Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 16. – 20.01.2023

DAX

In unserem letzten Marktkommentar billigten wir dem DAX kurzfristig Potential bis 14.820 Punkte zu. Die genannte Marke stellt eine mittelfristige Horizontalhürde dar, an der im Jahr 2021 der DAX ein Top ausbildete und dann nach unten drehte. Dieses Jahr scheint alles anders zu sein. Seit Jahresanfang gewann der DAX bereits mehr als 8 % und hätte unserer Meinung nach sein gesamtes Jahrespotential ausgeschöpft. Auffallend ist der seit Jahresanfang extrem steile Aufwärtstrend, dessen Ausprägung in der Form sehr selten ist. In der heutigen Eröffnung setzt sich die Aufwärtsbewegung fort. Die deutschen Aktien profitieren dabei von den positiven Vorgaben der Wall Street sowie einem festen chinesischen Aktienmarkt. Was billigen wir dem DAX noch zu? Aktuell könnte der DAX bis zum Widerstand bei 15.250 Punkten laufen. Die teilweise stark überkauften technischen Indikatoren wie Stochastik und MACD sowie der ebenfalls im überkauften Bereich notierende RSI lassen aus unserer Sicht derzeit nicht mehr Aufwärtspotential zu. Hinzu kommt, dass die Volatilität mittlerweile immer mehr unter die Hürde von 20 fällt. Dies war bislang immer ein Vorbote für einen Richtungswechsel am Aktienmarkt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 4.150 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 3,31 % zu. Der Gewinn beläuft sich seit Jahresanfang somit auf fulminanten 9,42 %. Auf Sektorenebene schlossen in der Vorwoche insbesondere die zinssensitiven Verlierer aus dem Vorjahr am stärksten ab: der IT-Sektor legte 5,76 % zu und der Immobilien-Sektor 5,55 %. Insbesondere die defensiven Sektoren wie das Gesundheitsweisen (-0,32 %) und Basiskonsumgüter (-0,54 %), die zu den Vorjahresgewinnern gehörten, konnten an der positiven Entwicklung nicht partizipieren. Charttechnisch betrachtet, hat der Euro Stoxx 50 das 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.140 Punkten knapp überwunden und ist nur noch ca. 6,6 % oder 275 Punkte von dem Mehrjahreshoch vom 18. November 2021 bei 4.415 Punkten entfernt. Die Kurszuwächse der vergangenen Wochen katapultierten den Euro Stoxx 50 in den überkauften Bereich, sodass technische Gegenreaktionen nicht überraschen sollten. Wiederum bleibt das Momentum weiterhin sehr stark, sodass der positive Lauf sogar noch weiter voranschreiten könnte. Auf der Unterseite sehen wir die 4.035 Punktemarke als technische Unterstützungszone, die sich in den vergangen 10 Monaten stets als hartnäckige Widerstandzone für die Bullen entpuppte. Fundamental betrachtet, wird mit Spannung die Veröffentlichung der ZEW-Konjunkturerwartung am Dienstag erwartet, da es sich um einen der ersten Stimmungsindikatoren im neuen Jahr handelt und einen Gradmesser für die nachfolgenden Stimmungsindikatoren darstellt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche einen Wertzuwachs von 2,0 %. Er schloss bei 34.303 Punkten. Zykliker (+5,8 %) und Technologie (+4,6 %) waren die besten Sektoren. Er konnte damit die im Vorfeld „gefürchtete“ Rede von US-Notenbankpräsident Powell, die Inflationsdaten für Dezember und den Beginn der Berichtssaison überstehen. Die Inflationszahlen kamen wie erwartet, im Einjahresvergleich stieg sie um 6,5 %, während sich die Kernrate für denselben Zeitraum auf 5,7 % abschwächte. Die Dienstleistungs-Inflation stieg jedoch auf 7,5 %. Sicher ist die Rallye in einer zu vorsichtigen Positionierung vieler Marktteilnehmer zu sehen. Auch in die aktuelle Börsenwoche startet der Dow Jones wieder nervös, die Volatilität steigt aktuell um über 7 %. Neben einer weitgehend überkauften Indikatorenlage hat sich der Dow Jones inzwischen technischen Widerständen angenähert. So liegt der Abwärtstrend, der sich seit Januar 2022 herausgebildet hat, genau auf dem aktuellen Niveau. Auch die Verlaufshochs von Mitte August bei 34.286 Punkten bzw. von Anfang Dezember bei 34.682 Punkten liegen unmittelbar über dem aktuellen Kurs. Auch wenn wir theoretisch eine weitere Woche mit Kursgewinnen sehen können, halten wir eine Überwindung dieses Widerstandsbereichs ohne vorherige Konsolidierung nicht für wahrscheinlich. Andererseits sehen wir auch keine große Gefahr für starke Kursverluste, da die Marktcharakteristik bei Schwäche relativ schnell extreme Werte erreichen würde und das Abwärtspotenzial begrenzen sollte. Eine Konsolidierung könnte durchaus an der 38-Tage-Linie (aktuell bei 33.658 Punkten) bzw. an der 50-Tage-Linie (aktuell bei 33.582 Punkten) stoppen. Unser aktuelles Worst-Case-Szenario ist ein Test der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.332 Punkten).

Bund-Future

Der Bund-Future konnte in der letzten Handelswoche nur noch wenig Aufwärtspotential vorweisen. Obwohl er kurzzeitig über die Hürde von 139 %-Punkten sprang, konnte der Widerstand bestehend aus der 38- und 90-Tage-Linie (aktuell bei 138,29 bzw. 138,64 %-Punkten) letztendlich nicht nachhaltig überwunden werden. In der heutigen Eröffnung steht der Bund-Future unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass die Bundesregierung laut Handelsblatt für 2024 noch eine Finanzierungslücke von zwölf Milliarden Euro schließen muss, wenn die Schuldenbremse wie geplant eingehalten werden soll. Unterstützung findet sich im Bereich um 137,50 %-Punkte.

Einschätzung

Nach dem fulminanten Jahresstart an den europäischen Börsen dürfte die Luft auf dem weiteren Weg nach oben immer dünner werden, sprich das Kursanstiegspotential wird kurzzeitig stark begrenzt bleiben. Die oben genannten Marken sollten bei Anlageüberlegungen beachtet werden.

 

Stand: 16. Januar 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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