Peking stutzt den heimischen Börsenstars die Flügel
Während die Börsen in Europa und den USA seit Monaten von einem All-Time-High zum nächsten jagen, sehen wir in Asien – vor allem aber in China – seit März teils deutlich schwächere Kurse. Der CSI 300 büßte seit seinem Hoch im Februar 18 % ein, der Hang Seng fast 20 %.
Für Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, gibt es dafür eine Erklärung: „Vielen Kursrückgängen ging eine Intervention der chinesischen Regierung voraus. Es traf zwar jedes Mal andere Branchen und Unternehmen, aber deren Kurse brachen ein und zogen den Index nach unten.“
Jüngstes Beispiel sei der Beschluss der chinesischen Führung, dass Bildungsanbieter in China künftig keine Gewinne mehr erwirtschaften dürften. Die Aktien der betroffenen Unternehmen verloren bis zu 45 % ihres Werts. Schon vorher war der chinesische Internetgigant Tencent in den Fokus der Regierung geraten, erläutert Behring. Tencents dominante Stellung im Musikmarkt sei der chinesischen Führung schon länger ein Dorn im Auge gewesen: „Die oberste Marktaufsichtsbehörde ordnete an, dass Tencent seine exklusiven Musik-Urheberrechte innerhalb von 30 Tagen abgeben muss. Die Folge: Seit Februar hat sich die Aktie fast halbiert.“
Die Frage sei nun, welche Branche als nächste an der Reihe sei, zumal es nach Marko Behrings Meinung weniger um regulatorische Gründe ginge: „Das chinesische System funktioniert über die Ausübung absoluter staatlicher Kontrolle. Peking ist daher in Sorge wegen der wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Macht großer Internetkonzerne. Um die zu beschneiden, nimmt die Führung fallende Kurse in Kauf.“ Eine nachhaltige Trendwende der Abwärtsspirale sei daher auf kurze Sicht nicht zu erwarten.
Als 2015 und 2018 die asiatischen, und hier vor allem die chinesischen Aktienmärkte angefangen hatten zu schwächeln, habe es nicht lange gedauert, bis diese Entwicklung auch in Europa und den USA spürbar wurde. Gegenwärtig seien für Behring aber keine Anzeichen von Schwäche zu sehen: „Negative Nachrichten aus Asien werden aktuell völlig ausgeblendet.“ Das müsse aber keineswegs so bleiben. „Im Schnitt korrigiert der marktbreite S&P 500 Index alle 178 Tage um mindestens 5 %. Der letzte 5 % Rückgang liegt nun schon mehr als 300 Tage zurück“, so Behring. Auch wenn sich der Markt gegenwärtig noch stabil zeigte, könne daher auch einmal kurzfristig die Luft dünner werden. Marko Behring meint daher: „Wir stehen weiter langfristig positiv zur Aktie, dennoch stellen wir uns aber auf eine erhöhte Volatilität in den nächsten zwei Monaten ein.“