Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 27. – 31.03.2023

DAX

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns. Nachdem am letzten Montag der Verkaufsdruck den DAX bis 14.458 Punkten führte, ging es die nächsten Tage steil nach oben. Der DAX erreichte in der Spitze 15.298 Punkte. Allerdings war der Anstieg nicht nachhaltig. Der europäische Bankensektor geriet zum Wochenschluss nochmals massiv unter Druck und drückte den DAX erneut unter die Marke von 15.000 Punkten. Umso erstaunlicher der positive Wochenstart beim DAX. Führten zuletzt die Banken die Liste der schlechtesten Werte im DAX an, so setzen diese sich im frühen Handel an die Spitze der Topperformer. Der DAX startet knapp 200 Punkte höher. Gelingt es dem DAX sich oberhalb von 15.078/15.082 Punkten festzusetzen, so bestehen gute Chancen auf einen Re-Test des Hochs aus der letzten Woche bei 15.298 Punkten. Darüber befinden sich mit 15.325 sowie 15.450 Punkten weitere Widerstände. Auf der Unterseite liegen die Supports eng beieinander. 14.957 Punkte (Schluss Freitag), gefolgt von 14.768 Punkten (Schluss Vorwoche). Sollte der DAX diese Marken unterschreiten, droht ein Test des Tiefs vom letzten Montag bei 14.458 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.130 Punkten und legte in der Woche um 1,62 % zu. Nach den Turbulenzen im Bankensektor gab der Euro Stoxx 50 am Freitag jedoch einen Großteil seines Wochengewinns wieder ab. Rezessionsanfällige Sektoren wie der Energie-, Automobil-, Bau- und Immobiliensektor mussten die größten Kurseinbußen verkraften. In den letzten Wochen haben sich die Anleger von den Gewinnern der jüngsten Rallye abgewandt und ihr Geld in defensive Sektoren sowie in Technologiewerte umgeschichtet. Europäische Bankaktien sind seit ihrem Höchststand im Februar um etwa 20 % gefallen, sodass sie ihre diesjährigen Gewinne nahezu vollständig wieder eingebüßt haben. Defensive Basiskonsumgüter- und Gesundheitswerte schnitten in der vergangenen Woche am besten ab. Charttechnisch betrachtet zeigt der Euro Stoxx 50 in diesem enorm volatilen Umfeld, das durch hohe Intraday-Ausschläge geprägt ist, eine gewisse Widerstandsfähigkeit, da die wichtige 4.070 Punktemarke verteidigt werden konnte. Eine dynamische Erholung zurück zum Jahreshoch, das nur etwa 200 Punkte über dem Stand vom Freitag liegt, erscheint möglich, falls die teilweise unbegründete Bankennervosität nachlässt. Die vorbörslichen Futures-Kontrakte deuten auf einen positiven Wochenstart hin. Auf der Unterseite könnte ein Test des Intraday-Tiefs bei 3.980 Punkten vom 20.03.2023 bevorstehen, falls die 4.070 Punktemarke gerissen wird. Zum heutigen Wochenstart bietet die Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindexes einen Überblick über die Konjunkturstimmung in Deutschland. Am Donnerstag werden mit großem Interesse die EU-harmonisierten Inflationszahlen erwartet, die aufgrund des Basiseffekts im Energiesektor niedriger als im Vormonat erwartet werden.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche einen Wertzuwachs von 1,2 %. Er schloss bei 32.238 Punkten. Gewinner waren die Sektoren Energie (+2,3 %) und Technologie (+2,0 %). Die Woche stand im Zeichen der Zinsentscheidung der US-Notenbank, wobei eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf eine Spanne zwischen 4,75 – 5 % allgemein erwartet war. Für Volatilität sorgte jedoch die Aussage von US-Notenbank-Präsident Powell, dass für dieses Jahr keine Zinssenkungen zu erwarten seien und die Schwierigkeiten im Bankensektor eher die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession erhöhen. In der Pressekonferenz zeigte er eine auffallend besorgte Mimik, was ein Hinweis darauf ist, dass die Probleme an den Kapitalmärkten größer sind als zugegeben. Dies sollte jedoch erst im weiteren Jahresverlauf an den Aktienmärkten gespielt werden. Aktuell kämpft der Dow Jones damit, die 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.410 Punkten) zu überwinden. Versuche in der vergangenen Woche scheiterten zunächst. Die Markttechnik hat noch etwas Luft für fallende Kurse, insofern könnte uns noch ein volatiler Wochenverlauf drohen, was aber den Vorteil hätte, dass wir ein besseres Setup für eine investierbare Rallye erhalten würden. Man sieht an den langen Dochten, die sich im Candlestick-Chart seit 10. März ausgebildet haben, die Bereitschaft zum Zukauf der Marktteilnehmer. Selbst am Freitag, als die Unsicherheit groß war, bildete der Dow Jones einen langen Docht zur Unterseite aus. Dies interpretieren wir als gutes Zeichen, denn die Chance, dass der Dow kippen würde, war real. Insofern sehen wir den Dow Jones im Bereich von 31.248 Punkten gut unterstützt und selbst wenn wir in dieser Woche noch Volatilität und damit sinkende Kurse sehen sollten, dann sehen wir den Dow Jones zur Unterseite gut abgesichert. Unser Worst- Case-Szenario wäre ein Test des Bereichs von 30.296 Punkten. Spätestens dann sollten Marktteilnehmer an einen Positionsaufbau denken.

Bund-Future

Die zum Wochenende erneut ansteigende Besorgnis über den Zustand des Bankensektors führte am Freitag erneut zu einer Flucht in die Sicherheit der Staatsanleihen. Die 10-jährige Bundesanleihe fiel zeitweise um 20 Basispunkte und damit unter die Marke von 2 %. Im späteren Verlauf, als sich die Verluste an den Aktienmärkten minimierten, ließ das Kaufinteresse an Anleihen nach. Die Rendite der genannten Bundesanleihe stieg wieder auf 2,13 % und lag zum Schluss noch 7 Basispunkte unter Vortag. In der heutigen Eröffnung steigen die Aktienmärkte weiter, so dass der Bund-Future schwächer notiert und die Renditen weiter zulegen können. Sollte der Bund-Future die bei 136,90 %-Punkten verlaufende 90-Tage-Linie nach unten brechen, dürfte aus charttechnischen Gründen ein Test der bei 135 %-Punkten verlaufenden 38-Tage-Linie erfolgen.

Einschätzung

Das Hin und Her an den Aktien- wie an den Rentenmärkten hielt auch zum Ende der letzten Woche an. Je nach Wasserstandsmeldung zur Vertrauenskrise bei den Banken wird dementsprechend gehandelt. Das bislang beherrschende Thema „Inflation“ rückt vor diesem Hintergrund etwas aus dem Blickfeld. Umso mehr sollten Anleger auf Nuancen bei Statements von Notenbankern achten. Eine neutrale Positionierung erscheint aktuell weiter angebracht.

 

Stand: 27. März 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Ist der Weg frei für eine neue Rallye?

Christoph Mertens
Christoph Mertens
22. März 2023

Aktien

US-Rettungspaket kein Signal für Zinssenkungen

Foto Marko Behring
Marko Behring
16. März 2023