Big Tech und Notenbanken

Big Tech und Notenbanken

Über die Marktdominanz der „Tech-Riesen“ wurde bereits viel geschrieben. Sie ist ein wesentliches Merkmal der Kapitalmärkte heute. Meistens konnten die Tech-Unternehmen ihre hohen Bewertungen auch rechtfertigen und gelegentliche Durchhänger zügig wieder aufholen. Für uns steckt dahinter nicht nur der Treiber KI: Die „Big-Tech“-Unternehmen stehen stellvertretend für die globale Durchdringung aller Lebensbereiche durch Technologie – schon lange vor dem KI-Hype.

Wie viel Finanzkraft in diesen Unternehmen mittlerweile steckt, kann man am Beispiel von Apple ablesen. Bei eingetrübten Wachstumsperspektiven und immer besorgteren Anlegern kündigt Apple „mal eben“ ein Aktienrückkaufsprogramm in der Größenordnung der deutschen „Zeitenwende“ an und der Kurs springt nach oben. Das muss man erst einmal können.

Mit dem starken Anlegerfokus auf die berichteten Zahlen der Technologieriesen sind jedoch auch Sorgen verbunden, gerade wegen der hohen Indexgewichtung. Die hohen Bewertungen haben eine Energie aufgebaut, die sich auch einmal in die falsche Richtung entladen könnte. Danach sieht es nach jetzigem Stand zwar nicht aus, aber die Befürchtungen sind im Markt vorhanden.

Ernüchterung ist stattdessen bei der erwarteten Zinsentwicklung eingetreten. Von einer ganzen Zinssenkungsserie der Fed, die zum Jahreswechsel erwartet worden war, spricht heute niemand mehr. Vielmehr erwartet man erste Zinssenkungen der US-Notenbank frühestens im dritten Quartal – auch mit Auswirkungen auf Europa. Wenn die EZB im Juni wirklich eine erste Zinssenkung vornimmt, wird sie sich der Fed-Gangart nicht ganz entziehen können und eher behutsam agieren.

Für Anlagen in US-Anleihen kann dies demnächst wieder höhere und somit attraktivere Renditen bedeuten. Die Aktienmärkte hingegen haben die veränderten Zinssenkungsprognosen bereits in ihren Kursen verarbeitet – und zwar nicht nur in denen der Technologieunternehmen. Gerade auch in den Branchen jenseits der Tech-Titel gibt es vernünftig bewertete Unternehmen mit gesunden Unternehmenszahlen. Hier sehen wir Kurschancen und Investitionsmöglichkeiten.

Oliver Grass

Oliver Grass

Der Financial Planner (ebs) und Eco Berater (ethische und nachhaltige Kapitalanlage) ist seit 2010 in der Niederlassung Nürnberg und dort für die Verwaltung individueller Mandate und Spezialmandate verantwortlich. Hintergrund war nach Studium und Traineeprogramm (1990) eine jahrelange Tätigkeit im Großbankenbereich. Sein Schwerpunkt liegt in der Vermögensverwaltung für Private und Institutionelle Kunden unter Einbeziehung aller Anlageklassen und Instrumente.

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