Anlegen in einer inflationären Welt

Keine rasche Lösung in Sicht

Lange Zeit haben die Notenbanken die Inflation als vorübergehend angesehen – zumindest haben sie dies so behauptet. Dieses „temporäre Phänomen“ schickt sich an, auch in den kommenden Monaten zu bleiben. Für die Geldanlage sei dies ein wichtiger globaler Trend, den es zu beachten gelte und der von verschiedenen Seiten beeinflusst würde. Etwa durch die Energiekrise, sagt Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank: „Die Energiekrise ist nur die Spitze des Eisberges. Der Umbau hin zu erneuerbaren Energien wurde nur halbherzig angegangen. Die Folgen spüren wir mit der Gaskrise am stärksten in Europa. Dadurch werden die Inflationsraten immer stärker befeuert.“

Nicht nur die weiterhin durch die Pandemie gestörten Lieferketten hätten die Inflationsraten in die Höhe getrieben. Die Teuerung sei auch durch die Fiskal- und Geldpolitik sowie die Deglobalisierung mitverursacht worden, die primär von China angetrieben würde. Auf ein rasches Ende lässt sich für Norbert Frey nicht hoffen:„Dass die Inflation uns noch über einen längeren Zeitraum begleitet, dürfte auch im Interesse der Politik sein, denn nur so kann sie die ausufernde Staatsverschuldung drücken.“

Wer in diesem Umfeld sein Geld anlegen wolle oder müsse, sollte über eine höhere Gewichtung des Energiesektors nachdenken. „Vor allem in Europa könnten wir in eine schwere Energiekrise geraten, wovon der Sektor Energie stark profitieren würde.“ Sollten sich die Energiepreise wieder entspannen, dürfte der überwiegende Teil des Aktienengagements gut abschneiden und die Verluste aus der „Energieabsicherung“ mehr als kompensieren. Allerdings sei zu bedenken, dass die Einführung einer Übergewinnsteuer die Energieversorger belasten könne.

„Regional könnten wieder einmal Schwellenländer interessant sein“, so Norbert Frey, „insbesondere aus Lateinamerika und wenn sie energetisch unabhängig sind.“ Daneben halte er Länder für interessant, die Energie in ihrer Währung kaufen könnten, wie dies z. B. bei China der Fall sei. Die USA befänden sich hingegen immer noch in einem Bärenmarkt. „US-Aktien sind erst dann wieder kaufenswert, wenn die Fed damit beginnt, die Zinsen zu lockern oder wenn sich der Dollar abschwächt“, ist Frey überzeugt. Er gehe davon aus, dass die Fed die Zinsen so lange straffen wolle, wie der Arbeitsmarkt in Boomlaune sei. Keine Option sei derzeit auch der europäische Aktienmarkt. „Europa steht mit großer Wahrscheinlichkeit vor einer Rezession. In seinen Aktienmarkt zu investieren, ist daher bis auf selektive Ausnahmen derzeit nicht attraktiv.“

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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