Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 18. – 22.12.2023

DAX

Nachdem der DAX in der letzten Woche erstmals in seiner Historie die Marke von 17.000 Punkten knacken konnte, setzte in der Folge eine leichte Gegenbewegung ein. Auf Wochensicht ging der DAX fast unverändert zur Vorwoche aus dem Handel. In der heutigen Eröffnung überwiegen die Abgaben. Die Vorgaben aus Asien waren negativ, nachdem es eher falkenhafte Meldungen von US-Notenbankern gab. Die Fed von Atlanta geht von 2 Zinssenkungen für kommendes Jahr aus, beginnend ab dem dritten Quartal 2024. Damit wäre die Zinseuphorie, welche für den explosionsartigen Anstieg der Aktienkurse weltweit gesorgt hat, etwas die Luft genommen. Zugleich würde sich das Marktumfeld für Aktien wieder leicht eintrüben. Charttechnisch bewegen wir uns seit längerem im überkauften Terrain. Daher glauben wir nicht, dass in den Tagen vor Weihnachten der DAX nochmals die Marke von 17.000 Punkten überwindet. Vielmehr können wir uns einen Test der Unterstützungen im Bereich von 16.595/16.503 Punkten vorstellen.

Euro Stoxx 50

Mitte letzter Woche erreichte der Euro Stoxx 50 Index mit 4.593 Punkten ein neues Jahreshoch. Wie schon beim DAX konnte dieses Niveau nicht gehalten werden und der Index ging mit 4.549 Punkten am Freitag aus dem Handel. Angesichts der doch stark überkauften Indikatoren sehen wir aktuell mehr Downside-Potential als auf der Oberseite. Einen Test des Hochs vom 31.07. bei 4.491 Punkten halten wir für möglich. Ein Bruch dieser Marke eröffnet Spielraum bis 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.398 Punkten, gefolgt von der 38-Tage-Linie bei 4.321 Punkten. Viel dürfte auch von der heutigen Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex abhängen, wohin sich der Euro Stoxx 50 Index bis zum Jahresende bewegt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 2,9 % zu. Er schloss bei 37.305 Punkten auf einem neuen Allzeithoch. Am besten entwickelten sich Immobilienaktien (+5,3 %), gefolgt von Basisrohstoffen (+4 %) und Industriewerten (+3,6 %). Für den entscheidenden Impuls sorgte die US- Notenbank, die für 2023 ihre Wachstumsprognose anhob und ihren Inflationsausblick für 2023 und 2024 reduzierte. Gleichzeitig erwartet sie nun 3 Zinssenkungen in 2024 und lies die Zinsen unverändert in der Spanne zwischen 5,25 – 5,5 %. Die Märkte hingegen preisen inzwischen 6 Zinssenkungen ein. Ein neues Allzeithoch ist natürlich immer ein starkes Argument. Es ist jedoch zu bedenken, dass der Dow Jones seit seinem Tief von Ende Oktober in wenigen Wochen über 15 % an Wert zulegen konnte. Da scheint es nicht weiter verwunderlich, dass wir die Rallye aktuell als fortgeschritten erachten und das Aufwärtspotenzial als begrenzt ansehen. Ein nachhaltiges Etablieren des Dow Jones über dem bisherigen Allzeithoch von Anfang 2022 bei 36.954 Punkten halten wir aktuell für unwahrscheinlich. Diese Unterstützung sollte zumindest für mehrere Wochen relevant sein und sollte bald wieder zum Widerstand werden, auch die Verlaufshochs von Juli 2023 bei 35.465 Punkten könnten bald wieder als Widerstand relevant werden. Wir raten Marktteilnehmern aktuell dazu, jetzt nicht mehr aufzuspringen, sondern erst eine Konsolidierung abzuwarten. Als Investor sollte man erst abwarten, wie stabil sich der Dow Jones in dieser Konsolidierungsphase, wenn die überhitzten Indikatoren abgebaut werden, verhält.

Bund-Future

Die Renditen bei 10-jährigen Bundesanleihen nähern sich mit großen Schritten der Marke von 2 Prozentpunkten. Vor allem zum Handelsschluss am Freitag konnte der Bund-Future deutlich zulegen, nachdem die Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone einen weiteren Konjunkturabschwung andeuten. In der heutigen Eröffnung kann der Bund-Future sein zum Wochenschluss erreichtes Niveau verteidigen. Dennoch dürfte es nicht ohne Korrekturen weiter nach oben gehen. Dazu ist die Rallye am Rentenmarkt zu weit fortgeschritten. Auch die Äußerungen von Bundesbank-Präsident Nagel, dass zwar der Zinspeak erreicht sei, aber es noch völlig unklar ist, wann mit ersten Zinssenkungen zu rechnen sei, dürften den Rentenmarkt belasten. Daher werden die heutigen ifo-Zahlen sicher mit Argusaugen betrachtet.

Einschätzung

Dass sich die Aktienmärkte immer weiter nach oben bewegen, ohne dass wir eine notwendige Konsolidierung sehen, ist unwahrscheinlich. Die jüngsten Äußerungen von Fed-Notenbankern aber auch von der Bundesbank lassen Spielraum für Enttäuschungspotential. Sollte es zu einem deutlicheren Rücksetzer an den Aktien- und Rentenmärkten kommen, würden wir Positionen aufbauen.

 

Stand: 18. Dezember 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Christian Curac

Christian Curac

Als Fondsmanager betreut Christian Curac Publikumsfonds und institutionelle Mandate und ist Mitglied des ESG-Gremiums. Bevor er 2019 zur Fürst Fugger Privatbank kam, war er als Investment Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig und sammelte zudem Erfahrung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem finanzwirtschaftlichen Lehrstuhl. Er besitzt einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg und ist CFA®-Charterholder.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Fonds­management

Nicht jedes Anleihepapier ist ein kluges Investment

Norbert Frey
Norbert Frey
13. Dezember 2023

Aktien

Zu früh gefreut?

Andrea Greisel
6. Dezember 2023