Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 24. – 28.04.2023

DAX

Der Aufwärtstrend an den europäischen Börsen ist scheinbar ungebrochen. Der DAX erzielte in der letzten Woche mit 15.916 Punkten ein neues Jahreshoch. Die Inflationszahlen innerhalb des Euroraums sind weiter rückläufig, sodass sich unter den Anlegern die These auf ein baldiges Ende der Zinsanhebungsmaßnahmen der EZB verfestigt. Allerdings deuten Aussagen aus Kreisen der EZB zur Kerninflation hin, dass ein Ende der Zinsanhebungen noch nicht erreicht ist. Trotzdem kaufen die Anleger deutsche Aktien. Befeuert wurde die Kauflaune zum einen durch gute Unternehmensergebnisse und zum anderen durch sich stabilisierende Konjunkturdaten. Zum heutigen Handelsstart deuten die Future auf leicht nachgebende Kurse hin. Damit würden die europäischen Börsen den asiatischen Märkten folgen. Hier sorgten Befürchtungen, dass die US-Notenbank weitere Zinsschritte zur Eindämmung der Inflation vornehmen muss, für rückläufige Kurse. Charttechnisch nähern sich einige technische Indikatoren dem überkauften Bereich bzw. befinden sich bereits dort. Nachdem das Momentum sowie die Bewegungsdynamik gemessen am ADX rückläufig und zudem die Umsatzvolumina eher schwach sind, gehen wir von einer beginnenden Konsolidierung aus, die den DAX bis 15.722 Punkten führen kann. Auch ein Schließen des Gaps vom 29.03. bei 15.329/15.429 Punkten ist nicht auszuschließen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag mit 4.409 Punkten und legte auf Wochensicht 0,41 % zu. Somit erreichte er ein neues Jahreshoch und liegt damit auf dem 15-Jahreshoch aus 2021 bei 4.400 Punkten. Die Investoren setzten darauf, dass die Zentralbanken angesichts des schwachen Konjunkturausblicks bald den Höhepunkt ihrer Zinserhöhungszyklen erreicht haben. Stark zulegen konnten in der letzten Woche vor allem konsumnahe Bereiche und Versorger, während die Verlierer von Autowerten und Technologiewerten angeführt wurden. Anleger sorgen sich bei den Autowerten vor allem vor einem massiven Einbruch des Chinageschäfts. Charttechnisch betrachtet, ist davon auszugehen, dass der Euro Stoxx 50 erste Ermüdungserscheinungen zeigen könnte, da er sich nach seiner jüngsten Rallye dem technischen Widerstand bei 4.400 Punkten und zugleich dem überkauften Bereich nähert. Zudem lässt das Momentum sukzessive nach. Quartalszahlen erwarten wir in dieser Woche u.a. von Mercedes Benz, Eni, Sanofi und einer Reihe von Banken. Für den Fall einer Zwischenkonsolidierung ist bei 4.300 Punkten eine neu gebildete Unterstützungszone erkennbar.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche leicht um 0,2 %. Er schloss bei 33.809 Punkten. Die Marktteilnehmer zeigten sich zurückhaltend angesichts der anstehenden Berichtssaison der Technologie-Riesen, so waren defensive Sektoren gefragt (nichtzyklischer Konsum: +1,7 %) und Versorge (+1,1 %). Die Dow-Komponente Procter & Gamble überzeugte mit guten Quartalszahlen und bestätigte seinen Ausblick für 2023. Die veröffentlichten Arbeitsmarkt- und Makro-Daten waren schwach wie seit Jahren nicht mehr und signalisieren eine weitere Abkühlung der US-Wirtschaft. Gleichzeitig äußerten sich die regionalen Notenbankvertreter in den USA hawkish, also dass das Zinsumfeld weiter gestrafft werden müsse. Die Markterwartungen preisen 2 Zinssenkungen dieses Jahr ein. Aus technischer Sicht hat der Dow Jones aktuell mit einem weiterhin schwachen Momentum zu kämpfen, das in der überhitzten kurzfristigen Marktlage begründet ist. Zu Wochenbeginn könnten die US-Märkte durchaus noch einen weiteren Anlauf nach oben in Richtung 34.000 Punkte nehmen, große Kursgewinne sind aus unserer Sicht jedoch nicht zu erwarten. Wir rechnen in Summe mit einer weiteren Konsolidierungswoche mit Abwärtsrisiken bis in den Bereich von 33.270/33.445 Punkten. Die US-Märkte sind nach wie vor zu selektiv, was wir als potenzielles Warnsignal sehen für eine schwierigere Marktphase ab Mai, wenn die Märkte wahrscheinlich beginnen werden, eine heranziehende Rezession einzupreisen. Interessant ist vielleicht noch zu erwähnen, dass die CBOE einen neuen Volatilitätsindex einführt, da der bisherige die Mehrheit der Optionswetten aufgrund deren Kurzfristigkeit nicht beinhaltet. Deshalb könnte der bisherige VIX (Volatility Index) eine Sorglosigkeit seitens der Marktteilnehmer signalisieren, die so gar nicht existiert, weil sich die Marktteilnehmer mit kürzerfristigen Optionen absichern, die vom VIX-Index nicht erfasst werden.

Bund-Future

Der Bund-Future handelte die letzten Tage innerhalb einer relativ engen Spanne zwischen 133,10/134,50 %-Punkten seitwärts. Zum Wochenschluss gaben die Kurse am europäischen Staatsanleihenmarkt weiter nach. Von der heutigen Veröffentlichung der ifo-Konjunkturdaten wird abhängen, in welche Richtung der Bund-Future in den kommenden Tagen tendieren wird. Um aus dem Seitwärtstrend ausbrechen zu können, wäre ein starker Anstieg über die Marke von 134,80 %-Punkten von Nöten. Sollte die untere Begrenzung des Seitwärtskanals bei 133,10 %-Punkten nicht halten, könnte das Tief vom 10.03 bei 132,37 %-Punkten getestet werden.

Einschätzung

Nachdem wir in den letzten Monaten nur steigende Kurse gesehen haben, wäre es an der Zeit für eine Konsolidierung. Dass wir davon nicht mehr allzu weit entfernt sind, zeigt ein Blick auf die Markttechnik. Die dünnen Volumina sowie die im überkauften Bereich notierenden Oszillatoren lassen dies vermuten. Wir setzen weiterhin auf Value und Qualität beim Einsatz von Aktien.

 

Stand: 24. April 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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