veröffentlicht, die sogar in den zweistelligen Bereich vordringen könnten. Die Erzeugerpreise aus der Vorwoche, die mit 45,8 % knapp 10 % höher als erwartet waren, geben wenig Hoffnung auf moderate Zahlen. Der Euro Stoxx 50 befindet sich in einem stark überverkauften Bereich, sodass technische Gegenreaktionen möglich sind.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 4,0 %. Er schloss bei 29.590,41 Punkten. Er rutschte damit sogar unter die Juni-Tiefs. Nach wie vor belastet eine restriktivere Geldpolitik die Finanzmärkte. Die Finanzmärkte preisen inzwischen Zinserhöhungen bis zu einem Level von 4,6 % im nächsten Jahr ein. Nach einer Zinserhöhung in der vergangenen Woche um 75 Basispunkte beendete die 2-jährige US-Staatsanleihe die Handelswoche mit einem Renditesprung um 36 Basispunkte auf 4,21 %. Der Dow Jones schloss am Freitag auf einem neuen Jahrestief und unter 30.000 Punkte. Angesichts der Bedeutung dieses Levels ist im Laufe dieser Woche mit einem Versuch des Dow Jones zu rechnen, dieses Niveau zurückzuerobern. Der Beginn der Handelswoche kann durchaus noch holprig werden, aber es sollten sich im weiteren Wochenverlauf zusehends Rallyeversuche beim Dow Jones einstellen, die wir aktuell für investierbar halten. Aus unserer Sicht bieten die US-Märkte jetzt ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, sprich wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass der Dow Jones die bisherigen Juni-Jahrestiefs bei 29.946 Punkten zurückerobern kann und sehen aufgrund eines weitgehend ausgewaschenen Marktes Luft für eine mehrwöchige Rallye. Der Dow Jones hat einige Widerstände vor sich, auch die Marke bei 31.000 Punkte würde einiges an Energie kosten, um überwunden zu werden. Aber ein mögliches Kursziel dieser jetzt von uns erwarteten Rallye könnte die 90-Tage-Linie (aktuell bei 31.856 Punkten) sein. Unser Worst-Case-Szenario für diese Woche wäre ein Test des Verlaufshoch von Mitte Oktober 2020 bei 28.909 Punkten.

Bund-Future

Der Bund-Future hat in der letzten Woche ein neues Kontrakttief bei 138,45 %-Punkten gemacht, welches heute mit 138,21 %-Punkten bereits wenige Minuten nach Eröffnung unterboten wurde. Wir sehen dies als Reaktion auf den mittlerweile immer restriktiveren Kurs der Notenbanken inflationsdämpfende Maßnahmen zu ergreifen. Hinzu kommt, dass Italien wie erwartet eine rechte Regierung erhält. Dies zusammen sorgt für anhaltenden Druck auf den Rentenmarkt. 10-jährige Staatsanleihen Italiens rentieren aktuell 4,43 % und das deutsche Pendant bei 2,07 %. Ein Ende des Abwärtstrends beim Bund-Future ist daher nicht auszumachen, zumal die technischen Indikatoren durchwegs negativ sind.

Einschätzung

Das Bündel aus wahrscheinlich weiter steigenden Inflationsraten und den dämpfenden Maßnahmen der Notenbanken lässt die Rezessionswahrscheinlichkeit stark steigen. Eine defensive Ausrichtung erachten wir aktuell für notwendig, auch eine erhöhte Liquidität macht Sinn.

 

Stand: 26. September 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Verträgt der Immobilienmarkt eine weitere Leitzinserhöhung?

Christoph Mertens
Christoph Mertens
21. September 2022

Aktien

Im Bann der Notenbanken

Andrea Greisel
14. September 2022
Vermögensverwaltung

Vermögens­verwaltung

Der Winter wird ungemütlich

Rainer Weyrauch
8. September 2022