Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 31.03 – 04.04.2025

DAX

In der vergangenen Handelswoche verlor der Deutsche Aktienindex 430 Punkte oder 1,9 %. Betrachtet man das größere Bild, so fällt auf, dass die deutschen Standardwerte ungefähr 1.000 Punkte unterhalb ihres Allzeithochs notierten. Nach dem starken Anstieg seit Herbst 2022 wäre eine stärkere Korrektur aus diesem Blickwinkel betrachtet nicht ungewöhnlich. Ein mögliches Kursziel dieser könnte die Unterstützung bei rund 21.150 Punkten sein, die sich aus einem Bollinger Band herleiten lässt. Hinzu kommt, dass die Talfahrt an den amerikanischen Börsen zum Wochenausklang  angehalten und sich dabei merklich beschleunigt hat. Dies sind keine gute Vorzeichen für den DAX zu Beginn dieser Handelswoche. Verstärkte Zoll-, Inflations- und Konjunktursorgen sorgten für einen anhaltenden Abgabedruck. Anleger scheuten das Schlagzeilenrisiko über das Wochenende, denn US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt öfters am Wochenende Aussagen zur weiteren Zollpolitik verlautbaren lassen. Hinzu kommt, dass der große Rundumschlag am 2. April 2025 mit individuell abgestimmten Zöllen näher kommt. Damit stieg die Nervosität der Marktteilnehmer deutlich an. Der Volatilitätsindex, auch „Angstbarometer“ genannt, stieg um über 16 % an. In seiner heutigen Eröffnung fiel der DAX unter die wichtige Unterstützungsmarke bei 22.300 Punkten. Sollte es nicht gelingen, diese rasch zurückzuerobern, könnte sich die Korrektur ausweiten bis auf die genannten Bereich von rund 21.150 Punkten.

Euro Stoxx 50

Analog zum DAX korrigierten auch die europäischen Standardwerte in der vergangenen Handelswoche. Der Protektionismus ausgehend von den USA warf seine Schatten voraus. Der mit Spannung erwartete PCE-Deflator, das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank, hatte in der Kernrate angezogen und dies deutlicher als prognostiziert. Die höher als erwartet ausgefallene Inflationsrate war nicht außergewöhnlich hoch, aber sie wird den Zeitplan der amerikanischen Notenbank Fed für die Senkung der Zinssätze nicht beschleunigen, insbesondere angesichts der Unsicherheit über die Zölle. Diese Entwicklung führte auch zu einer Belastung der europäischen Standardwerte. Analog zu den deutschen Standardwerten verläuft auch beim Euro Stoxx 50 eine bedeutende Unterstützung im Bereich um 5.300 Punkte, die in der heutigen Eröffnung nach unten durchbrochen wurde. Gelingt es nicht, diese möglichst schnell zurückzuerobern, drohen weitere Abgaben bis in den Bereich um 5.000 Punkte. Allein die kurzfristig überverkaufte Lage gibt Anlass zur Hoffnung auf eine Stabilisierung.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 1 %. Er schloss bei 41.584 Punkten. Nach gutem Wochenstart ging der Dow Jones ab Mittwoch in Konsolidierungsmodus über. Die Dow Komponenten Amazon, Microsoft und Nvidia gaben überdurchschnittlich nach. Unsicherheit über die weitere Zollpolitik, den Zustand des US-Konsumenten und höhere Inflationszahlen belasteten. Das Konsumentenvertrauen der Uni Michigan zeigte sich insbesondere bei der Erwartungskomponente schwach. Zudem werden ab 3. April 2025 alle in die USA importierten Autos mit einem Zoll in Höhe von 25 % belegt. Auch von der Inflationsseite gab es keine guten Zahlen. Der PCE-Index (Personal Consumption Expenditure) stieg im Februar aufs Jahr gesehen um 2,8 %. Dies ist der bevorzugte Inflationsindikator der US-Notenbank. Dem Dow Jones gelang in der Vorwoche der Sprung über die 200-Tage-Linie (aktuell bei 42.257 Punkten), er scheiterte jedoch am nächsten Widerstand im Bereich von 42.644 Punkten. Nach einem Intraday-Hoch bei 42.834 Punkten ging dem Dow Jones die Luft aus und angesichts einer kurzfristig überkauften Indikatorenlage rutschte er wieder unter die 200-Tage-Linie. Wir sehen die Konsolidierung als zeitlich weit fortgeschritten an, gleichwohl müssen die Marktteilnehmer eine weitere Konsolidierungswoche einkalkulieren. In dieser Woche droht nun ein Retest der bisherigen Jahrestiefs, die auf Schlusskursbasis bei 40.947 Punkten liegen. Insofern werden die Verlaufshochs von Mitte Juli 2024 bei 42.274 Punkten, die die nächste Unterstützung bilden, wahrscheinlich nicht halten. Marktteilnehmer müssen einen Rückschlag bis in den Bereich von 40.000 Punkten (Verlaufshochs von Mitte Mai 2024) einkalkulieren. Wir empfehlen durchzuhalten und sehen eine investierbare Rallye am Horizont.

Bund-Future

In der vergangenen Handelswoche stieg der Bund-Future um 43 Ticks. Kurzfristige Einstiegssignale liefern sowohl der MACD als auch der Stochastik Indikator. Somit könnte sich die zaghafte Erholung der deutschen Rentenwerte in der kommenden Woche fortsetzen. Ein mögliches Kurziel ist die Marke von 130,30 Punkten. In den USA fielen die Renditen trotz der relativ hohen Inflationsdaten, allerdings waren die Renditen bereits in jüngster Zeit deutlich gestiegen. Zudem spielte der Markt die Karte Konjukturpessimismus, denn die Stimmung der US-Verbraucher hatte sich im März spürbar abgeschwächt. Bei den deutschen Anleihen wird mittelfristig entscheidend sein, ob der Konjunkturpessimusmus überwiegt, was zu steigenden Kursen führen könnte oder die Angst vor dem Einstieg in die expansive Fiskalpolitik, die zu höheren Renditen führen dürfte. Ein charttechnisches Verkaufssignal wäre die Unterschreitung des Jahrestiefs bei 126,53 Punkten.

Einschätzung

Die von vielen lange erwartete Korrektur ist doch noch gekommen. Aufgrund der deutlichen Kursgewinne im Vorfeld könnte diese durchaus etwas länger anhalten. Eine generelle Trendwende nach unten sehen wir jedoch nicht. Entscheidend wird eine gute Diversifikation sein, sowohl innerhalb des Aktienbereichs als auch bei der Einbeziehung aller Assetklassen.

 

Stand: 31. März 2025 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

DAX schlägt S&P 500 – ist unsere Wirtschaft auf einmal besser?

Christoph Mertens
26. März 2025

Aktien

Mit Diversifikation den Trump-Turbulenzen trotzen

Christian Curac
Christian Curac
19. März 2025