Wenn niedrige Erwartungen auf gute Unternehmensnachrichten treffen
Nachdem Ende Juni die erste Bärenmarktrallye des Jahres eingesetzt hatte, könnte nun die zweite vor der Tür stehen. An den Aktienmärkten ist die Stimmung so schlecht wie lange nicht mehr. Die Inflation steigt weiter und mit ihr die Angst, dass die Fed noch aggressiver agieren und die Konjunktur abwürgen könnte.
In dem aktuell negativen Stimmungsumfeld könnte die anlaufende US-Berichtssaison für einen temporären Marktumschwung sorgen. Im Verlauf der letzten Wochen haben die Marktteilnehmer ihre Erwartungshaltung an die bevorstehende Berichtssaison teilweise deutlich nach unten korrigiert. Die Rezessionstendenzen diesseits und jenseits des Atlantiks sind immer sichtbarer geworden, die Einkaufsmanagerindizes befinden sich im Sinkflug, das Konsumentenvertrauen ist stark rückläufig und die Zinsen steigen dynamisch an.
Gerade die niedrige Erwartungshaltung der Marktteilnehmer könnte jedoch die Grundlage für eine temporäre Gegenbewegung sein. So hat etwa der Getränkegigant Pepsi mit deutlich besseren Zahlen überrascht als erwartet. Die Analysten waren davon ausgegangen, dass die Zurückhaltung der Verbraucher in den Bilanzen zu spüren sein würde. Stattdessen sind Umsatz und Gewinn gestiegen. Der Gewinn sogar um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal des letzten Jahres. Ein positives Indiz. Wir sehen gute Chancen dafür, dass die gerade begonnene Quartalssaison besser ausfallen wird als erwartet.
Auch hinsichtlich der US-Zinspolitik sind kaum negativere Szenarien zu erwarten als die schon bekannten – also eine Anhebung um 75 Basispunkte im November und noch einmal 75 Basispunkte im Dezember. Mehr scheint am Horizont nicht zu drohen.
Dennoch ist Vorsicht geboten: Im ersten echten Bärenmarkt seit mehr als vierzehn Jahren können negative Überraschungen von Seiten nicht ausgeschlossen werden, die aktuell kaum jemand auf dem Schirm hat. Beispielsweise aus der Schieflage von Pensionsfonds in Großbritannien. Trotz allem blicken wir optimistisch nach vorn: Angesichts der niedrigen Erwartungen und möglicherweise gar nicht so schlechten Unternehmenszahlen spricht viel für eine zumindest temporärere Erholung an den Aktienmärkten.