Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 06. – 10.02.2023

DAX

Der deutsche Aktienmarkt startet mit Verlusten in die neue Handelswoche. Vor allem die extrem starken US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag lassen Zweifel aufkommen, ob der Zinssteigerungszyklus der Notenbanken wirklich vor dem Höhepunkt steht. Bis zum Handelsschluss am Freitag hielt sich der DAX deutlich oberhalb von 15.400 Punkten. Die diplomatischen Verstimmungen zwischen den USA und China sorgen zudem für Besorgnis, dass das Verhältnis beider Staaten noch mehr belastet werden könnte. Die Kurse in Hongkong/China notieren heute im negativen Bereich. Auch der festere US-Dollar belastet. Wir können uns weitere Abgaben bis zum Gap vom 02. Februar bei 15.228/15.222 Punkten vorstellen. Kurse darunter finden Unterstützung bei 15.150 Punkten, gefolgt von 15.017 Punkten. Auf der Oberseite muss der DAX über das Hoch vom letzten Donnerstag bei 15.520 Punkten ansteigen, um weiter Richtung 15.614 Punkten zu steigen (Hoch Februar 2022).

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 4.257 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 1,89 % zu. Auf Sektorenebene erzielten in der vergangenen Woche der Automobil- und Technologiesektor den höchsten Wochenzuwachs mit 5,07 % und 4,33 %. Auf der Verliererseite befanden sich erneut die defensiven Sektoren und Gewinner aus dem Vorjahr. Der europäische Versorgersektor gab 0,69 % nach und der Energiesektor 3,87 %. Die Zinsentscheidungen der Fed und EZB in der Vorwoche haben dazu beigetragen, dass der Euro Stoxx 50 im dritten Anlauf deutlich über die 4.200 Punktemarke klettern konnte, was als durchaus bullish zu bezeichnen ist. Technisch befindet sich der Euro Stoxx 50 jedoch im überkauften Bereich und das Momentum lässt merklich nach, sodass zunächst erstmal von einer Seitwärtsbewegung auszugehen ist. Insbesondere, da die bärenstarken US-Arbeitsmarktdaten, die am Freitag veröffentlicht wurden, vom Markt zum Wochenstart verdaut werden müssen. Auf der Oberseite sehen wir derzeit weniger Potenzial. Auf der Unterseite haben sich mittlerweile zwei nahe beieinander liegende Unterstützungszonen (4.200 und 4.061 Punkte) gebildet, die im Falle eines Abverkaufs dämpfend wirken können. Zum Wochenstart geben die Kurse nach den negativen Vorgaben aus den USA und Asien nach. Fundamental betrachtet, läuft diese Woche die Berichtssaison mit zahlreichen Veröffentlichungen weiter: z. B. Siemens, BNP Paribas, Linde und BP.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte leicht in der vergangenen Woche um 0,2 %. Er schloss bei 33.926 Punkten. Er entwickelte sich somit deutlich schlechter als der S&P 500 (+1,6 %), der Nasdaq Composite (+3,3 %) oder der Russell 2000 (+3,9 %). Die US-Notenbank erhöhte den Leitzins um 25 Basispunkte, gleichzeitig äußerte sich der US-Notenbankpräsident Powell zuversichtlich, dass es ermutigende Signale gäbe, die für einen nachlassenden Inflationsdruck sprechen, auch wenn die Kerninflation im Dienstleistungsbereich nach wie vor zu hoch sei. Am Freitag stellte ein sehr starker Arbeitsmarktbericht diese moderaten Aussagen wieder in Frage. Die Zinsmärkte preisten schnell eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Mai ein. Die Quartalszahlen waren gemischt, während der Pharmakonzern Merck den Dow Jones belastete, reagierten Apple, Alphabet und Amazon zunächst positiv. Steil ging es für Meta nach oben. Technisch sehen wir die US-Märkte nach der jüngsten guten Entwicklung als überhitzt an und halten das Aufwärtspotenzial in dieser Woche für begrenzt. Die Entwicklung zuletzt war definitiv sehr stark und insofern sollte das Momentum nicht von einem auf den anderen Tag einbrechen, aber wir erwarten eine deutliche Abschwächung des Momentums. Sind die US-Märkte noch in einem Bärenmarkt, dann muss sich der Bär jetzt zeigen. Marktteilnehmer sollten sich durchaus Gedanken machen, auch mal über Gewinnmitnahmen nachzudenken. Der Dow Jones versuchte Anfang der Woche mit einem Intraday-Hoch von 34.347 Punkten den mittelfristigen Abwärtstrend, der sich aus den Verlaufshochs von Anfang Januar 2022 und Dezember 2022 herleiten lässt, zu überwinden, was angesichts technisch überhitzter Indikatoren jedoch nicht gelang. Wir erwarten für dieses Unterfangen weitere Konsolidierungsarbeit für den Dow Jones und gehen davon aus, dass dieser Trendkanal zunächst einen wirksamen Widerstand darstellt. Die nächsten Unterstützungen sind die 50-Tage-Linie (aktuell bei 33.651 Punkten), die 38-Tage-Linie (aktuell bei 33.549 Punkten), bzw. der kurzfristige Aufwärtstrend, der bei 34.200 Punkten verläuft. Die Marktcharakteristik ist sehr robust aktuell, insbesondere an der Nasdaq, insofern rechnen wir nicht mit einer größeren Konsolidierung, aber bis in den Bereich der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.291 Punkten) kann sie durchaus führen.

Bund-Future

Nach der Donnerstagsrallye als Reaktion auf den EZB-Zinsentscheid kam es am Freitag zu einer ausgeprägten Korrektur. Die sehr stark ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten mindern die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus der Notenbanken, da der Arbeitsmarkt nicht auf eine kurz bevorstehende Rezession hindeutet. Der Bund-Future notiert erneut im Bereich um 137 %-Punkten. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir die starke Unterstützung um 136,50 %-Punkten testen werden.

Einschätzung

Die jüngsten Entscheide der Notenbanken in Verbindung mit aktuellen Konjunkturdaten deuten nicht auf ein schnelles Ende des aktuellen Zinsanhebungszyklus hin. Wir bleiben daher neutral gewichtet.

 

Stand: 06. Februar 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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