Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 07. – 11.04.2025

DAX

Die globalen Aktienmärkte erlebten in dieser Woche erhebliche Turbulenzen durch die Ankündigung umfassender US-Zölle durch Präsident Donald Trump und verkauften historisch ab. So verzeichnete der S&P 500 Index am letzten Donnerstag die größten Tagesverluste seit 2020! Auch die europäischen Börsen kamen böse unter die Räder. Der DAX gab 8,1 % auf Wochensicht ab und schloss bei 20.641 Punkten. Nach tiefroten Kursen sowohl an der Wall Street wie auch an den asiatischen Märkten heute Morgen dürfte der Abverkauf beim DAX anhalten. Die Future deuten auf einen Abschlag in der Größenordnung von rund 900 Punkten hin. Die Ankündigung von Zöllen durch die US-Regierung könnte den Welthandel schwer beschädigen. Vor allem exportorientierte Unternehmen sowie Technologiewerte, aber auch Finanzwerte waren unter den Verlierern. Der heutige Börsenstart könnte dazu führen, dass der DAX seine Gewinne seit Jahresanfang von rund 18 % vollständig einbüßt. Zudem droht der Rutsch unter die 200-Tage-Linie (aktuell bei 19.950 Punkten). Für diesen Fall drohen weitere Abgaben bis 19.670/19.600 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss bei 4.878 Punkten und verzeichnete mit einem Wochenminus von 8,49 % den stärksten Rückschlag seit Langem. Relativ stabil hielten sich defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter, die lediglich um 0,44 % nachgaben, und Versorger mit einem Rückgang von 0,48 %. Deutlich stärker unter Druck standen hingegen zyklische Bereiche wie Baustoffe, die um 14,69 % fielen, sowie Banken mit einem Wochenverlust von 13,95 %. Charttechnisch betrachtet herrscht Ausnahmezustand: Der Index hat nicht nur die 200-Tage-Linie klar nach unten durchbrochen, sondern ist in der Bewegung auch unter mehrere kurzfristige Unterstützungszonen gefallen. Die Kursverluste haben den Euro Stoxx 50 auf das Niveau vom November 2024 zurückgeführt, womit der gesamte Jahresgewinn aufgezehrt ist. Angesichts der hohen Volatilität und der fehlenden Bodenbildung lassen sich derzeit keine belastbaren Unterstützungs- oder Widerstandsmarken ableiten, technisch bleibt die Lage angespannt und richtungslos. Die neuen US-Strafzölle sowie mögliche Gegenreaktionen verunsichern die Märkte enorm.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 7,9 %. Er schloss bei 38.315 Punkten. Nach gutem Wochenstart beendete die Veröffentlichung der neuen Zollpolitik der USA die gute Stimmung abrupt. Die Dynamik des Ausverkaufs wird sicher in die Geschichtsbücher eingehen – der Dow erreichte nach einem Rückgang von über 10 % seit seinem Verlaufshoch offiziell das Korrekturstadium, der Nasdaq Composite nach einem Rückgang von mehr als 20 % befindet sich an der Schwelle zu einem Bärenmarkt. Die Liste der größten Verluste wird auf Sektorenebene von Energiewerten (-15 %) angeführt. Aber auch Technologiewerte wie Apple, Nvidia oder Meta verloren zweistellig. Mit einem Gap durchbrach der Dow Jones sein bisheriges Jahrestief bei 40.947 Punkten und gleichzeitig auch die Nackenlinie im Bereich von 40.100 Punkten. Er beendete dadurch eine Topformation, die ein Kursziel von 35.000 Punkten signalisiert. Von dort könnte eine technische Gegenbewegung nach oben gestartet werden, die für spekulative Marktteilnehmer interessant sein könnte. Heute im frühen Handel notierte er bereits unter 36.500 Punkte im Tief, was bereits in Nähe zur nächsten Unterstützung dem Verlaufshoch von Ende Dezember 2021 bei 36.367 Punkten liegt. Auch das Verlaufshoch von Anfang August 2023 bei 35.727 Punkten liegt nicht mehr weit weg. Die Markttechnik signalisiert, dass die Korrektur zunächst weit fortgeschritten ist und wir eine technische Gegenbewegung diese Woche starten sollten. Ein Kursziel dieser Gegenbewegung könnte zunächst das Tief bei 40.407 Punkten sein (Schließung des Abwärtsgap vom Freitag).

Bund-Future

Die globalen Rentenmärkte handelten in der letzten Woche vor dem Hintergrund eines globalen Risk-Off-Sentiments angesichts der Ankündigung weitreichender Strafzölle aus den USA fester. Zu Beginn der Woche gerieten Bunds noch unter Druck, da Schlagzeilen über eine Präferenz mehrerer EZB-Mitglieder für eine Pausierung des Zinssenkungszyklus im April kursierten. Diese Schwäche wurde allerdings vor dem Hintergrund von Sorgen über den globalen Wirtschaftsausblick in Kombination mit schwächeren US-Makrodaten revidiert. Der Bund-Future bildete am Freitag ein neues Impulshoch bei 131,48. Zugleich konnte die 38-Tage-Linie bei 129,79 überwunden werden. Damit steigen die Chancen auf eine vollständige Korrektur der März-Tiefs. Neues Ziel auf der Oberseite liegt bei 132,56. Die Indikatoren stehen auf Kauf oder steigen.

Einschätzung

Mit den jüngsten Ankündigungen Trumps zu weitreichenden Strafzöllen wurden die Aktienmärkte quasi auf dem falschen Fuß erwischt. Während es vor allem an den US-Börsen zu teilweise deutlichen Einbußen kam und diese sich seit Jahresanfang im tiefroten Bereich bewegen, büßten die europäischen Börsen ihre Outperformance seit Jahresanfang mittlerweile vollständig ein. Auch für diese Woche erwarten wir weitere Abgaben, bevor sich die Märkte stabilisieren könnten.

 

Stand: 07. April 2025 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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