Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 27.02. – 03.03.2023

DAX

Die Veröffentlichung des PCR-Deflators am Freitag in den USA hat dazu geführt, dass der DAX mit einem deutlichen Minus ins Wochenende ging. Der DAX gab rund 270 Punkte ab und schloss bei 15.210 Punkten. Wie schon in der Vorwoche handelt der DAX dabei in einer breiten Spanne zwischen 15.162 und 15.553 Punkten. In der heutigen Eröffnung sorgt eine technische Gegenbewegung für deutlich erholte Kurse. Aus unserer Sicht dürften sich die Kurse im Tagesverlauf wieder nach unten bewegen. Wichtig ist, dass die Marke von 15.210 Punkten nicht nach unten gebrochen wird, da ansonsten mit einem Test des Wochentiefs bei 15.162 Punkten zu rechnen ist. Auf der Oberseite gilt es die horizontale Begrenzung im Bereich um 15.555 Punkte zu überwinden, damit der DAX weiter Richtung 15.659 Punkte notieren kann.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag mit einem Punktestand von 4.178 Punkten und gab auf Wochensicht um 2,28 % nach, was dem größten Wochenverlust seit Jahresbeginn entspricht. Auf Sektorenebene konnten sich nur der Medien- sowie der Basiskonsumgütersektor dem negativen Umfeld entziehen und die Woche mit einem Wertzuwachs von 1,46 % bzw. 0,66 % abschließen. Der größte Wochenverlierer war der europäische Rohstoffsektor mit einem Wertverlust von 5,37 % gefolgt vom zinssensiblen Immobiliensektor, der um 3,89 % nachgab. Die Kursverluste im Euro Stoxx 50 verdeutlichen, dass die Unsicherheit zurückgekehrt ist, nachdem die Inflations- und Konsumentendaten in den USA über den Erwartungen lagen. Mit Spannung wird daher auf die europäischen Inflationsdaten für Februar gewartet, die im Laufe der Woche veröffentlicht werden. Sollten die Inflationsdaten höher als erwartet ausfallen, ist ein Test der 4.000 Punktemarke wahrscheinlich, da sich dadurch der Zinserhöhungspfad der EZB verlängern könnte. Davor sollte jedoch, ähnlich wie bei dem Kursrückgang im Dezember, die 50-Tage-Linie als Unterstützungszone dienen. Mit Blick auf die neue Woche sollte die erhöhte Intraday-Volatilität an den europäischen Aktienmärkten aufgrund der Berichtssaison sowie der Veröffentlichung der europäischen Inflationszahlen für Februar anhalten. Insgesamt signalisieren die vorbörslichen Futures-Kurse einen schwächeren Wochenstart für den europäischen Aktienmarkt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones verlor in der vergangenen Woche 3,0 %. Er schloss bei 32.817 Punkten. Die Marktteilnehmer waren auch nach der Veröffentlichung des Protokolls der letzten Notenbanksitzung weiterhin besorgt über die Aussichten, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter anheben wird und auch nicht so schnell senken wird, was sich in einem Anstieg der Renditen der 10-jährigen US- Staatsanleihen ausdrückt. Diese stiegen um 12 Basispunkte und beendeten die Handelswoche bei 3,95 %. Von den Sektoren konnte sich nur Energie (+0,2 %) knapp behaupten, auf der Unternehmensseite überraschte das Chip-Unternehmen Nvidia positiv, während die Dow Jones  Komponenten Home Depot und Wal Mart mit ihrer Jahresprognose eher Rezessionsängste schürten. Durch die schwache Entwicklung der Vorwoche konnten im Dow Jones die kurzfristig überhitzten Indikatoren weitgehend abgebaut werden. Am Freitag sahen wir mit dem Intraday-Tief bei 32.633 Punkten einen Test des Verlaufshochs von Mitte September (Intraday-Hoch bei 32.654 Punkten). Da die anderen wichtigen Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 bereits an der 200-Tage-Linie waren, war es nicht unerwartet, dass einige Marktteilnehmer diese Marke zum Einstieg nutzten. Positiven Montagmorgen-Tendenzen würden wir aktuell noch nicht vertrauen, sondern sehen gerade in der ersten Wochenhälfte noch ein beträchtliches Risiko für weitere Schwäche, so dass wir nach wie vor mit einem Test der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.379 Punkten) rechnen. Dort erwarten wir dann aber auch eine positive Reaktion nach oben. Wir sehen aber nur Potenzial bis zum Erreichen der 50-Tage-Linie, die aktuell bei 33.562 Punkten verläuft. Von einem kurzfristigen Unterschreiten der 200-Tage-Linie sollten sich die Marktteilnehmer aus unserer Sicht aktuell nicht nervös machen lassen, da wir eine Gegenbewegung nach oben im weiteren Wochenverlauf für wahrscheinlich halten. Erst wenn diese von uns jetzt antizipierte Gegenbewegung schwach ausfallen sollte, dann wäre aus unserer Sicht ein guter Zeitpunkt, um sich weiter defensiver zu positionieren.

Bund-Future

Die Renditen bei 2-jährigen Schatzanweisungen stiegen auf ein Niveau von über 3 % an, ein Wert, welcher zuletzt im Jahr 2008 gesehen wurde. Dieser Anstieg ist als Reaktion auf die Veröffentlichung des PCR-Deflators in den USA zu sehen. Zeitweise hatten die Investoren die stetig weiter steigenden Zinsen, falkenhafte Zentralbanktöne und die enttäuschenden Inflationsdaten gekonnt ausgeblendet und sich auf relativ hohem Niveau gehalten. Der Bund-Future ging auf Wochentief bei 134,05 %-Punkten aus dem Handel. Solange die Inflation nicht signifikant fällt, wird der Bund-Future und somit die Renditen weiter unter Druck stehen.

Einschätzung

Der Inflationsdruck bleibt hoch. Dennoch verwundert die Kaufbereitschaft. Jeder noch so kleine Rücksetzer wird binnen Stunden sofort wieder nach oben gekauft. Ein Muster, das nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass der Markt derzeit fast ausschließlich von systematischen Investoren wie Trendfolgern oder Optionsspielern getrieben wird. Klassische Investoren stehen scheinbar an der Außenlinie und warten auf Rücksetzer, die derzeit (noch nicht) erkennbar sind. Wir bleiben aufgrund des anhaltend hohen Inflationsdrucks eher defensiv aufgestellt und halten eine neutrale Aktienquote.

 

Stand: 27. Februar 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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