Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 17. – 21.04.2023

DAX

Der DAX konnte am Freitag mit 15.841 Punkten ein neues Jahreshoch erreichen. Bis zum Handelsschluss gab er leicht nach und ging mit 15.807 Punkten ins Wochenende. Die weiterhin bestimmenden Themen sind Inflation, Rezession und Geldpolitik. Obwohl sich die Datenlage mehr als uneinheitlich darstellt, hält die Kauflaune der Anleger unvermindert an. Allerdings würden wir die These, dass der Zinserhöhungszyklus sich dem Ende zuneigt, aktuell nicht unterschreiben. Sowohl die Daten vom US-Arbeitsmarkt wie die Hartnäckigkeit der Kerninflation sprechen eher dagegen. Auch der gute Start der Quartalsberichtssaison sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass für das Jahr 2023 eher mit rückläufigen Gewinnen der Unternehmen zu rechnen ist. Die Charttechnik lässt aktuell weitere Kursgewinne zu. Auf der Oberseite finden sich Widerstände bei 15.845 sowie bei 15.884 Punkten. Unterstützungen lassen sich bei 15.765 sowie bei 15.722 Punkten ausmachen. Die technischen Oszillatoren sind weiterhin positiv zu bewerten, mit Ausnahme der Stochastik, die im überkauften Bereich notiert. Auffallend ist, dass trotz der jüngsten Kursanstiege, die Bewegungsdynamik gemessen am ADX eher abnehmend ist. Ein ähnliches Bild zeigt das Momentum, welches seit einer Woche seitwärts tendiert.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag mit 4.390 Punkten und legte auf Wochensicht 1,87 % zu. Somit erreichte er ein neues Jahreshoch und ist nur noch knapp von dem 15-Jahreshoch aus dem Jahr 2021 bei 4.400 Punkten entfernt. Die Investoren setzten darauf, dass die Zentralbanken angesichts des schwachen Konjunkturausblicks bald den Höhepunkt ihrer Zinserhöhungszyklen erreicht haben. Auf Sektorenebene setzte der europäische Luxusgüterbereich seine Rallye nach den positiven Quartalszahlen von LVMH dynamisch fort. Weitere Gewinner waren in der Vorwoche der europäische Immobilien- und der Bankensektor mit Wertzuwächsen von 6,21 % und 5,71 %. Auf der Verliererseite fanden sich tendenziell die defensiven Sektoren wie Versorger, die 0,35 % nachgaben. Charttechnisch betrachtet, ist davon auszugehen, dass der Euro Stoxx 50 erste Ermüdungserscheinungen zeigen könnte, da er sich nach seiner jüngsten Rallye dem technischen Widerstand bei 4.400 Punkten und zugleich dem überkauften Bereich nähert. Zudem lässt das Momentum sukzessive nach. Nichtsdestotrotz könnten positive Quartalszahlen die Rallye weiter befeuern. In dieser Woche werden einige Unternehmen ihre Quartalszahlen berichten, darunter ASML, SAP, Volvo, Nokia, Sartorius und Heineken. Für den Fall einer Zwischenkonsolidierung ist bei 4.300 Punkten eine neu gebildete Unterstützungszone erkennbar.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche einen Wertzuwachs von 1,2 %. Er schloss bei 33.886 Punkten. Die Handelswoche stand im Zeichen der neusten Inflationszahlen. Sie schwächte sich mit einem Wert von 5,0 % im Vergleich zum Vorjahr weiter ab (im Vormonat noch bei 6,0 %), jedoch legte die Kerninflationsrate im Vergleich zum Vorjahr mit 5,6 % weiter zu. Vertreter der US- Notenbank äußersten sich uneinheitlich, während sich Wallner äußerte, es seien noch keine großen Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung erzielt worden, meinte der stimmberechtigte Goolsbee, die US-Notenbank müsse angesichts des Gegenwinds vorsichtig sein. Die Märkte preisen momentan mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 % eine Zinserhöhung von 25 Basispunkte im Mai ein. Die mit Spannung erwartete Berichtssaison zeigte sich wenig volatil, die Banken beendeten den Freitag alle mit einem Plus. Die Dow Jones Komponente Boeing geriet aufgrund von Problemen mit dem Brot- und Butter-Flugzeug 737 Max unter Druck. Der Dow Jones konnte sich in den letzten Wochen gut von seinen Tiefs lösen, auch wenn wir uns eine höhere Dynamik nach oben gewünscht hätten. Dieses vergleichsweise schwache Momentum ist in einer geringen Partizipation vieler Aktien an der Aufwärtsbewegung begründet. Wir interpretieren dies als potenzielles Warnsignal für eine schwierigere Marktphase ab Mai, wenn die Märkte wahrscheinlich beginnen werden, eine heranziehende Rezession einzupreisen. Zunächst sind wir aber noch positiv gestimmt und sehen noch Luft für eine Fortsetzung der Rallye, die durchaus bis in den Bereich von 35.368 Punkten laufen kann. Wir sind zuversichtlich, dass der Bereich bei 34.566/34.662 Punkten überwunden werden kann. Marktteilnehmer sollten sich von einer möglicherweise unsicheren Stimmung zu Beginn der Handelswoche nicht verunsichern lassen und noch investiert bleiben.

Bund-Future

Am Rentenmarkt geht es weiter sehr volatil zu. Der europäische Staatsanleihenmarkt gab am Freitag weiter nach, die Rendite von Bundesschatzanweisungen stieg so stark wie seit einer Woche nicht mehr. Angesichts starker Quartalszahlen von US-Großbanken wurden am Geldmarkt die Wetten auf weiter steigende Zinsen im Euroraum ausgeweitet. Der Bund-Future ging am Freitag bei 134,39 %-Punkten aus dem Handel. Damit unterschritt der Bund-Future erstmals seit Mitte März die 38-Tage-Linie (aktuell bei 134,86 %-Punkten). Der charttechnische Druck dürfte somit anhalten. Wir rechnen mit weiter steigenden Renditen.

Einschätzung

Derzeit fokussieren sich Investoren auf die positiven Aspekte und nehmen mögliche Warnsignale weniger stark wahr. Dabei reicht eine überraschend schlechte Nachricht aus, um an den Aktienmärkten eine größere Korrektur auszulösen. Wir bleiben daher neutral positioniert mit Schwerpunkt auf Value und Quality bei der Aktienauswahl.

 

Stand: 17. April 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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