Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 14. – 18.11.2022

DAX

Was für eine Handelswoche! Der Deutsche Aktienindex überwand den Widerstand bei 13.600 Punkten und löste damit ein starkes Kaufsignal aus. Die deutschen Standardwerte legten in der vergangenen Woche um 765 Punkte oder 5,7 % zu. Positiv zu werten ist, dass es dem DAX gelang, den Kreuzwiderstand aus den Glättungslinien der letzten 200 bzw. 38 Wochen bei 13.375 bzw. 13.493 Punkten scheinbar mühelos zu überwinden. Ebenfalls überwunden wurde der Abwärtstrend seit Jahresbeginn. Des Weiteren ist die gestiegene Marktbreite positiv zu werten. Wie könnte es nun weitergehen? Mit dem Anstieg in die Zone zwischen 13.600 und 14.800 Punkten eröffnet sich nun Potenzial bis zum oberen Bereich um 14.800 Punkte. Nach den zuletzt sehr kräftigen Kursgewinnen von über 2.000 Punkten in etwas mehr als 4 Wochen ist aber ein kurzfristiger Rücksetzer denkbar. Diesen würden wir als eine gesunde Konsolidierung werten. Erst bei einem Abgleiten unter die Unterstützung bei 13.600 Punkten würde das positive Szenario Risse bekommen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.869 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 4,88 % zu. Dadurch konnte er die sechste Handelswoche in Folge steigen und die beste Entwicklung seit November 2021 hinlegen. Damit notiert der europäische Standardwerteindex wieder auf Niveaus, wie zuletzt im April dieses Jahres. Nach einem ruhigen Wochenverlauf sorgte die Veröffentlichung neuer US-Inflationsdaten am Donnerstag für einen starken Kaufimpuls. Auch die langsame Lockerung der Null-Covid-Strategie Chinas sorgte für Kauflaune. Von der Aussicht auf eine weniger restriktive Notenbankpolitik profitierten vor allem Aktien aus dem Immobilien- und Nicht-Basiskonsumgüter-Bereich. Auf der Verliererseite finden sich Aktien aus dem Sektor Kommunikationsdienste sowie vor allem dem Gesundheitswesen. Das charttechnische Bild hat sich mit dem nachhaltigen Sprung über die Marke von 3.800 Punkten aufgehellt. Diese Marke wurde in den letzten Monaten nach Erreichen jeweils abverkauft. Nachdem die Rallye seit Mitte Oktober in Gang ist, wird die Luft auf der Oberseite allmählich dünner. Ein Test der 4.000-Punkte-Marke erscheint möglich, spätestens dann erwarten wir eine Konsolidierung, die den Euro Stoxx 50 Index in den Bereich 3.600/3.800 Punkte führen könnte. Hier liegt zudem die steigende 200-Tage-Linie (aktuell bei 3.675 Punkten), die eine gute Unterstützung bieten sollte.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones sprang in der vergangenen Woche um 4,1 % nach oben. Er schloss bei 33.748 Punkten. Auslöser für die gute Wochenentwicklung war die Veröffentlichung einer niedrigeren Inflationsrate in den USA, die im Vergleich zum Vorjahr „lediglich“ um 7,7 % stieg und Hoffnung machte, dass die Inflation ihren Gipfel schon erreicht haben könnte. Dies führte zu einem deutlich schwächeren US-Dollar und auch zu einem drastischen Renditerückgang bei Anleihen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe reduzierte sich beispielsweise um 31 Basispunkte auf 3,84 %. Dem Dow Jones gelang dadurch der Sprung über den Widerstand im Bereich 33.280 bis 33.321 Punkte. Dieses Level ist jetzt zur nächsten Unterstützung geworden, auch die 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.460 Punkten) sollte eine gute Unterstützung darstellen. Die Rallye im Dow Jones, die bereits Ende September begann, ist inzwischen fast 19 % groß, insofern muss allen Marktteilnehmern klar sein, dass wir uns aktuell bereits eher in einem fortgeschrittenen Stadium der Rallye befinden. Wir sehen die US-Märkte noch nicht als überhitzt an, so dass wir in Summe weiteres Potenzial für Kursgewinne sehen, aber die nächsten Widerstände in Form des Verlaufshochs von Mitte August bei 34.286 Punkten wird der Dow Jones technisch „eher erschöpft“ erreichen, so dass wir dort mit einer Konsolidierung und damit verbunden einem Abbau der überhitzten Indikatoren rechnen. Ein nachhaltiges Überschreiten dieser Marke erscheint aktuell ohne vorherige Konsolidierung eher unwahrscheinlich. Hier wäre es wichtig, dass der Dow Jones möglichst wenig Boden preisgibt, was Hoffnung auf eine weitere Heilung des Marktes gäbe.

Bund-Future

Die Erholungsversuche beim Bund-Future fanden letzten Freitag ein Ende. Am Donnerstag erreichte der Future ein Hoch von 140,72 %-Punkten. Dieses Niveau konnte er nicht ins Wochenende retten, da es am europäischen Rentenmarkt zum Wochenschluss zu einem Ausverkauf kam, der die Renditen 10-jähriger italienischer Staatsanleihen um 20 Bp nach oben trieb und selbst die 10-jährige Bundesanleihe um 15 Bp steigen ließ. Die Kursgewinne nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten verpufften gleich wieder. Aktuell notiert der Future erneut beim ehemaligen Widerstand bei 138,41 %-Punkten. Sollte die Marke nachhaltig unterschritten werden, stellt die 38-Tage-Linie bei 137,95 %-Punkten die nächste Unterstützung dar. Darunter droht ein schnelles Wiedersehen mit dem Tief der letzten Woche bei 135,76 %-Punkten.

Einschätzung

Neben der Aussicht auf ein langsameres Tempo bei den Zinserhöhungen durch die Notenbanken profitieren die Aktienmärkte auch von der aktuellen Quartalsberichtssaison der Unternehmen. Es kristallisiert sich heraus, dass die niedrigen Erwartungen erfüllt wurden, die Umsätze solide waren aber die Margen unter Druck stehen. Dieses Bild verfestigt unseren Eindruck, dass die aktuelle Rallye nicht unbedingt auf Zuversicht basiert, sondern wohl eher der Tatsache geschuldet ist, dass die hohe Anzahl der Short-Seller zuletzt auf dem falschen Fuß erwischt wurden und sich mit Aktien eindecken mussten. Dies hat die Rallye stark befeuert. Wir denken, dass wir allmählich in eine Konsolidierungsphase einkehren werden. Größere Rückschläge können zum Positionsaufbau genutzt werden.

 

Stand: 14. November 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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