Wird die Unsicherheit in der Welt die Preise treiben?
Wirft man für den Goldpreis einen Blick in die Chartanalyse, dann deutet vieles darauf hin, dass sich die Rallye des vergangenen Jahres auch 2025 fortsetzen könnte. Der 2024 gestartete dynamische Aufwärtstrend ist weiter intakt. Theoretisch wäre sogar ein längerfristiges Kursziel von 3000 US-Dollar pro Feinunze möglich. Dennoch gibt es einige potenzielle Störfaktoren, allen voran die aktuelle Aufwertung des US-Dollars. Gold wird hauptsächlich in US-Dollar gehandelt, daher steigen die Kosten für Käufer außerhalb des US-Dollar-Raums. Dies wiederum drückt auf die Nachfrage. Hinzu kommt, dass die Fed bei ihrer letzten Sitzung ein langsameres Tempo bei Zinssenkungen signalisiert hat. Nun wird für 2025 nur noch mit zwei Zinssenkungen gerechnet statt, wie ursprünglich erwartet, mit vier. Für Gold, das im Gegensatz zu Anleihen keine laufenden Erträge generiert, ist das keine gute Nachricht.
Die entscheidenden Faktoren für den Goldpreis sind jedoch andere. Neben den geopolitischen Entwicklungen im Nahen Osten und in der Ukraine wird sich vor allem die Politik der neuen Regierung Trump auf den Goldpreis auswirken. Es bestehen Bedenken, ob ihre Maßnahmen die Inflation und die Staatsverschuldung in den USA weiter antreiben. Das Vertrauen in die finanzielle Stabilität der USA schwindet und viele Investoren setzen eher auf Gold als auf Anleihen, um ihr Portfolio abzusichern. Auch die Zentralbanken haben in den vergangenen drei Jahren zunehmend US-Bonds verkauft und große Mengen des Edelmetalls beschafft. Allen voran in China und Indien, kauften die Notenbanken seit 2022 fast doppelt so viel Gold wie in den zehn Jahren zuvor. Der Branchenverband World Gold Council (WGC) geht davon aus, dass dieser Trend weiter anhält. Bereits die Hälfte der Käufe im Jahr 2023 würde ausreichen, um sich positiv auf den Goldpreis auszuwirken. Es ist aber von einer deutlich höheren Zentralbanknachfrage im Jahr 2025 auszugehen. Es gibt noch eine andere Gruppe, die die Preise treibt: Gerade in Indien und China kaufen private Anleger mangels anderer Investmentmöglichkeiten in großen Mengen Gold. Indien hat sogar die Importzölle auf Gold gesenkt, was zusätzlich zu einem Anstieg der Nachfrage führt.
Krisen, der neue US-Präsident Donald Trump und die Schwellenländer dürften dem Gold Rückenwind verleihen. Gleichzeitig könnte eine Beruhigung der geopolitischen Lage im Jahresverlauf auch zu kurzfristigen Rücksetzern beim Goldpreis führen. Wir rechnen jedoch mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises, wenn auch weniger spektakulär als 2024. Langfristig bleibt Gold ein wichtiger Sicherheitsanker. Die geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, allen voran in den USA, muss man aber im Auge behalten.