Angst vor zweiter Inflationswelle eröffnet Chancen bei Anleihen

Warum die Freude über Zinssenkungen verfrüht gewesen sein könnte

Seit Fed-Chef Jerome Powell im Dezember des letzten Jahres die Aussicht auf eine wieder etwas gelockerte Geldpolitik anklingen ließ, war für die Märkte klar, dass die US-Zentralbank die Leitzinsen senken würde. Ganze sechs Zinssenkungen preiste der US-Rentenmarkt für 2024 ein und die erste Senkung in den USA bereits im März galt als ausgemachte Sache.

Seitdem ist viel passiert: Die US-BIP-Zahlen fielen stärker aus als erwartet, die Frachtraten stiegen infolge der Suez-Krise an und die Angst vor einer zweiten Inflationswelle nahm wieder zu. Es zeichnet sich ab, dass die schon eingepreisten, als sicher geltenden Zinsschritte der US-Zentralbank, vielleicht doch nicht mehr so sicher sein könnten. Zumindest vor einer Zinssenkung im März würden wir mittlerweile ein großes Fragezeichen setzen. Stattdessen ist es gut möglich, dass das oft zitierte „higher for longer“, also höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum, mindestens noch bis in den Mai Bestand haben könnte. Darauf wird sich der Markt in den kommenden Monaten einzustellen müssen.

Eine zweite Inflationswelle ist absolut nicht unrealistisch. Da kann es sich die Fed nicht erlauben, ihre Geldpolitik vor April zu lockern. Stattdessen ist in den kommenden Monaten von etwas straffer klingenden Tönen auszugehen. Daher sind auf das Jahr gesehen drei Zinssenkungen anstelle der eingepreisten fünf oder sechs eine erheblich realistischere Erwartung. Die Kurse von Anleihen sollten daher kurzfristig leicht nachgeben. Für erst jetzt investierende Anleger ergeben sich dabei spannende Einstiegskurse.

Anleger, die bereits in Anleihen investiert sind, sollten sich nicht verunsichern zu lassen. Gemessen an den letzten zehn Jahren ist das Zinsniveau nach wie vor hoch. Der eingekaufte Zins stabilisiert das Portfolio und verstetigt die Ausschüttungsströme auf der Ertragsseite. Für Anleger mit frei verfügbarer Liquidität ergibt sich durch die nun erwartbare etwas straffere Positionierung der US-Zentralbank eine Opportunität. Wir sehen nach einer kleinen Schwächephase durch das zu erwartende Auspreisen der bereits gepreisten Zinsschritte ab dem zweiten Quartal wieder schöne Kurschancen bei Anleihen. Wer also plant, seine Rentenpositionen zu verstärken, sollte dann beherzt zugreifen.

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Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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