Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 30.01. – 03.02.2023

DAX

Der deutsche Aktienmarkt startet mit Verlusten in die neue Handelswoche. Ausgelöst werden die Verkäufe von schwächeren Future-Kursen aus den USA sowie der teilweisen Schwäche aus Asien heute Morgen. Der DAX war schon die letzten Tage in einer fragilen charttechnischen Situation. Seit dem Hoch vom 17.01. bei 15.270 Punkten tendierte der DAX eher schwächer, wobei die Schwankungsbreite relativ hoch ausfällt. In der letzten Woche konnte das Gap vom 19. Januar bei 15.186 Punkten geschlossen werden. Im bisherigen Handel testete der DAX die untere Aufwärtslinie eines spitz zulaufenden, abwärts gerichteten Dreiecks bei 15.017 Punkten. Gelingt in den nächsten Tagen ein Ausbruch aus dem Dreieck sind zwei Szenarien vorstellbar: Im ersten Szenario steigt der DAX über die Marke von 15.270 Punkten und löst einen Kauf-Trigger aus, der den DAX bis 15.500/15.600 Punkten führen kann. Im zweiten Szenario fällt der DAX unter die genannte Marke von 15.017 Punkten bzw. die 15.000er Marke. Weitere Abgaben Richtung 14.819 bzw. 14.800 Punkten wären dann die Folge.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 4.178 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 1,43 % zu. Auf Sektorenebene erzielten in der vergangenen Woche der Technologie- und der Bankensektor den höchsten Wochenzuwachs mit 3,55 % und 3,23 %. Auf der Verliererseite befanden sich erneut die defensiven Sektoren. Der europäische Basiskonsumgütersektor gab 2,95 % nach und der Gesundheitssektor 1,61 %. Der Euro Stoxx 50 zeigte in der vergangenen Woche wiederholte Anzeichen von technischer Stärke. Das könnte auf einen Ausbruch nach oben hindeuten, nachdem er erneut an die 4.200 Punktemarke anklopfte. Ein Ausbruch nach Süden erscheint derzeit weniger dramatisch, da schon bei ca. 4.060 Punkten das 76,4 % Fibonacci-Retracement sowie das untere, kurzfristige Schwankungsband verläuft, an dem sich die Kurse in der Regel wieder stabilisieren sollten. Fundamental betrachtet, stehen diese Woche die Zinsentscheide der EZB sowie der Fed im Fokus der Anleger. Die EZB wird wahrscheinlich seine falkenhafte Haltung beibehalten und aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks den Leitzins um 0,5 % anheben. Die Fed wiederum wird seine Anhebungsdynamik voraussichtlich verlangsamen und den Leitzins nur um 0,25 % anheben, da die Inflationsdaten sowie das US-Lohnwachstum rückläufig sind. Es erwartet uns eine turbulente Woche. Zum Wochenauftakt deuteten die Futures leichte Abschläge an.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 1,8 % zu. Er schloss bei 33.978 Punkten. Insbesondere Zykliker (+6,4 %) und Technologie (+4,1 %) entwickelten sich gut im Sog des Nasdaq Composite (+4,3 %), der davon profitierte, dass sich die Rezessionsgefahr in den USA und damit auch das Zinserhöhungspotenzial verringerte. Die Marktteilnehmer waren immer noch in Nachkaufmodus, teils enttäuschende Quartalszahlen bzw. Ausblicke von Microsoft, Boeing, GE oder Verizon wurden nach anfänglicher Schwäche gekauft. Intel befindet sich immer noch im Umstrukturierungsprozess, dort ging es nach unten. Die aktuelle Woche wird neben der Zinsentscheidung der US-Notenbank, den Arbeitsmarktdaten für Januar auch Quartalszahlen der großen Technologiefirmen (Apple, Amazon, Meta und Alphabet) bringen. Dieser Mix liefert die Grundlage für eine volatile Börsenwoche, zumal die Markttechnik nach dem starken bisherigen Januar überhitzt ist. Insofern halten wir das Aufwärtspotenzial in dieser Woche begrenzt und erwarten eine Abschwächung des Momentums. Marktteilnehmer sollten sich durchaus Gedanken machen, bei positiven Reaktionen auch mal über Gewinnmitnahmen nachzudenken. Schwer vorstellbar, dass der Dow Jones den mittelfristigen Abwärtstrend, der sich aus den Verlaufshochs von Anfang Januar 2022 und Dezember 2022 herleiten lässt, ohne vorherige Konsolidierung nachhaltig überwinden können wird, angesichts überhitzter technischer Indikatoren. Dieser Befreiungsschlag wird also noch eine Weile auf sich warten lassen. Die nächsten Unterstützungen sind die 38-Tage-Linie (aktuell bei 33.514 Punkten), die 50-Tage-Linie (aktuell bei 33.657 Punkten) bzw. der kurzfristige Aufwärtstrend, der bei 34.102 Punkten verläuft. Die Marktcharakteristik ist sehr robust aktuell, insbesondere an der Nasdaq, insofern rechnen wir nicht mit einer größeren Konsolidierung, aber bis in den Bereich der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.283 Punkten) kann sie durchaus führen.

Bund-Future

Seit seinem Januar-Hoch bei 140,68/140,73 %-Punkten am 18./19.01 geht es beim Bund-Future kontinuierlich abwärts. Zum Ablauf der letzten Handelswoche waren erneut italienische Staatsanleihen unter Druck geraten, ebenso kam es bei Bundesanleihen zu einem Renditeanstieg. Der Bund-Future startet in die neue Handelswochen mit Kursen unterhalb der Marke von 137 % Punkten. Der Handel dürfte bis zu den Zinsentscheidungen der Fed (Mittwoch) und der EZB und BoE (beide Donnerstag) eher abwartend verlaufen. Kurz- bis mittelfristig ist mit einer Fortsetzung der breit angelegten Seitwärtsbewegung um die Horizontale bei 136,50 Punkten zu rechnen.

Einschätzung

Trotz der deutlichen Kursgewinne der letzten Monate blieb an den europäischen Aktienmärkten eine größere Konsolidierung bislang aus. Diese wäre notwendig, um weitere Kursgewinne generieren zu können. Wir positionieren uns daher neutral.

 

Stand: 30. Januar 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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