Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 10. – 14.10.2022

DAX

Nach einem verhaltenen Start in die letzte Woche kam schnell Kauflaune unter den Anlegern auf. Die Hoffnung, dass die bevorstehenden Zahlenveröffentlichungen zu den Preisdaten einen abnehmenden Trend aufweisen könnten und somit auch die Zinsanhebungsdynamik der Notenbanken sich abschwächt, trieben die Kurse schnell über den Bereich von 12.400 Punkten, wodurch ein kurzfristiges Kaufsignal ausgelöst wurde. In der Spitze konnte der DAX bis 12.673 Punkten zulegen, ein schon länger nicht mehr gesehenes Niveau. Allerdings zerplatzten die Hoffnungen auf den Beginn eines goldenen Oktobers spätestens mit der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am letzten Freitag. Die Wall Street gab rasant nach, ebenso der DAX. Bei uns belasteten zudem Daten zur Industrieproduktion. Auf Wochensicht konnte der DAX noch ein Plus von 1,31 % retten. Spätestens nach der heutigen Eröffnung dürfte davon nichts mehr übrigbleiben. Die Schockwellen vom Freitag zeigen sich heute Morgen bereits in Asien, dort sind vor allem die Technologiewerte belastet und hier primär chinesische Chip-Werte. Zudem steigen die Corona-Infektionen in China erneut, was nicht gerade die Stimmung der Anleger hebt. Nachdem es nicht gelungen ist, sich oberhalb der Marke von 12.400 Punkten festzusetzen, kommt der Unterstützung bei 12.358 Punkten eine wichtige Rolle zu. Heute wird das Gap bei rund 12.200 Punkten geschlossen und in der Folge drohen weitere Abgaben bis zum Impulstief bei 11.862 Punkten (Tief vom 28.09.).

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.375 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 1,71 % zu, gab jedoch am Freitag einen Großteil seines Wochengewinns wieder ab. Auf Sektorenebene war der europäische Energiesektor mit einem Kursgewinn von 5,71 % der stärkste Sektor, nachdem die OPEC eine Förderkürzung angekündigt hat. Der seit Monaten andauernde Abverkauf im europäischen Immobiliensektor wurde mit einem Wochenverlust von 4,27 % weitergeführt. Charttechnisch betrachtet, bleibt der Euro Stoxx 50 angeschlagen, da er das Monatshoch bei 3.484 Punkten nicht halten konnte. Das verdeutlicht, dass die Investorenstimmung mehrheitlich pessimistisch bleibt, sodass das Jahrestief bei 3.249 Punkten als Unterstützungszone wieder in den Vordergrund rückt. Der schwache Wochenstart untermauert das. Fundamental betrachtet, wird diese Woche durch den Beginn der Berichtssaison in den USA, den Fed-Protokollen sowie den US-Verbraucherpreisen für September beeinflusst. Die Volatilität dürfte daher auch an den europäischen Börsen hoch bleiben.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 2,0 % zu. Er schloss bei 29.297 Punkten und zeigte somit die erwartete Reaktion nach oben, nachdem er in der vorletzten Woche offiziell in einen Bärenmarkt (Kursverluste vom Hoch von >20 %) rutschte. Die Wochengewinne resultieren jedoch allein auf 2 positiven Tagen zum Wochenauftakt. Damit konnte der Dow Jones leicht das Juni- Tief bei 29.946 Punkten überwinden, konnte sich jedoch nur wenige Tage über der 30.000-er Marke halten und scheiterte zunächst am nächsten Widerstand bei 30.420 – 30.502 Punkten. Der Wochenschluss zeigte sich unerwartet schwach. Wir sehen angesichts des nach wie vor sehr attraktiven technischen Set-Ups gute Chancen auf eine investierbare Oktober-Rallye an den US- Börsen, die uns einige Wochen begleiten sollte. Die Kursverluste gegen Ende der Woche sollten in erster Linie der Verunsicherung der Marktteilnehmer gedient haben. Der Dow Jones hat einige Widerstände vor sich, neben der Marke von 30.638 Punkten würde sicher auch die Marke bei 31.000 Punkte einiges an Energie kosten, um überwunden zu werden, aber inzwischen gehen wir davon aus, dass die jetzt von uns erwartete Rallye auch die 90-Tage-Linie (aktuell bei 31.488 Punkten aber fallend) überwinden können wird und sehen Potenzial bis zum Verlaufshoch von Mitte September bei 32.654 Punkten. Sollte der Dow Jones Anfang der Woche ein neues Verlaufstief markieren, würde uns das aktuell nicht verunsichern.

Bund-Future

Wie gewonnen, so zerronnen könnten man zur Rentenmarktentwicklung sagen. Noch letzten Montag sahen wir beim Bund-Future ein Hoch bei 142,87 %-Punkten und in der heutigen Eröffnung notiert der Future erneut unter der Marke von 138 %-Punkten. Bei Bundesanleihen, aber auch italienischen Staatsanleihen hält der Verkaufsdruck an, die Renditen steigen. Mittlerweile können wir seit 11 Wochen in Folge einen Renditeanstieg verzeichnen. Dies hat es seit 1989 in dieser Form noch nicht gegeben. Wir haben zwar die Hoffnung auf eine Stabilisierung noch nicht ganz aufgegeben, aber realistisch erscheint uns ein erneuter Test des Kontrakttiefs aus dem September bei 135,52 %-Punkten. Der Markt preist derzeit weitere Zinsschritte durch die EZB bis in den Bereich um 3 % ein.

Einschätzung

Die Gefahr besteht, dass die Notenbanken die Bekämpfung der Inflation zu sehr in den Vordergrund stellen, so dass die Konjunktur schaden zu nehmen droht. In dieser Woche beginnt die Quartalsberichtssaison der Unternehmen. Wir erwarten tendenziell schwächere Zahlen. Dieses ganze Bündel sollte bei der Anlageentscheidung beachtet werden. Eine defensivere Ausrichtung erachten wir als sinnvoll.

 

Stand: 10. Oktober 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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