Ein Blick auf die deutsche Automobilbranche anlässlich der IAA Mobility
Die IAA Mobility in München zeigt die Veränderung der Automobilindustrie: das Gros der neuen Modelle ist elektrisch, Verbrenner sind die Ausnahme, dafür sind so viele Fahrradhersteller zu sehen, dass die Veranstalter der einschlägigen Fahrradmessen schon beginnen zu murren. Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank: „Die deutsche Automobilindustrie hat sich festgelegt und setzt voll auf Elektromobilität. Der Kampf der Antriebskonzepte scheint entschieden zu sein.“
Auch wenn BMW-Chef Oliver Zipse jüngst in einem Interview den Wasserstoffantrieb als eine notwendige weitere Option für die Zukunft erwähnt habe, zeige die Automobilmesse ein recht geschlossenes Bild – und das sei batterieelektrisch. „Die Frage ist nun eher, wie die Hersteller die Elektromobilität in ihrer Produktpalette umgesetzt bekommen, denn der Elektroantrieb ist noch teuer, vor allem die Batterien“, meint Mertens. „Das wird bei manchen Herstellern eine sichtbare Anpassung des Modellportfolios zur Folge haben.“ So setze Mercedes beispielsweise noch mehr auf sein Premium- und Luxussegment, nicht zuletzt, weil sich die traditionell margenschwächeren Einstiegsmodelle kaum profitabel verkaufen ließen. „Synergieeffekte im Sinne von breit einsetzbaren Batterielösungen werden für die Hersteller ein wichtiger Schlüssel werden, um in der Gewinnzone zu bleiben.“
Wobei es derzeit mit den Gewinnen alles andere als schlecht aussähe, was sich auch an den Aktienkursen ablesen ließe: seit Jahresbeginn hätten die Aktien von BMW um 12 Prozent zugelegt, Daimler um 22 Prozent und VW sogar um 36 Prozent. Für eine Branche im Umbruch sei das aller Ehren wert. Mertens traue daher den deutschen Herstellern auch den Wandel zu: „Unsere Autobauer werden den Turnaround schaffen: BMW und Mercedes mit dem Fokus auf das Premiumsegment und VW über die Breite der Massenproduktion. Eine wichtige Frage dabei wird aber sein, wie lange es noch die derzeitige Kaufförderung gibt.“ Sollte die nämlich eines Tages verschwinden, wovon auszugehen sei, wäre die Rechnung für den Endkunden plötzlich eine andere.
Die Automobilindustrie bestehe aber nicht nur aus den Herstellern, gibt Christoph Mertens zu bedenken: „Die Zulieferer trifft der Wandel deutlich härter als die Hersteller. Ihre Kurse haben sich teilweise in Wochen halbiert.“ Es gebe eine Vielzahl kleinerer, nicht börsennotierter Unternehmen, die etwa Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellten und auf absehbare Zeit vor dem Aus stünden: „Manche Regionen in Deutschland sind stark von der Zulieferindustrie geprägt. Hier werden bald Arbeitsplätze verloren gehen. Nachdem die Elektromobilität politisch gewollt ist, sollte die Politik anfangen, Konzepte zu entwickeln, wie sich ein solcher Strukturwandel begleiten lässt.“