Der Ölpreis sinkt. Warum das eine gute und eine schlechte Nachricht ist.

Öl als Fieberthermometer der Wirtschaft

Die Preise für Rohöl gehen zurück. Die Notierungen für das Barrel der Nordseesorte Brent sanken zuletzt von knapp 100 auf unter 94 US-Dollar. Dies ist der tiefste Stand seit Februar dieses Jahres – und damit das Niveau von vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Für Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank, ist dies nur scheinbar eine gute Nachricht: „Der Preisrückgang beim Öl nährt die Hoffnung auf ein Ende der extremen Energiepreise und damit auf eine langsame Entlastung der Verbraucher und ganzer Industriesektoren.“ Dies sei die positive Nachricht. Der Rückgang des Ölpreises könne aber auch in einem anderen Licht gesehen werden. Die Gründe für den Rückgang seien vielschichtig und gründeten mehrheitlich in den Rezessionssorgen der Markteilnehmer. „Ist der Ölpreis hoch, brummt die Wirtschaft“, so Mertens. „Kühlt sich die Wirtschaft ab, drückt dies, historisch gesehen, den Ölpreis nach unten.“ Sonderfaktoren wie geopolitische Ereignisse könnten diesen Mechanismus zusätzlich beeinflussen.

So seien es vor allem die jüngsten Nachrichten zur konjunkturellen Lage in der Welt gewesen, die den Rückgang des „Fieberthermometers Ölpreis“ beeinflusst hätten. „Enttäuschende Konjunkturdaten aus China haben zu Beginn der Woche auf den Preis gedrückt“, erläutert Christoph Mertens. Auch die niedriger als erwartet ausgefallene Industrieproduktion sowie schwache Einzelhandelsumsätze und Immobiliendaten würden zu Verunsicherung führen. Zudem habe die chinesische Zentralbank überraschend ihren Leitzins gesenkt und damit ihre Sorge um die Konjunktur signalisiert. Aber auch aus den USA seien unerfreuliche Konjunkturdaten gemeldet worden. So sei der Empire Manufacturing Index, der die Geschäftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe spiegelt, entgegen den Erwartungen im August eingebrochen. Rezessionssorgen würden derzeit stetig neue Nahrung erhalten.

Und auch die weltpolitische Bühne leiste ihren Beitrag, wie etwa die Wiederaufnahme der Gespräche zur Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Iran. Nähmen der Iran und die Vereinigten Staaten ein Vermittlungsangebot der Europäischen Union an, das die Aufhebung der Sanktionen gegen iranische Ölexporte beinhaltet, dürfte wieder mehr Öl auf den Markt kommen. Der Blick in die weiter entfernte Zukunft, werfe noch Grundsätzlicheres auf, so Mertens: „Die Frage ist, welchen Stellenwert Öl in kommenden Wirtschaftsperioden einnimmt. Das wachsende Verantwortungsbewusstsein sowie der Wunsch nach weniger Abhängigkeit zielen auf den Verzicht auf fossile Energieträger ab.“ Große Teile des Ölkonsums zu ersetzen und durch ökologische Lösungen aufzufangen, sei daher eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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