Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 20. – 24.03.2023

DAX

Nach den Ereignissen der letzten Tage werden sich viele Fragen, ob wir schon die Finanzkrise 2.0 erleben, die es aber nach Auskunft der Politiker und Notenbanker gar nicht geben kann! Nun, wir werden sehen. Der DAX hat seit seinem Hoch vom 07. März fast 1.000 Punkte eingebüßt und ging am Freitag bei 14.768 Punkten aus dem Handel. Die Future implizieren weiteren Abgabedruck. Die Unterstützung in Form der 100-Tage-Linie bei 14.681 Punkten dürfte in der Eröffnung getestet und wahrscheinlich den Abwärtsdruck nicht Stand halten können. Wie weit sich die Verkaufswelle noch ausbreiten wird, hängt von den Geschehnissen der nächsten Tage ab. Sollte der DAX länger unter der Marke von 14.720 Punkten verharren, dürften wir rasch Kurse bis in den Bereich 14.375/13.791 Punkten sehen, d. h. es besteht dann weiterer Korrekturbedarf von rund 1.000 Punkten! Erst oberhalb von 15.150 Punkten dürfte sich das Chartbild erneut aufhellen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag mit 4.065 Punkten und verlor auf Wochensicht 3,88 %. Seit dem Jahreshoch vom 06. März geht es mit den Kursen beständig bergab. Neben den bekannten Belastungsfaktoren kommt nun eine Bankenkrise hinzu, deren bisheriger Höhepunkt die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS in der Schweiz darstellt. Allein dass es so weit gekommen ist, lässt tief blicken. Jahrelang litten die Banken rund um den Globus unter den negativen Zinsen. Kaum dreht sich das Bild, gerät eine Bank nach der anderen in Schieflage. Die Beteuerung aus der Politik, die Banken seien seit der Finanzkrise 2008 gegen solche Ereignisse gewappnet, sind kaum mehr wert als das Papier, auf dem dies gedruckt wurde. Kommen wir damit zur Charttechnik. Nach den jüngsten Verlusten hat der Euro Stoxx 50 Index an der 100-Tage-Linie gehalten. Allerdings implizieren die Future-Kurse weiter fallende Kurse in der Kasse. Ein Rutsch unter die Marke von 4.000 Punkten scheint so gut wie sicher. Nächste Haltemarke stellt das 38,2 % Fibonacci-Retracement bei 3.914 Punkten dar. Auf der Oberseite gilt es die Marke von 4.071 Punkten zu überwinden, um einen erneuten Anlauf in Richtung dem vorgenannten Jahreshoch unternehmen zu können.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche leicht um 0,1 %. Er schloss bei 31.862 Punkten. Schwach waren erneut kleinere Unternehmen, so verlor der Russell 2000 2,6 %, während Technologie, insbesondere die Megacaps, gefragt war, wie ein Plus im Nasdaq Composite von 4,4 % verdeutlicht. Im Zentrum des Marktgeschehens stand jedoch erneut der Finanzsektor, der trotz Stabilisierungsversuchen der US-Notenbank durch weitreichende Zusagen unter Druck war. Regionalbanken verloren 14,3 %. Insgesamt gesehen hielt sich der Dow Jones in der Vorwoche weit besser, als wir das erwartet hatten. Wir rechneten mit einem Washout, stattdessen hielten großkapitalisierte Technologie-Werte den Markt oben. Aktuell notiert der Dow Jones Futures ca. 1 % im Minus, was auf einen schwachen Start hindeutet und einen Test der Verlaufstiefs der Vorwoche bei 31.425 Punkten. Das Verlaufshoch von Ende Juni 2022 bei 31.544 Punkten könnte also heute reißen. Wir sind jedoch optimistischer geworden und halten zumindest Stabilisierungsversuche in dieser Woche für wahrscheinlich, da die US-Aktienmärkte unter der Oberfläche weit schwächer waren als die Indizes dies widerspiegeln. Dies sorgt für einen weitgehend ausgewaschenen Markt und eröffnet Chancen. Aus unserer Sicht sollten wir diese Woche die beste Einstiegschance seit Ende September 2022 sehen. Inwieweit schlechte Nachrichten von US-Banken die aktuell attraktive Markttechnik noch überkompensieren können, ist schwierig zu beurteilen. Die Volatilität hat noch Luft nach oben, insofern könnten wir auch noch eine letzte Übertreibung nach unten sehen. Unser Worst Case Szenario wäre ein Test des Bereichs von 30.296 Punkten, dem wir aber nur eine geringe Wahrscheinlichkeit zusprechen. Spätestens dann sollten Marktteilnehmer an einen Positionsaufbau denken.

Bund-Future

Am 02. März sahen wir beim Bund-Future mit 130,35 %-Punkten sein bisheriges Kontrakttief. Was danach kam, haben wohl nur wenige selbst erlebt. Der Bund-Future stieg bis heute Morgen um rund 900 Bp. an, auf nunmehr 139,48 %-Punkte. Mit der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS stehen die Zeichen am Finanzmarkt auf Risikoflucht. Das Problem ist nun, dass die Zentralbanken vertrauen schaffen müssen, ohne dass sie dabei eine Botschaft der Besorgnis verkünden. Ein schwieriger Spagat. 10-jährige Bunds rentieren erstmals seit langem wieder unter der 2 %-Marke. Solange sich der Nebel um die Bankenkrise nicht lichtet, billigen wir dem Bund-Future weiteres Aufwärtspotential zu.

Einschätzung

Ob wir nun die Finanzkrise 2.0 sehen, wissen wir nicht. Fakt scheint zu sein, dass in den Büchern der Großbanken mehr Risiken schlummern, als wir es bis vor kurzem gedacht haben. Solange die Vertrauenskrise besteht, werden die Kurse an den Aktienmärkten fallen und die Renditen bei den Anleihen ebenfalls. Aktuell sollten nur sehr risikobewusste Anleger an einen Positionsaufbau bei Aktien denken. Ansonsten bleibt Cash King.

 

Stand: 20. März 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

US-Rettungspaket kein Signal für Zinssenkungen

Foto Marko Behring
Marko Behring
16. März 2023
Vermögensverwaltung

Vermögens­verwaltung

Gemengelage aus Inflation und Zins

Rainer Weyrauch
15. März 2023

Aktien

Kaum Spielraum für die Zentralbanken

Andrea Greisel
8. März 2023