Börsen üben den Crash

Gelegenheit für Anleger, ihr Depot zu überprüfen

War das schon ein Crash? Ein Blick nach Japan legt zumindest den Schluss nah: Der Nikkei-Index verzeichnete den größten Tagesverlust seit dem sog. „schwarzen Montag“ im Jahr 1987. In Europa und den USA erholten sich die Kurse zwar wieder ein wenig, doch die Heftigkeit und Geschwindigkeit der Kursverluste machte viele im Markt ratlos. Offensichtlich hatten Marktteilnehmer in großem Stil sogenannte „Carry-Trades“ aufgelöst. Positionen, die günstig in Yen geliehen und in anderen Regionen investiert worden waren. Die Folge waren Verkaufswellen in Europa und den USA, also dort, wo das günstig geliehene Geld investiert worden war.

Die Frage ist nun, ob hinter der Rückabwicklung der Carry-Trades ein Wandel konjunktureller und stimmungstechnischer Rahmenbedingungen steckt. Für risikoorientiertere Anleger könnten die Kursturbulenzen durchaus Chancen für einen dosierten Einstieg bieten, denn nach der crashartigen Marktlage ist auch eine Gegenbewegung möglich – jedenfalls kurzfristig. Wieso also nicht die Kursturbulenzen nutzen und in einem ersten Schritt die eigene Aktienquote leicht erhöhen? Für weniger risikofreudige Anleger, die aufgrund der langen Börsenrallye schon eine Aktienquote jenseits der eigenen Risikopräferenz in ihrem Depot haben, ist die aktuelle Situation aber eher ein Anlass, um zu eruieren, ob ihre momentane Aktienquote wirklich noch mit den eigenen Risikopräferenzen übereinstimmt.

Die Auflösung der Yen Carry Trades hat durchaus fundamentale Gründe: Seit Juli zeichnen die makroökonomischen Daten in den USA ein zunehmend rezessives Bild. So notiert der viel beachtete ISM Einkaufsmanager Index im industriellen Gewerbe seit Juli unter der wichtigen Linie von 50. Auch der US-Arbeitsmarkt stützt dieses eher eingetrübte Stimmungsbild und die Arbeitslosigkeit hat sich um 0,8 Prozentpunkte vom Zyklustief aus nach oben entwickelt. Seit dem zweiten Weltkrieg gab es keinen vergleichbaren Anstieg vom Zyklustief, der nicht in einer Rezession gemündet wäre. Diese rezessiven Anzeichen verdichten sich zunehmend. Unser Rat daher: Vor allem Anleger, die in den letzten Jahren mangels Zinserträgen eher notgedrungen zur Aktie gefunden haben, sollten prüfen, ob nicht doch eine höhere Rentenbeimischung sinnvoll sein könnte. Hier könnten nämlich versteckte Opportunität schlummern, mit denen sich die Schwächen auf der Aktienmarktseite abfedern lassen. Denn die dürften 2025 mit weiterhin hoher Volatilität aufwarten, sollten sich die rezessiven Anzeichen weiter verdichten.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Generalbevollmächtigter, Bereichsleiter Asset Management/Kredit. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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