Inflation und Leitzinsen im Fokus
Die besinnliche Zeit wird derzeit an den Märkten durch ein Feuerwerk an Daten und Entscheidungen unterbrochen. Den Anfang haben nun die deutsche und die US-Inflation gemacht: Das Statistische Bundesamt bestätigte einen Rückgang der Inflationsrate im November auf 10,0 %. Im Oktober war mit 10,4 % noch der höchste Stand seit 70 Jahren erreicht worden.
„Treiber der Teuerungsraten sind nach wie vor der starke Anstieg bei den Energiepreisen und bei den Nahrungsmitteln – auch wenn die Energiepreise ein wenig nachgeben“, sagt Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank.
Ebenfalls auf dem Rückzug sei die US-Inflation. Sie sinke bereits zum fünften Mal in Folge und liege nun bei 7,1 %. Dies nähre Hoffnungen, dass die USA den Höhepunkt der Inflationswelle hinter sich haben. Insgesamt habe sich der Preisauftrieb stärker abgeschwächt als erwartet.
Bliebe für Mertens die Frage nach den Notenbanken: „Bestärkt durch die gesunkene Inflationsrate dürfte die Fed die Leitzinsen lediglich um weitere 50 Basispunkte auf 4,5 % anheben. Ähnlich die EZB: von ihr erwarten die Analysten eine Leitzinserhöhung um ebenfalls 50 Basispunkte auf 2,50 %.“
Alles andere wäre eine Überraschung und könnte an den Märkten für Volatilität sorgen. „Besondere Beachtung wird diesmal dem „Kleingedruckten“ geschenkt, also den Protokollen und Pressekonferenzen“, so Mertens: Die Marktteilnehmer interessierten sich noch mehr als sonst für die richtungsweisende Projektion der beiden Notenbanken, beobachtet er. „Vor allem die Zinsprognose der Fed für Ende 2023 wird von Bedeutung sein. An ihr lässt sich möglicherweise ein Signal für den Scheitelpunkt der Zinsentwicklung ablesen.“ Aktuell lägen die Erwartungen für den Höchststand der Leitzinsen für Mitte 2023 bei 5,0 %. Sollte die Prognose der Fed für Ende 2023 darunter liegen, könne dies für Erleichterung bei den Investoren sorgen und die Zinsen für US-Treasuries nach unten drücken – sowie die Aktienkurse nach oben.
Von der EZB würden Aussagen erwartet, ob und wann sie mit dem Abbau der Bilanzsumme beginnt, mahnt Christoph Mertens an: „Ob die bisherige Gangart der EZB ausreicht, um die horrende Inflation zu bekämpfen, wird an den Märkten zumindest bezweifelt.“ Der Entscheidung der Fed komme daher eine deutlich größere Tragweite zu, als der aus Frankfurt – auch wenn der Euro-Raum vor unserer Haustüre liege.