Anleihen funktionieren kaum mehr als Gegenposition

Aktives Management ist gefragt

Schon länger haben Negativzinsen die privaten Anleger erreicht. Rentierte 1990 eine Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit noch bei traumhaften 9,0 % p.a., muss ein Anleger heute 0,6 % dafür bezahlen, diese Anleihe zu halten. Für Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank, übrigens nicht nur ein Phänomen deutscher Staatsanleihen: „55 % aller auf Euro lautenden Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Qualität werden derzeit negativ verzinst“, so Mertens.

Auch wenn die Zentralbanken es sich wünschen, ein Ende der niedrigen Zinsen ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Staaten, die am Tropf der Notenbanken hängen, ist in den letzten Monaten noch einmal rapide angestiegen. Christoph Mertens: „Der gesamte Finanzmarkt hat sich an die kostenlose Liquidität gewöhnt und nutzt dies aus.“ Die Auswirkungen und Konsequenzen werden noch lange zu spüren sein. Mertens weist darauf hin, dass die Effekte auf andere Anlageklassen unübersehbar seien. Sachwerte würden überproportional von billigem Geld profitieren, was bereits zu einer sogenannte „Asset-Preis-Inflation“ geführt hätte.

„In Anbetracht der Effekte dauerhaft niedriger Zinsen müssen wir die Anlageklassen Anleihen neu bewerten“, meint er. Ohne verlässliche positive Erträge habe sie für ihn ihre stabilisierende Wirkung eingebüßt: „Anleihen funktionieren kaum mehr als Gegenposition zu typischerweise volatilen Anlageklassen wie z.B. Aktien. Als im letzten Frühjahr der „Corona-Crash“ die Aktienmärkte erreichte, fielen die Kurse über nahezu alle Anleihensegmente hinweg parallel zu den Aktienindizes.“

Was bedeutet das für die Depots der Anleger?

Anstelle des alten Investment-Ansatzes „buy and hold“ müsse mit Anleihen anders umgegangen werden, meint Mertens: „Anleihen sind nicht etwa tot – ganz und gar nicht. Aber: Um mit Anleihen einen positiven Ergebnisbeitrag zu erzielen, ist zunehmend ein aktiver Investmentansatz notwendig. In unseren Portfolien machen wir das bereits seit einiger Zeit recht erfolgreich so.“ Vor allem institutionelle Kunden dürften für Mertens auch zukünftig nicht auf die Anleihe verzichten: „Es gibt die Opportunitäten im Anleihenmarkt noch, aber es kann etwas länger dauern, bis sie sich zeigen. Es spricht daher alles dafür, sich Anleihen mit einem etwas aktiveren Investmentansatz zu nähern.“

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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