Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 07. – 11.11.2022

DAX

Der deutsche Leitindex DAX hat die Woche nach zwei schwachen Handelstagen mit einem Plus von 2,51 % auf 13.460 Punkte abgeschlossen. Auf Wochensicht bedeutet das ein Plus von 1,63 %. Damit befindet sich der DAX seit 17 Tagen in einem intakten Aufwärtstrend. In der heutigen Eröffnung startet der DAX nahezu unverändert. Er profitiert zum einen von den positiven Vorgaben aus New York sowie dem freundlichen Start in die neue Woche an den asiatischen Märkten. Die Frage stellt sich, um was es in dieser Woche geht? Nicht mehr oder weniger um den Kampf um die 200-Tage-Linie. Lange schien diese Marke unerreichbar. Sollte es aber gelingen, die genannte Marke (aktuell bei 13.625 Punkten) zu überwinden, so wäre der Weg frei Richtung 14.000 Punkten. Allerdings scheint der Anstieg dem Charakter nach eine Bärenmarktrallye zu sein, so dass uns der Glaube an weiter steigende Kurse fehlt. Auf der Unterseite scheint der DAX gut abgesichert im Bereich um die 13.000 Punkte. Ende dieser Woche werden wir hoffentlich klarer sehen, wohin der Weg beim DAX geht.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.688 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 2,07 % zu. Dadurch konnte er die fünfte Handelswoche in Folge steigen und die beste Entwicklung seit November 2021 hinlegen. Die Hoffnung auf eine baldige Beendigung der Null-Covid-Politik in China stützte den europäischen Rohstoff- und Energiesektor, die jeweils mit 6,08 % und 4,22 % zulegten. Auf der Verliererseite fanden sich mit Abschlägen von -1,58 % und -0,33 % der Medien- und Technologiesektor. Trotz einer turbulenten Woche konnte der Euro Stoxx 50 wichtige charttechnische Grenzen halten und den negativen Abwärtstrend zumindest temporär deutlich brechen. Nach nun fünf positiven Handelswochen in Folge befindet sich der Euro Stoxx 50 am oberen Rand seiner Schwankungsbänder, wodurch sich der verbleibende Aufwärtsspielraum zunächst in Grenzen halten sollte. Mit der 3.800 Punktemarke hat er eine schwer zu überwindende Widerstandslinie vor der Brust, die in diesem Jahr stets für enormen Verkaufsdruck sorgte und die aufkeimenden Erholungsrallyes brach. Auf der Unterseite bildet die 200-Wochen-Linie bei 3.606 Punkten eine erste Unterstützungszone gefolgt von dem 23,6 % Fibonacci-Retracement bei 3.524 Punkten. Für das Fortbestehen der Erholungsbewegung sollte eine Zwischenkorrektur nicht unter diese Marken fallen. Fundamental betrachtet, veröffentlichen in dieser Woche einige Indexschwergewichte ihre Quartalsergebnisse wie z. B. Deutsche Post, Deutsche Telekom, Henkel, Adidas, Allianz und Commerzbank. Des Weiteren finden am Dienstag die US-Midterm-Wahlen statt und am Mittwoch werden die mit Hochspannung erwarteten Inflationszahlen für die USA bekanntgegeben.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 1,4 %. Er schloss bei 32.403 Punkten. Damit hat der Dow Jones vom Tief Anfang Oktober bis zum bisherigen Verlaufshoch letzter Woche stattliche 15,7 % an Wert zulegen können. Die Dynamik war zuletzt hoch und so schaffte er unser Kursziel bei 32.654 Punkten (Verlaufshoch von Mitte September) zu überwinden und damit sogar die aus mittelfristiger Sicht wichtige 200-Tage-Linie, die aktuell bei 32.490 Punkten verläuft. Nach dem dynamischen Anstieg der letzten Wochen war es jedoch nicht verwunderlich, dass er ohne vorherige Konsolidierung keine Kraft haben wird, sich nachhaltig über der 200-Tage-Linie zu halten und auch den nächsten Widerstand im Bereich von 32.510 Punkten (Verlaufshoch von Anfang Juni dieses Jahres) so nicht angreifen können wird. Kurzfristig hat der Dow Jones in der vergangenen Woche begonnen, die überhitzte Indikatorenlage abzubauen. Die Konsolidierung könnte jedoch bis in den Bereich von 31.884 bis 30.985 Punkte führen. Im weiteren Verlauf sehen wir noch Potenzial für diese Rallye, die im weiteren Jahresverlauf durchaus den nächsten Widerstand im Bereich von 33.280 bis 33.321 Punkten überwinden könnte und somit auch bis zu den Verlaufshochs von Mitte August bei 34.286 Punkten vordringen könnte.

Bund-Future

Der Bund-Future verharrt in einem intakten Abwärtstrend. Nachdem Kontrakttief vom 21. Oktober konnte sich der Future zuletzt wieder über die Marke von 140 %-Punkte erholen, bevor in der letzten Woche erneut Abgabedruck aufkam und den Future erneut in Bereiche um 136 %-Punkte führte. Um erneut Richtung der 140 %-Punkte-Marke laufen zu können, muss der Widerstand bei 138,41 %-Punkte überwunden werden. Erst oberhalb von 140,92/140,87 %-Punkten würde sich das Chartbild nachhaltig aufhellen.

Einschätzung

Eine Aktienrallye in China, die bisher mehr auf Spekulationen als auf handfesten Fakten beruht, eine US-Zentralbank, die bisher entgegen allen Hoffnungen nicht signalisiert, das Ende des Zinsanstiegs in Sicht zu haben und eine nicht sonderlich überzeugende Berichtssaison, klingt wenig optimistisch und dennoch jagen wir erneut einer weiteren Bärenmarktrallye hinterher. Es scheint, dass jede noch so vage positive Nachricht ausreicht, um Aktienmärkte dieser Tage nach oben zu treiben. Gerade institutionelle Anleger, die bislang dem Aktienmarktanstieg eher ungläubig zusahen, könnten bei weiter steigenden Kursen gezwungen sein, in Aktien zu investieren. Damit würde die Bärenmarktrallye weiter befeuert. Solange sich an den Fundamentaldaten nichts ändert, sollte eine neutrale Position in Aktien gehalten werden.

 

Stand: 07. November 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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