DAX schlägt S&P 500 – ist unsere Wirtschaft auf einmal besser?

Welche Faktoren den aktuellen Unterschied Deutschlands zur Wall Street ausmachen

Seit Jahresbeginn hat der DAX um 15 % zugelegt und der S&P 500 4 % verloren. Dahinter stecken eine strukturelle Wende und ein von starker Unsicherheit geprägtes Umfeld. Die in Deutschland angekündigten umfassenden staatlichen Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung lassen zusätzliches Wachstum erwarten und könnten die Konjunktur anschieben. Hinzu kommen hierzulande ein niedrigeres Zinsniveau, deutlich niedriger bewertete Unternehmen und günstige Einstiegsniveaus.

Unsere Wirtschaft ist aber nicht plötzlich besser als die amerikanische. Das zeigt schon das starke US-Wirtschaftswachstum. Die Börsen reagieren nur empfindlich auf Unsicherheit und verschlechterte Aussichten. Und da belastet die Stärke der letzten Jahre, dynamische Technologietitel, derzeit die Indizes. Das Zögern der Fed, Inflationsängste und die Befürchtung einer möglichen Rezession in den USA machen das Angstszenario perfekt. Es ist aber nicht das erste Mal, dass der DAX seine US-Pendants schlagen kann: So profitierte der DAX 2003 von einer starken wirtschaftlichen Erholung nach der Dotcom-Blase und dem Krieg im Irak. 2005 kam ihm die solide Wirtschaftserholung in Deutschland und Europa nach der Rezession zu Beginn der 2000er Jahre zugute. Und 2012 kämpfte Europa zwar mit der Eurokrise, aber dank der deutschen Automobil- und Industriekonzerne schnitt der exportorientierte DAX gut ab. Der S&P 500 hingegen hatte länger unter der langsamen Erholung nach der Finanzkrise von 2008 zu leiden.

Deutsche und europäische Outperformance ist oft auf ähnliche Faktoren zurückzuführen. Speziell der DAX profitiert immer wieder von seiner Exportorientierung und den hierfür sensiblen Branchen. Diese ist dann auch der Grund, wenn es weniger gut läuft. Starke DAX-Jahre sind oft die nach einer Krise bzw. Rezession gewesen – mit deutlichen Bewertungsunterschieden: Die USA steigen kurzfristig schneller, verharren dann jedoch auf ihren Bewertungsniveaus. Im DAX setzt die Dynamik erst zwei bis drei Jahre nach der Krise ein. Für Anleger könnte sich also ein genauerer Blick auf deutsche Aktien lohnen.

Christoph Mertens

Leiter der Niederlassung Köln. Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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