Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 09. – 13.09.2024

DAX

Eine äußerst volatile Handelswoche liegt hinter uns. Nachdem der DAX am 03. September noch ein neues Rekordhoch bei 18.991 Punkten markiert hatte, kam es an den darauffolgenden Tagen zu Gewinnmitnahmen. Auslöser dafür waren eine Reihe von schwächeren Konjunkturdaten aus den USA, Europa und China, die die Sorgen vor einer drohenden Rezession erhöhten. Vor allem nach den schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes (ISM) für die Industrie in den USA gerieten die Kurse unter Druck. Am stärksten unter den Gewinnmitnahmen litten die Highflyer aus dem Technologiesektor, wo es vor allem bei KI-nahen Werten wie Nvidia zu deutlichen Gewinnmitnahmen kam. Mit den jüngsten Kursrückgängen hat sich zugleich die Charttechnik eingetrübt. Der DAX schloss am Freitag bei 18.301 Punkten, das ist ein Wochenminus von 3,20 %. Als erste Unterstützung wartet die 38-Tage-Linie bei 18.291 Punkten. Ein weiteres Abrutschen der Kurse Richtung 18.063 bzw. 17.884 Punkten erscheint wahrscheinlich. Auf der Oberseite gilt es den Bereich 18.576/18.591 Punkte nach oben aufzulösen. Erst dann kann der DAX erneut Momentum aufbauen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss die Handelswoche am Freitag mit 4.738 Punkten, was einem Kursverlust von 4,44 % gegenüber der Vorwoche entspricht. Die vergangene Woche war weiterhin von Turbulenzen geprägt. Einzelne Quartalsberichte und Spekulationen über mögliche Zinssenkungen beeinflussten den Markt. Zusätzlich sorgte die Unsicherheit im Vorfeld des für Dienstag geplanten TV-Duells der US-Präsidentschaftskandidaten für negative Marktbewegungen. Die meisten Sektoren verzeichneten in der vergangenen Woche Verluste, mit Ausnahme der Immobilienbranche, die aufgrund sinkender Zinserwartungen zulegen konnte. Der Technologiesektor erlitt die größten Rückschläge, bedingt durch hohe Bewertungen, zunehmende Nervosität und Gewinnmitnahmen. Die anfängliche Euphorie rund um Künstliche Intelligenz scheint ebenfalls abzunehmen. Aus charttechnischer Sicht dominierte eine nahezu kontinuierliche Abwärtsbewegung, die den Aufschwung der Vorwoche relativierte. Der Kurs scheiterte, wie im letzten Kommentar vermutet, an der 5.000-Punkte-Marke und durchbrach in seiner dynamischen Abwärtsbewegung das 50 %-Fibonacci-Retracement seit Jahresbeginn sowie die 200-Tage-Linie. Zu Beginn der neuen Handelswoche zeigen die europäischen Aktienmärkte Erholungstendenzen nach der schwachen Vorwoche, während der Fokus der Anleger auf den bevorstehenden US-Inflationsdaten und der Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag liegt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 2,9 %. Er schloss bei 40.345 Punkten. Die verkürzte Handelswoche sorgte für größere Kursverluste, die im Zeichen von Arbeitsmarktdaten stand. Diese waren durchaus widersprüchlich, einerseits wurden weniger neue Stellen geschaffen als erwartet, die ADP Arbeitsmarktdaten enttäuschten ebenso leicht, andererseits ging die Arbeitslosenquote auf 4,2 % leicht zurück. In Summe kristallisiert sich zunehmend heraus, dass sich der Arbeitsmarkt abkühlt und bisherige Daten nach unten revidiert werden. Die ISM Einkaufsmanagerindizes zeigen jedoch, dass die Konsumentennachfrage nach wie vor robust ist. Auf Sektorenbasis waren besonders Halbleiter schwach (-12,2 %) und Technologie im übergeordneten Sinn (-7,1 %). Zu Wochenbeginn deuten die Futures eine robuste Eröffnung an. Der Erholungsversuch startet bei der 50-Tage-Linie (aktuell bei 40.284 Punkten), die am Freitag getestet wurde. Damit könnte der Dow Jones versuchen, auch wieder über der 38-Tage-Linie (aktuell bei 40.427 Punkte) schließen. Grundsätzlich sollte man sich erfahrungsgemäß vor positiven Montagmorgen-Eröffnungen hüten, andererseits scheint ein kurzfristiger Bounce-Versuch nach oben nach der schwachen Vorwoche nicht unwahrscheinlich. Ein Test der nächsten Unterstützungen, der Verlaufshochs von Anfang April (bei 40.056 Punkten) und Mitte Mai (bei 40.095 Punkten) sollte diese Woche noch anstehen. Dort könnte ein erneuter Anlauf auf die Jahreshochs starten, der sich auf dem Weg zum bisherigen Allzeithoch (intraday 41.604 Punkten) erschöpfen sollte. Sollte der Bereich bei 40.056/40.095 Punkten nicht halten, käme rasch die 200-Tage-Linie (aktuell bei 38.899 Punkten und steigend) ins Spiel. Ein richtiges Kaufsignal für eine investierbare Aufwärtsbewegung sehen wir noch nicht.

Bund-Future

Der Bund-Future handelt heute Morgen im Bereich um 134 %-Punkten und kehrt damit erneut in seinen zuletzt vorherrschenden Seitwärtstrend zwischen 134 und 135 %-Punkten zurück. Die Kursverluste an den Aktienmärkten ließen die Renditen an den Staatsanleihenmärkten wieder nahe ihrer Jahrestiefs notieren. Mit der sich abzeichnenden EZB-Zinssenkung und den wohl günstigeren US-Inflationszahlen dürften die Argumente für weiter fallende Renditen überwiegen.

Einschätzung

Anfang der Woche hat die Hoffnung auf Zinssenkungen den DAX auf ein neues Allzeithoch steigen lassen, bevor Rezessionsängste für eine neuerliche Zwischenkorrektur sorgten. Auch für die kommenden Wochen ist – wie in einem typischen September – mit einer nervösen, von Rückschlägen geprägten Entwicklung zu rechnen.

 

Stand: 09. September 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Christian Curac

Christian Curac

Als Fondsmanager betreut Christian Curac Publikumsfonds und institutionelle Mandate und ist Mitglied des ESG-Gremiums. Bevor er 2019 zur Fürst Fugger Privatbank kam, war er als Investment Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig und sammelte zudem Erfahrung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem finanzwirtschaftlichen Lehrstuhl. Er besitzt einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg und ist CFA®-Charterholder.

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