Der Schwerpunkt der Weltwirtschaft rückt weiter nach Osten

Die Emanzipation Asiens verlangt eine klare Haltung Europas

Nahezu unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit hat sich in Asien die größte Freihandelszone der Welt gebildet. 15 Regierungschefs und Minister aus Asien und Ozeanien haben RCEP unterschrieben, die Regional Comprehensive Economic Partnership. Für Martina Hauck, Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank, markiert das Abkommen nicht weniger als den Beginn einer neuen Ära: „Während Europa und die USA mit Wahlen und der Corona-Pandemie beschäftigt sind, hat China einen der weltgrößten Freihandelsverträge geschlossen, der seine Vormachtstellung nicht nur sichert, sondern ausbaut.“ Mit dieser Vereinbarung haben sich die Staaten des asiatisch-pazifischen Raumes von Australien über China, Japan, Südkorea bis Vietnam auf eine engere Zusammenarbeit geeinigt. Indien, das bevölkerungsreichste Land der Erde, war aus den Verhandlungen wegen vermuteter Nachteile für die indische Wirtschaft ausgetreten „Dass solch ein Abkommen trotz der vielen historischen Spannungen und tagespolitischen Konflikte möglich war, ist es ein bemerkenswerter Schritt“, so Martina Hauck. Sie skizziert die Größenordnung des Vertrags: „Die 15 RCEP-Mitgliedsstaaten vereinen rund 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und betreffen mehr als 2 Mrd. Einwohner im Asien-Pazifik-Raum. Der Schwerpunkt der Weltwirtschaft rückt weiter nach Osten.“ Mit dem Abkommen werden Zölle auf 90 Prozent der gehandelten Güter abgeschafft. Zwei Drittel des Dienstleistungssektors sollen sogar vollständig geöffnet werden.
Für die bisher oft uneins auftretende Region ist das ein bemerkenswerter Schritt. „RCEP sendet ein deutliches Zeichen an die USA und Europa, dass auch Asien auf Produktion im eigenen Raum setzt“, erklärt Martina Hauck. Sie sieht, dass es für einige westliche Importeure zukünftig schwierig werden könnte: „Am Freihandel darf nur partizipieren, wer auch in der Freihandelszone produziert. Der deutschen Automobilindustrie dürfte bewusst sein, was das bedeutet.“

Auf dem Abkommen ruhen in der Region nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Erwartungen. So hofft man in Australien etwa, dass vor allem China sich auch dem Geiste des Abkommens verpflichtet fühlt und sich künftig etwas enger an Absprachen hält.

„China hat das Vakuum genutzt, das die USA mit dem Kündigen des TPP-Vertrages hinterlassen haben“, so Martina Hauck. Für Europa sieht sie nur eine begrenzte Zahl von Handlungsalternativen: „Die EU muss sich zwischen zwei Optionen entscheiden: entweder sie versucht, irgendwie am RCEP zu partizipieren oder sie bildet zusammen mit den USA und Indien einen Gegenpol dazu. Für beide Optionen muss Europa aber aktiv werden – und am besten schon bald.“

Martina Hauck

Martina Hauck

Die Diplom-Kauffrau und Bankbetriebswirtin, ist seit 2010 in bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft tätig. Im Jahr 2016 wechselte sie in das Fondsmanagement. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört seitdem das Fonds- und Marktresearch sowie die Vertriebsunterstützung.

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