Helfen Staatsanleihen und Zinssenkungen gegen die Wirtschaftskrise?
Chinas Staatspräsident Xi Jinping ist in Sorge um die chinesische Wirtschaft. Mit dem Politbüro kündigte er nun ein umfangreiches Maßnahmenpaket an, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu stabilisieren. Eine zentrale Rolle sollen darin Staatsanleihen im Wert von etwa 256 Milliarden Euro spielen. Sie sollen sowohl den Konsum als auch die regionalen Regierungen unterstützen.
Zusätzlich plant die Regierung Hilfen für den Immobiliensektor, den eine anhaltende Krise belastet. So will sie neue Gewerbeimmobilien streng kontrollieren, während sie gleichzeitig die Hypothekenzinsen senken und Wohnungsbeschränkungen lockern will. Die chinesische Regierung will so die Konsumlaune der Bevölkerung verbessern. Die hatte zuletzt unter den schwachen Wirtschaftsdaten gelitten.
Ein weiterer Eckpfeiler der jüngsten Maßnahmen ist die gleichzeitige Senkung des Zinssatzes für siebentägige sogenannte Repogeschäfte (Rückkaufvereinbarungen) von 1,7 auf 1,5 % sowie des Mindestreservesatzes der Banken um 0,5 Prozentpunkte. Dass diese Schritte zum ersten Mal seit 10 Jahren parallel erfolgen, unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Lage. Die chinesische Zentralbank erwartet, so etwa 120 Milliarden Euro an zusätzlicher Liquidität in das Finanzsystem zu bringen. Außerdem plant sie, die Reserveanforderungen für Banken im Laufe des Jahres weiter zu senken, um so die Kreditvergabe zu fördern und das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Das würde mehr Spielraum für die Banken bedeuten.
Trotz aller Bemühungen gingen die chinesischen Industriegewinne im August um fast 18 % zurück, was die wirtschaftliche Lage weiter belastet hat. Peking hält dennoch daran fest, für 2024 ein Wirtschaftswachstum von rund 5 % anzustreben. Die jüngsten Maßnahmen sollen Vertrauen in die Wirtschaft zurückbringen. Die Börsen reagierten auch positiv, konkrete Details zu den geplanten Reformen stehen jedoch noch aus. Wenn die Maßnahmen etwas bewirken, dann hätten die momentan sehr günstig bewerteten chinesischen Aktien erhebliches Aufwärtspotenzial. Dabei darf nicht übersehen werden, dass in der Vergangenheit Kursphantasie, die durch geld- und fiskalpolitische Ankündigungen ausgelöst wurde, oft schnell wieder verflogen ist. Sollte das erneut der Fall sein, wären die jüngsten Kursgewinne kaum von langer Dauer.