Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 22. – 26.07.2024

DAX

Nach der Rekordjagd der letzten Wochen ging es in der abgelaufenen Handelswoche deutlich nach unten. Der DAX schloss bei 18.171 Punkten und damit 3,07 % im Minus. Zu den Unsicherheiten rund um einen möglichen US-Präsidenten Donald Trump und der Korrektur im Technologiesektor gesellten sich massive weltweite IT-Ausfälle, die mit Microsoft und dem Cybersicherheitsunternehmen CrowdStrike im Zusammenhang standen. Der Ausfall hatte massive Auswirkungen auf den

Luftfahrtsektor, Banken, Bezahldienstleister, Behörden, Krankenhäuser und Börsenbetreiber rund um den Globus. In der heutigen Woche dürfte das US-Wahlkampfthema nach dem Rückzug von US-Präsident Biden eine größere Rolle spielen. Das Chartbild hat sich erneut eingetrübt, nachdem es zwischenzeitlich den Anschein hatte, als könnte der DAX ein neues Allzeithoch bilden. Die 38- und 90-Tage-Linien bei 18.396 sowie 18.311 Punkten konnten nur kurzzeitig als Unterstützung dienen. Der DAX ist somit wieder in seine seit Monaten gültige Seitwärtsbewegung zurückgekehrt. Aufgrund der starken überkauften Lage können wir uns eine technische Gegenbewegung vorstellen. Erstes Anlaufziel ist die Marke von 18.289 Punkten. Auf der Unterseite sollte die Unterstützung bei 17.918 Punkten nicht unterschritten werden.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss die Handelswoche am Freitag mit einem Stand von 4.827 Punkten ab, was einem deutlichen Kursverlust von 4,28 % gegenüber der Vorwoche entspricht. Der Euro Stoxx 50 hat seine jüngsten Höchstwerte nicht verteidigen können, bedingt durch wachsende Unsicherheiten bezüglich der aktuellen Berichtssaison und politischer Entwicklungen im US-Wahlkampf. Die EZB hat nach der Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus am Donnerstag kaum Einblick in ihre weitere Ausrichtung gegeben. Zudem hat die politische Instabilität in Frankreich zur Nervosität unter den Anlegern beigetragen und die Marktvolatilität weiter verstärkt. Der IT-Ausfall am Freitag setzte insbesondere den europäischen Technologiesektor unter Druck, der über die Woche hinweg 8,71 % einbüßte. Lediglich die defensiveren Sektoren wie Konsumgüter und Telekommunikation konnten die Handelswoche mit einem leichten Plus abschließen. Aus charttechnischer Perspektive konnte der Euro Stoxx 50 seine günstige Ausgangslage nicht ausnutzen und ist sogar knapp unter die kritische Unterstützungszone des 76,4 %-Fibonacci-Retracements bei 4855 Punkten gefallen. Seit Februar diesen Jahres hat sich diese Marke als verlässliche Unterstützung bewährt. Sollte diese Unterstützung diesmal nicht standhalten, befindet sich die nächste signifikante charttechnische Unterstützungszone erst bei 4711 Punkten an der 200-Tage-Linie. Fundamental betrachtet rücken diese Handelswoche, die Berichtssaison und die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten in den Fokus. Aus dem Euro Stoxx 50-Universum legen in dieser Woche 20 Unternehmen ihre Quartalsergebnisse vor, darunter namhafte Konzerne wie SAP, LVMH, BNP Paribas, Deutsche Börse, Enel, BASF, Air Liquide und Mercedes-Benz.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche Kursgewinne von 0,7 %. Er schloss bei 40.288 Punkten. Er konnte somit die Trading Range, in der er sich seit Monaten befand, nach oben auflösen. Am Donnerstag erzielte er mit einem Intraday-Hoch von 41.415 Punkten ein frisches Allzeithoch. Dies geschah aus unserer Sicht etwas zu spät, was das weitere Potenzial limitieren sollte. Gute Quartalszahlen von United Health, Johnson & Johnson und Goldman Sachs sorgten zu Beginn der Woche für einen positiven Impuls, ehe auch beim Dow Jones Gewinnmitnahmen einsetzten. Dennoch konnte er sich über den beiden früheren Allzeithochs halten, die Anfang April und Mitte Mai erreicht wurden. Diese stellen auch gleichzeitig im Bereich von 40.000 Punkten jetzt die nächste Unterstützung dar. Wir halten in dieser Woche einen erneuten Anlauf auf das neue Allzeithoch bei 41.415 Punkten für gut möglich, ehe auch dem Dow Jones die Luft ausgehen sollte. Ein nachhaltiges Überschreiten scheint zum jetzigen Zeitpunkt angesichts zunehmend überhitzter Indikatoren nicht wahrscheinlich. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die US-Börsen die nächsten Sommerwochen in eine Konsolidierungsphase übergehen. Erneutes Kaufinteresse bei den großen Techtiteln könnte diese milde ausfallen lassen. Dies bleibt abzuwarten. Sollten die Quartalszahlen nicht die Erwartungen erfüllen, dann bestehen aus unserer Sicht in den nächsten Wochen gute Chancen auf eine tiefere Konsolidierung, die beim Dow Jones zunächst bis zur 200-Tage-Linie (aktuell bei 37.797 Punkten) führen könnte. Dazwischen ist der Dow Jones durch die monatelange Seitwärtsbewegung zwischen 39.450 und 39.000 Punkten solide abgesichert, ehe der kurzfristige Aufwärtstrend seit Mitte April bei 38.450 Punkten ins Spiel käme. Wir rechnen dennoch zumindest mit einem Test der 200-Tage-Linie.

Bund-Future

Der Bund-Future konnte seine Gewinne zum Handelsschluss am Freitag nicht halten und ging bei 132,10 %-Punkten ins Wochenende. Die EZB-Sitzung vom vergangenen Donnerstag verpuffte wirkungslos, nachdem Frau Lagarde sich vorsichtig zu einem möglichen weiteren Zinsschritt im September äußerte. Auch die Hoffnungen auf einen baldigen ersten Zinsschritt nach unten von Seiten der Fed erhielten angesichts wieder stärkerer Konjunkturdaten einen Dämpfer. Um erneut nach oben steigen zu können bedarf es eines nachhaltigen Anstiegs über die 200-Tage-Linie bei 132,25 %-Punkten. Gut unterstützt sehen wir den Bund-Future bei 131,46/131,40 %-Punkten.

Einschätzung

Schien die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wohl nur noch eine Formsache zu sein, so könnte sich der Wahlausgang im November nochmals spannend gestalten angesichts des Verzichts von Präsident Biden auf eine Wiederwahl. Zudem belastet der Technologie-Sektor die Aktienmärkte. Wir denken, dass sich die Märkte in den kommenden 2 Monaten schwer tun werden, neue Allzeithochs zu bilden und bleiben daher weiter neutral gewichtet.

 

Stand: 22. Juli 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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