Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 04. – 07.10.2022

DAX

Nach einem September zum Vergessen (Monatsverlust von -5,61 %), startet die kurze Börsenwoche robust in den Oktober. Das vierte Quartal ist statistisch betrachtet die beste Börsenphase des Jahres. Nichtsdestotrotz bleiben die Zentralbanken weiterhin restriktiv und die quantitative Straffung geht voran. Der Rückgang der Anleiherenditen war eine der größten Antriebsfedern für den Markt. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen konnten sich weltweit wieder erholen, nachdem sie letzte Woche Höchstwerte erreichten. In dieser Woche sinken die Renditen und die Aktien ziehen an. Nach dem Fall auf ein neues Jahrestief bei 11.862 Punkten vergangen Woche setzte sich eine Gegenbewegung in Gang, die versucht das DAX-Tief vom 05. Juli bei 12.390 Punkten zurückzuerobern. Sollte der Bereich um 12.400 Punkte signifikant durchbrochen werden, entsteht ein neues Kaufsignal. Zu euphorisch sollte man jedoch nicht werden, da es sich um eine Gegenreaktion aufgrund des stark überverkauften Marktes handeln kann und der DAX erneut nach unten abdrehen könnte.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.318 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht -0,89 % und auf Monatssicht im September satte -5,65 % ab. Die europäischen Aktienmärkte setzten ihren negativen Trend auf breiter Front fort und der Euro Stoxx 50 erreichte vergangenen Donnerstag sein Jahrestief bei 3.279 Punkten. Auf Sektorenebenen war der europäische Immobiliensektor mit einem Verlust von -17,69 % im September der schwächste Sektor. Mit einem Monatsverlust von -3,66 % konnte sich der Mediensektor dem Verkaufsdruck am ehesten entziehen. Die defensiven Sektoren wie Gesundheit und Basiskonsumgüter konnten sich ebenfalls gut behaupten. Charttechnisch betrachtet, ist der Euro Stoxx 50 deutlich angeschlagen, da der übergeordnete Abwärtstrend weiterhin in Takt ist. Ein wenig Hoffnung ergibt sich daraus, dass sich seit Freitag der Euro Stoxx 50 zumindest eine kleine Atempause verschaffen konnte und zum Wochenstart eine dynamische Gegenrektion in Richtung des 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.524 Punkten einschlägt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um -2,9 %. Er schloss bei 28.726 Punkten. Damit ist auch der Dow Jones letzte Woche offiziell in einen Bärenmarkt gerutscht, da er seit dem Verlaufshoch Anfang Januar 2022 mehr als -20 % verloren hat. Das „Gute“ daran ist, dass dies zu einem Zeitpunkt geschehen ist, als die Markttechnik bereits weitgehend „am Anschlag“ ist, so dass sich die Marktteilnehmer zu diesem Zeitpunkt nicht verunsichern lassen sollten und dies als irreführendes Verkaufssignal zu sehen ist. Gestern hat der Dow Jones die Handelswoche positiv eröffnet mit einem Plus von 2,66 %, und wir rechnen aus oben genannten Gründen mit „follow through“ bei den Kursgewinnen. Ja, wir gehen trotz der unsicheren Makro-Lage von einer jetzt begonnenen Oktober-Bärenmarktrallye an den US-Börsen aus, die wir für investierbar halten. Angesichts des attraktiven technischen Set-Up erscheint ein Überwinden des Juni-Tiefs bei 29.946 Punkten in dieser Woche wahrscheinlich. Wie wir schon hier in der Vorwoche geschrieben haben, bieten die US-Märkte jetzt ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, und wir sehen Luft für eine mehrwöchige Rallye. Der Dow Jones hat einige Widerstände vor sich, neben der Marke von 30.638 Punkten würde sicher auch die Marke bei 31.000 Punkte einiges an Energie kosten, um überwunden zu werden. Aber ein mögliches Kursziel dieser jetzt von uns erwarteten Rallye könnte die 90-Tage-Linie (aktuell bei 31.629 Punkten aber fallend) sein.

Bund-Future

Der Bund-Future hat in der letzten Woche ein neues Kontrakttief bei 135,52 %-Punkten gemacht, von dem er sich aber wieder sehr schnell erholen konnte und am heutigen Tag wieder auf 142,46 %-Punkten anstieg. Am europäischen und globalen Rentenmarkt gibt es seit Montag eine ausgeprägte Erholung. Die Anleihenrenditen bei 10-jährigen Staatsanleihen fielen um ca. 20 Basispunkte und damit so deutlich wie seit Juli nicht mehr. Auch die Renditen von italienischen 10-jährige Staatsanleihen gingen um knapp 30 Basispunkte zurück. Aktuell preist der Markt bis zum Jahresende noch eine Zinsanhebung der EZB von ca. 125 Basispunkten ein.

Einschätzung

Trotz des positiven Wochenstarts bleibt das Bündel aus wahrscheinlich weiter steigenden Inflationsraten und steigender Rezessionswahrscheinlichkeiten aufgrund einer zu restriktiven Geldpolitik bestehen. Eine defensive Ausrichtung erachten wir aktuell für weiterhin angebracht, solange sich keine Entspannung an den jeweiligen Belastungsfaktoren abzeichnet.

 

Stand: 04. Oktober 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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